Der Weltkrieg am 10. November 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Karte zum 1. Weltkrieg: Tirol und Venezien

 Der deutsche Heeresbericht:

Asiago im Brenta-Tal genommen

Jagdflieger 1. Weltkrieg: Leutnant Lothar Freiherr v. Richthofen
Leutnant Lothar Freiherr v. Richthofen

Großes Hauptquartier, 10. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Heftiges Trommelfeuer ging englischen Vorstößen voraus, die nordöstlich von Poelkapelle nach Tageseinbruch einsetzten. Sie wurden im Nahkampf abgewiesen. Längs der Yser und vom Houthoulster Walde bis Zandvoorde steigerte sich die Tätigkeit der Artillerien am Nachmittage wieder zu großer Heftigkeit.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Niedersächsische und Gardebataillone mit Pionieren und Teilen eines Sturmbataillons entrissen nach kräftiger Feuervorbereitung durch Artillerie und Minenwerfer den Franzosen Stellungen im Chaume-Walde. Starke bis in die Nacht hinein wiederholte Gegenangriffe des Feindes brachen verlustreich zusammen. 240 Gefangene, darunter 7 Offiziere, blieben in unserer Hand.
Leutnant Freiherr v. Richthofen errang seinen 25. Luftsieg.
Östlicher Kriegsschauplatz und mazedonische Front:
Nichts Besonderes.
Italienische Front:
Österreichisch-ungarische Truppen drangen im Val Sugana und im oberen Piave-Tal vor. Nach erbitterten Straßenkämpfen wurde Asiago genommen.
Italienische Nachhuten, die sich am Gebirgsrande und in der Ebene an den Flußläufen westlich von der Livenza erneut zum Kampfe stellten, wurden geworfen.
Von Susegana abwärts bis zum Meere haben die verbündeten Armeen die Piave erreicht.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die erfolgreichen Gebirgskämpfe in Venetien

Wien, 10. November.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Der große Waffengang in Venetien führt die Verbündeten immer tiefer in das feindliche Land, starke österreichisch-ungarische und deutsche Streitkräfte stehen an der unteren Piave. Feindliche Nachhuten sind geworfen worden, wo sie sich stellten. Nach zehntägigen schweren Gebirgskämpfen, die mit der Erstürmung des Monte Paralba begannen und mit der Einnahme der das oberste Piave-Tal beherrschenden Berggruppen ihren Höhepunkt erreichten, gewann gestern die k. und k. 94. Infanteriedivision Vigo und Pieve di Cadore. Die Division, deren Kampfkraft und zähes Durchhalten die größten Schwierigkeiten überwand, brachte insgesamt 10000 Mann, 94 Geschütze und unzählige Maschinengewehre und Minenwerfer ein. Im Cordevole-Tal ist Agordo besetzt worden. Der Niederbruch der alten italienischen Front erstreckt sich nun auch auf das Suganer Tal und den Ostteil der Sieben Gemeinden. Die Truppen des Feldmarschalls Conrad drangen östlich von Borgo gegen die Grenze vor und bemächtigten sich in erbitterten Straßenkämpfen der Stadt Asiago.
An der russischen und rumänischen Front und in Albanien ist die Lage unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

Zurück zur Seite:
Italienischer Kriegsschauplatz 1917

 

Kaiser Karl aus Ertrinkungsgefahr gerettet

Kaiser Karl von Österreich

Kaiser Karl von Österreich

Görz, 10. November. 
Der Kaiser von Österreich hatte heute mit dem König von Bulgarien in Görz und Palmanova geweilt. Bei der Rückfahrt blieb das Auto des Kaisers beim Versuche, einen der den Isonzo begleitenden Torrenten zu übersetzen, stecken. Das Auto konnte nicht aus dem Flußbett herausgebracht werden. Der Leibjäger und der Gardewachtmeister trachteten daher, den Kaiser an das Ufer zu tragen. Hierbei brach die Wehr, auf der der Leibjäger stand, ein, und der Leibjäger wurde weggeschwemmt. Der Kaiser ließ den Leibjäger in dieser Lebensgefahr nicht los und wurde hierbei gleichfalls von den hochgehenden Fluten des Stromes abgetrieben, mit ihm der gleichfalls schon erwähnte Gardewachtmeister Bomek. Der Kaiser wurde mit den beiden auf eine längere Strecke fortgetrieben. Dank der aufopfernden, beispiellos treuen Haltung seiner Begleitung, allen voran des Prinzen Felix von Parma, der sich sofort in den Fluß warf, wurde der Kaiser nach längeren Bemühungen wieder ans Land gebracht. Der Kaiser befindet sich wohl.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 10. November.
Mazedonische Front:
An der ganzen Front Störungsfeuer, das zeitweise westlich Bitolia, an der Moglena, südlich von der Belasitza und nahe der unteren Struma heftiger wurde. Feindliche Erkundungsabteilungen wurden durch Feuer verjagt.
Dobrudschafront:
Östlich Galatz Artilleriefeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 10. November.
Kaukasusfront: Am linken Flügel wurde der Versuch eines feindlichen Überfalles vereitelt. Eine Anzahl Gewehre, Handgranaten sowie vier verwundete Gefangene fielen in unsere Hand.
Sinaifront: Am 9. November ist eine Kampfpause eingetreten; feindliche Angriffe erfolgten nicht.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1917

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

© 2005 stahlgewitter.com