Der Weltkrieg am 16. August 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg: Französisches Artilleriefeuer gegen die Kathedrale von St. Quentin
Französisches Artilleriefeuer gegen die Kathedrale von St. Quentin

 Der deutsche Heeresbericht:

Die zweite große Schlacht in Flandern entbrannt

Die Kathedrale von Saint Quentin von den Franzosen in Brand geschossen Die Russen und Rumänen über den Sereth zurückgeworfen

Großes Hauptquartier, 16. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern ist die zweite große Schlacht entbrannt.
Der Artilleriekampf nahm gestern an der Küste und zwischen Yser und Deule wieder äußerste Heftigkeit an, wurde während der Nacht unvermindert fortgeführt und steigerte sich heute früh zum Trommelfeuer. Hinter dichten Feuerwellen trat dann die englische Infanterie zwischen Bixschoote und Wytschaete in 18 Kilometer Frontbreite zum Angriff an.
Im Artois griffen die Engländer zwischen Hulluch und Lens schon gestern morgen mit den vier kanadischen Divisionen an. Sie drangen nach stärkster Feuerwirkung in unsere erste Stellung ein und suchten durch dauernden Nachschub frischer Kräfte die Einbruchsstelle beiderseits von Loos zu vertiefen. Nach aufgefundenen Befehlen war das Ziel ihres Angriffs das 4 Kilometer hinter unserer Front gelegene Dorf Vendin-le-Vieil.
In tagsüber währenden, erbitterten Kämpfen drängten unsere Truppen durch Gegenangriffe den eingebrochenen Feind bis über die dritte Linie unserer ersten Stellung wieder zurück. Der Gewinn der Engländer ist gering; in neuen Angriffen, die sich bis zu elfmal wiederholten, versuchte der zähe Gegner am Abend nochmals sein Glück. Vor unserer Kampflinie brachen die feindlichen Sturmwellen zusammen. Südlich von Hulluch und westlich von Lens wurde der Angreifer, der an allen Stellen des Kampffeldes schwerste Verluste erlitten hat, abgewiesen.
Bei St. Quentin entfalteten die Franzosen nachmittags besonders lebhafte Feuertätigkeit. Es gelang ihnen, mit etwa 3000 Schuß auf die innere Stadt, das Pfarrhaus in Brand zu schießen. Von dort sprang das Feuer auf die Kathedrale über, die seit 8 Uhr 30 Min. abends in Flammen steht.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Im mittleren Teil des Chemin-des-Dames herrschte tagsüber lebhafte Kampftätigkeit der Artillerien. Nachdem schon morgens ein Vorstoß gescheitert war, setzten am Abend starke französische Angriffe zwischen Cerny und Gehöft Hurtebise in etwa 5 Kilometer Breite ein.
Die Angriffe wiederholten sich; hin- und herwogender Kampf tobte bis in die Nacht. Wir blieben voll im Besitz unserer Stellungen; die vergeblichen Anläufe haben dem Gegner viel Blt gekostet.
An der Nordfront von Verdun nahm der Artilleriekampf vormittags wieder große Stärke an; französischeres wurde er aber nicht mit der Heftigkeit geführt, wie am 12 und 13. August.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Die Lage ist unverändert.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In Verfolgungsgefechten brachen deutsche und österreichisch-ungarische Truppen mehrfach den Widerstand feindlicher Nachhuten im Gebirge südlich des Trotusultales.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Nördlich von Stracani und Pancin wehrten preußische und bayerische Regimenter erfolgreich zahlreiche Angriffe der Rumänen und neu herangeführter russischer Kräfte ab. Am Sereth wurde der noch auf dem Westufer haltende Feind durch kraftvollen Angriff unserer Truppen über den Fluß zurückgeworfen. - 54 Offiziere, dabei auch französische, 3500 Mann, 16 Geschütze und über 50 Maschinengewehre blieben in unserer Hand.
Mazedonische Front: 
Nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Der englische Ansturm in Flandern verlustreich zerschellt

Berlin, 16. August, abends. (Amtlich.)
Der feindliche Ansturm in Flandern, der sich seitlich noch bis auf 30 Kilometer Breite ausdehnte, ist verlustreich zerschellt.
Nur bei Drie-Grachten am Yser-Kanal und bei Langemarck hat der Gegner örtliche Erfolge errungen, hier wird noch gekämpft.
Von St. Julien, nordöstlich von Ypern, bis Warneton an der Lys ist der Feind überall restlos zurückgeworfen.
Im Artois und bei Verdun starker Feuerkampf.
Im Osten nichts Wesentliches.
1)

 

Der Fliegerangriff auf Frankfurt a. M.

Berlin, 16. August.
Am 12. August abends gegen ½8 Uhr erschien wiederum ein feindliches Flugzeug über Frankfurt. Es ließ über der Stadt wahllos 5 Bomben fallen, die 2 Männer, 1 Frau und 1 Kind töteten und mehrere Personen verletzten. Da Frankfurt eine offene Stadt ist und viel zu weit von der Front entfernt liegt, um als Bahnknotenpunkt irgendeine Bedeutung für die kriegerischen Ereignisse an der Front zu haben, so kann man für die abermalige Bewerfung Frankfurts keinen anderen Grund finden, als die Freude an sinnloser Tötung und Lorbeeren durch einen Bombenflug in das deutsche Heimatgebiet. Diese Hoffnung hat sich allerdings nicht verwirklicht: das feindliche Flugzeug wurde auf dem Rückfluge durch deutsche Flieger über dem Heimatgebiet gestellt und abgeschossen.
1)

 

U-Boots-Angriff auf Homs in Tripolis

Berlin, 16. August. (Amtlich.)
Eines unserer im Mittelmeer operierenden Unterseeboot hat am 30. Juli militärische Anlagen von Homs (Tripolis) mit beobachteter guter Wirkung unter Feuer genommen. Das lebhafte Abwehrfeuer mehrerer feindlicher Küstenbatterien blieb erfolglos.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 16. August.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Östlich von Marasesci warfen deutsche Regimenter den Feind über den Sereth zurück, wobei sie über 3500 Gefangene, 16 Geschütze und über 50 Maschinengewehre einbrachten. Bei Stracani scheiterten schwere, durch erhebliche Verstärkungen genährte Feindesangriffe.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
An der oberen Susita wich der Gegner auf die Höhen westlich von Racoasa und östlich von Soveja. Honvedregimenter entrissen ihm den Mt. Rosboiului.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 16. August.
Mazedonische Front:
Nördlich von Bitolia kurze Feuerwirbel. Eine feindliche Erkundungsabteilung wurde durch Handbomben zurückgeschlagen. Im Cerna-Bogen stellenweise lebhaftes Gewehrfeuer zwischen Posten und kurze Artilleriefeuerwirbel. In der Moalenagegend und südlich von Dojran Artilleriefeuer, das etwas lebhafter an der unteren Struma war. Erkundungsabteilungen und Kavallerietrupps wurden durch unsere Sicherungstruppen vertrieben.
Rumänische Front:
Bei Mahmudia spärliches Gewehrfeuer, bei Tulcea und in der Gegend von Isaccea schwaches Artilleriefeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 16. August.
Irakfront: Am Euphrat wurde eine feindliche Aufklärungsabteilung (zwei Panzerautos und 70 Mann) durch unsere Reiter zum Zurückgehen gezwungen.
An der Sinaifront Patrouillentätigkeit.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1917

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

© 2005 stahlgewitter.com