Der Weltkrieg am 17. August 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Siegreiche Abwehr der englischen Angriffe in Flandern

Manfred von Richthofen
v. Richthofen


Dostler

Großes Hauptquartier, 17. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Ein neuer, der zweite Großkampftag der Flandernschlacht, ist zu unseren Gunsten entschieden; dank der Tapferkeit aller Waffen, dank der nie versagenden Angriffskraft unserer unvergleichlichen deutschen Infanterie.
Nach einstündigem Trommelfeuer brach am Morgen des 16. August die Blüte des englischen Heeres, auf dem nördlichen Flügel begleitet von französischen Kräften, tiefgestaffelt zum Angriff vor. Auf 30 Kilometer Front von der Yser bis zur Lys tobte tagsüber die Schlacht. Der an den Yser-Kanal bei Drie-Grachten vorgeschobene Posten wurde überrannt; der Feind erkämpfte sich auch das nördlich und östlich von Bixschoote von unseren Sicherungen schrittweise aufgegebene Vorfeld der Kampfstellung am Martje-Vaart.
Die Engländer durchstießen bei Langemarck unsere Linien und drangen, Verstärkungen nachschiebend, bis Poelkapelle vor. Hier traf sie der Gegenangriff unserer Kampfreserven. In unwiderstehlichem Ansturm wurden die vorderen Teile des Feindes überwältigt, seine hinteren Staffeln zurückgeworfen. Am Abend war nach zähem Ringen auch Langemarck und unsere verlorene Stellung wieder in unserer Hand.
Auch bei St. Julien und an zahlreichen Stellen weiter südlich bis Warneton drang der Gegner, dessen zerschlagene Angriffstruppen durch immer neue Kräfte ergänzt wurden, in unsere Kampfzone ein. Die Infanterie fing den gewaltigen Stoß überall auf und warf den Feind unter enger Mitwirkung der Artillerie und Flieger wieder zurück. An den von Roulers und Menin auf Ypern führenden Straßen drang sie über unsere alte Stellung hinaus in erfolgreichem Angriff vor.
In allen anderen Abschnitten des weiten Schlachtfeldes brach der englische Ansturm vor unseren Hindernissen zusammen. Trotz schwerster Opfer haben die Engländer nichts erreicht Wir haben in der Abwehr einen vollen Sieg errungen. Unerschüttert, in gehobener Stimmung steht unsere Front zu neuen Kämpfen bereit!
Im Artois griffen die Engländer gegen Abend bei Loos wiederum heftig an; örtliche Einbrüche wurden durch kraftvolle Gegenstöße wettgemacht.
St. Quentin lag weiter unter französischem Feuer; der Dachstuhl der Kathedrale ist eingestürzt, das Innere des historischen Bauwerks ausgebrannt.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
An der Aisne scheiterten Teilangriffe der Franzosen östlich von Cerny. Bei Verdun entwickelte
sich die Artillerieschlacht mittags wieder zu höchster Stärke; der Feind griff bisher nicht an. Auf dem Ostufer der Maas brachen kampfbewährte badische Regimenter überraschend in den Caurièreswald vor, zerstörten die feindlichen Angriffsarbeiten und kehrten mit mehr als 600 Gefangenen von 3 französischen Divisionen zurück.
16 feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen; Rittmeister Freiherr  hat den 58., Oberleutnant Dostler den 25. Luftsieg davongetragen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Keine größeren Kampfhandlungen; vielfach auflebende Artillerietätigkeit und Vorfeldgefechte.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Nördlich von Holda an der Bistritza und südlich des Trotusulta.es spielten sich für uns erfolgreiche Teilkämpfe ab.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Rumänisch-russische Vorstöße nördlich von Focsani und am unteren Sereth schlugen verlustreich fehl.
Mazedonische Front: 
Nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

Der 1. Weltkrieg: Das Innere der zerstörten Kathedrale von St. Quentin
Das Innere der zerstörten Kathedrale von St. Quentin

 

Artilleriekampf in Flandern und bei Verdun

Berlin, 17. August, abends. (Amtlich.)
In Flandern und bei Verdun nur Artilleriekampf in wechselnder Stärke.
In St. Quentin stehen die Häuser in nächster Umgebung der Kathedrale noch in Brand, die anhaltende Beschießung durch die Franzosen erweitert den Feuerherd.
Im Osten nichts Besonderes.
1)

 

Zusammenstoß deutscher Seestreitkräfte mit feindlichen Kreuzern und Zerstörern

Berlin, 17. August. (Amtlich.)
In der Nordsee stieß am 16. August eine unserer Sicherungspatrouillen an der Grenze des englischen Sperrgebietes auf feindliche Kreuzer und Zerstörer und griff sie an. Der Feind, der in starker Übermacht war, drehte in unserem gutliegenden Feuer ab und entzog sich dem Gefecht mit größter Eile. Wir haben keinen Verlust.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 17. August.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Rumänien keine Änderung.
Die Gesamtbeute seit Beginn der Kämpfe nördlich von Focsani beträgt 200 gefangene Offiziere, über 11000 Mann, 1l8 Maschinengewehre und 35 Geschütze. Südlich von Grozesci warfen Honvedtruppen und k. u. k. Kavallerie zu Fuß den Feind in schneidigen Angriffen weiter zurück. Es wurden hierbei 45 Offiziere, 1600 Mann, 18 Maschinengewehre und 1 Geschütz eingebracht. Die 8. Kompagnie des Trenczener Honvedregiments Nr. 15 führte allein 600 Gefangene ab. Auf der Höhe nördlich von Holda an der Bistritza schlugen Abteilungen des Szegeder Honvedregiments Nr. 302 ein angreifendes russisches Bataillon in die Flucht, wobei viel Kriegsgerät in unseren Händen blieb.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 17. August.
Mazedonische Front:
Östlich vom Prespasee und nördlich von Bitolia schwaches Artilleriefeuer. Im Cerna-Bogen östlich von Makowo heftiges Artilleriefeuer. Östlich der Cerna und in der Moglena war die Tätigkeit der Artillerie etwas lebhafter. Im Wardartale und westlich vom Dojransee schwaches Artilleriefeuer.
Rumänische Front:
Östlich von Mahmudia gegenseitige Beschießung der Vorposten.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 17. August.
In Persien gingen nordöstlich von Serdascht 2 russische Eskadrons gegen unsere Abteilung bei Schikisse vor. Auf den Pferden der Kavalleristen war noch je 1 Infanterist aufgesessen. Nach einstündigem Gefecht ging der Feind zurück nach einem Verlust von 4 Toten und 10 Verwundeten. Unsere Patrouillen folgten und stellten den Rückmarsch der feindlichen Bataillone fest. Nördlich Rewandus hatten unsere Grenztruppen ein fünfstündiges Gefecht mit 300 Russen, die zurückgingen.
An der Sinaifront mäßiges Artilleriefeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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