Der Weltkrieg am 20. Juli 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Durchstoßung der russischen Front bei Zloczow

Großes Hauptquartier, 20. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern erreichte nach regnerischem Vormittag, der vorübergehend ein Nachlassen der Kampftätigkeit zur Folge hatte, die Artillerieschlacht von Mittag an wieder äußerste Heftigkeit.
Feindliche Vorstöße bei Lombartzyde und östlich von Messines scheiterten.
An der Artoisfront lebhafte Feuertätigkeit zwischen La Bassée-Kanal und Lens, besonders südöstlich von Loos.
Bei Gavrelle nachts vorstoßende englische Bataillone wurden zurückgeworfen.
Auch bei Monchy griffen nach heftiger Feuerwelle die Engländer erneut an, ohne weitere Erfolge zu erziehen.
Südwestlich von St. Quentin erlitten die Franzosen bei dreimaligem, vergeblichem Angriff gegen die von uns gewonnenen Gräben blutige Verluste.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Nordwestlich von Craonne nahmen märkische und Gardetruppen nach kurzer, starker Feuerwirkung Teile der französischen Stellung auf dem Winterberg. Der Feind leistete erbitterten Widerstand und hatte schwere Verluste. Über 375 Mann sind gefangen, zahlreiche Grabenwaffen als Beute eingebracht worden. Erst abends setzten Gegenangriffe der Franzosen ein; sie führten zu schweren nächtlichen Kämpfen, bei denen einige der von uns gewonnenen Gräben wieder aufgegeben wurden.
Bei den anderen Armeen, auch der Heeresgruppe Herzog Albrecht, außer einigen für uns günstig verlaufenen Vorfeldgefechten keine besonderen Ereignisse.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Am 1. Juli hatte die russische Regierung in Ostgalizien einen Teil des russischen Heeres zur Offensive geführt, die nach spärlichen Anfangserfolgen infolge ungeheurer Verluste bald ins Stocken kam. Der russische Soldat, dessen Wunsch nach Frieden an fast allen Stellen unserer Front in Annäherungsversuchen Ausdruck fand, war wieder umsonst für die Entente geopfert worden.
In Erwiderung des Angriffs der Russen haben unsere Truppen gestern einen Gegenangriff begonnen.
Unter persönlicher Leitung des prinzlichen Oberbefehlshabers brachen deutsche Armeekorps nach wirkungsvoller Feuervorbereitung durch deutsche und österreichisch-ungarische Artillerie gegen die russischen Stellungen zwischen Sereth und Zlota Lipa vor und stießen über drei starke Verteidigungszonen durch. Der Feind hatte schwere blutige Verluste und wich in Auflösung zurück. Bis zum Nachmittag waren einige tausend Gefangene gemeldet.
Bei Jacobstadt, Dünaburg und Smorgon sowie längs des Stochod und von der Zlota Lipa bis südlich des Dnjestr nahm die Feuertätigkeit teilweise erheblich zu. Eigene Vorstöße und gewaltsame Erkundungen führten mehrfach zu schönen Teilerfolgen.
Bei Nowica an der Lomnica sind neue starke russische Angriffe verlustreich abgeschlagen worden.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In den Nordkarpathen stärkeres Feuer als in letzter Zeit. Auch in den Bergen östlich des Beckens von Kezdivasarhely hat sich die Gefechtstätigkeit gesteigert.
Bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen und an der mazedonischen Front nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

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Ostfront 1917

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 20. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Herausgefordert durch die von den Westmächten und Amerika gegen den Willen des russischen Volkes erzwungene feindliche Offensive schritten gestern früh die Verbündeten in Ostgalizien zum Gegenangriff. Um 5 Uhr 30 Minuten früh traten zwischen dem Raum von Zborow und dem Sereth die deutschen und österreichisch-ungarischen Batterien zu gewaltiger Wirkung in Tätigkeit. In den Vormittagsstunden folgte der Sturmangriff der von k. u. k. Abteilungen begleiteten deutschen Infanterie. Die siegreichen Angreifer stießen durch drei stark ausgebaute Linien; die Russen wichen in voller Auflösung, zahlreiche Tote und Schwerverwundete auf dem Schlachtfelde zurücklassend. An Gefangenen waren bis gestern abend einige Tausend gemeldet. In den anderen Abschnitten der galizischen Front kam es zu einer Reihe kleiner, für die verbündeten Waffen erfolgreicher Kampfhandlungen. Bei Nowica, südlich von Kalusz, erstickten russische Angriffe im Artilleriefeuer der Verteidiger. In den Karpathen erhob sich das feindliche Geschützfeuer stellenweise über das gewöhnliche Maß.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Am Isonzo beiderseits erhöhte Artillerietätigkeit.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 20. Juli.
Sinaifront: Unterstützt durch unsere schwere Artillerie, die lebhaftes Feuer auf die feindlichen Gräben richtete, unternahm eine Abteilung einen Erkundungsvorstoß bis zur Linie Kos- El Basal-Abu-Sukeban. Der feindliche Bahnbau wurde unter wirksames Artilleriefeuer genommen. Nachmittags versuchte eine englische Kavalleriedivision mit Artillerie nördlich von Abi-Galsun aus zweimal gegen unsere Abteilungen vorzugehen. Sie wurde beide Male durch unsere Artillerie verlustreich abgewiesen und zog sich hinter den Madi Schenek zurück.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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