Der Weltkrieg am 21. Juli 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT


Erbeutete russische Panzerwagen auf dem Marktplatz von Zloczow

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Straße Zloczow-Tarnopol überschritten

Großes Hauptquartier, 21. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern tobte auch gestern der Feuerkampf in nur zeitweilig nachlassender Heftigkeit.
Im Artois steigerte sich die Artillerietätigkeit vormittags zwischen La Bassée-Kanal und Lens, nachmittags auch auf beiden Ufern der Scarpe.
Wie in den Vortagen blieben Vorstöße starker Erkundungsabteilungen gegen mehrere Stellen unserer Front für den Feind ergebnislos.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Nur im mittleren Teil des Chemin-des-Dames war die Feuertätigkeit stark; französische Angriffe sind bisher nicht erfolgt.
Dagegen drangen abends Teile eines westfälischen Regiments in die feindliche Stellung, überwältigten die Besatzung und kehrten heute früh mit 100 Franzosen von dem kühnen Handstreich vollzählig wieder in unsere Stellung zurück.
Auch bei Fort de la Pompelle (südöstlich von Reims) und auf beiden Maasufern brachten Erkundungen durch frisches Draufgehen eine größere Zahl von Gefangenen ein.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Unsere Angriffsbewegung in Ostgalizien hat den beabsichtigten Verlauf genommen.
Hinter den eilig zurückgehenden russischen Kräften, von denen nur Teile sich bisher zu Nachhutkämpfen stellten, haben unsere Truppen in ungestümem Nachdrängen in 40 Kilometer Breite die Straße Zloczow-Tarnopol beiderseits von Jezierna überschritten. Wo der Feind standhielt, ist er in raschem Ansturm geworfen worden; wie in früheren Jahren künden brennende Ortschaften und große Zerstörungen den Weg, den die Russen genommen haben.
Weitere Kämpfe werden erwartet.
Nördlich von Brzezany nahmen österreichisch-ungarische Truppen die am 1. Juli verlorenen Stellungen nach hartem Kampf zurück.
Nördlich des Dnjestr scheiterten Vorstöße der Russen vor unseren Linien. Südlich des Flusses wurde der Feind aus Babin geworfen; bei Nowice stürmten deutsche und österreichisch-ungarische Regimenter die russischen Höhenstellungen trotz hartnäckiger Gegenwehr.
Vom Stochod bis zur Ostsee steigerte sich vielfach die Feuertätigkeit; besondere Stärke erreichte sie zwischen Krewo und Smorgon und bei Dünaburg.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Im nördlichen Teil der Waldkarpathen hat das lebhafte Feuer angehalten.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Am unteren Sereth sind die Russen und Rumänen tätiger als bisher. Ein eigener Vorstoß an der Rimniculmündung brachte uns 80 Rumänen und mehrere Maschinengewehre ein.
An der mazedonischen Front ist die Lage unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Unsere Truppen vor Tarnopol

Berlin, 21. Juli, abends. (Amtlich.)
Unsere Truppen stehen vor Tarnopol.

 

Im Juni 1016000 Tonnen Frachtraum vernichtet - Ein englisches U-Boot in der Nordsee versenkt

Kapitänleutnant Viebeg
Kapitänleutnant Viebeg

Berlin, 21. Juli. (Amtlich.)
1. Nach endgültiger Feststellung sind im Monat Juni an Handelsschiffsraum insgesamt 1016000 Brutto-Registertonnen durch Kriegshandlungen der Mittelmächte vernichtet worden. An diesen Erfolgen waren in hervorragender Weise beteiligt die U-Boot- Kommandanten Kapitänleutnant Wünsche, Wilhelms, Adam v. Bothmer, Forstmann, Waßner, Viebeg, k. u. k. Linienschiffsleutnant Zdenko Hudeck, Oberleutnant zur See Fürbringer, Voigt (Ernst), Howaldt. Einen guten Anteil daran haben auch die Kommandanten unserer Minen-U-Boote, die unter besonders schwierigen Verhältnissen und bei stärkster feindlicher Gegenwirkung zu arbeiten hatten, und deren Tätigkeit daher besonders hervorgehoben zu werden verdient. Seit Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Krieges sind mit den Juni-Erfolgen insgesamt 4671000 Brutto-Registertonnen des für unsere Feinde nutzbaren Handelsschiffsraumes versenkt worden
2. Das englische Unterseeboot "C 34" wurde in der Nordsee von einem unserer U-Boote, Kommandant Kapitänleutnant Walther, versenkt. Der einzige überlebende, ein Heizer, wurde als Gefangener eingebracht.
3. Durch eines unserer U-Boote wurden in der Biscaya wieder 5 Dampfer und 3 Segler mit 22500 Brutto-Registertonnen versenkt. (Folgen die Einzelheiten.)

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Das siegreiche Vorwärtsschreiten der Gegenangriffe in Ostgalizien

Wien, 21. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei Nowica südlich von Kalusz bauten die österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen ihre kürzlich erkämpften Erfolge durch Eroberung einer weiteren Höhenstellung aus. Bei Babin wurden feindliche Abteilungen über die untere Lomnica geworfen. Unmittelbar nördlich des Dnjestr scheiterten russische Teilvorstöße. Der beiderseits der Bahn Lemberg-Tarnopol unter dem Befehl des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern geführte Gegenangriff schreitet erfolgreich vorwärts. Österreichisch-ungarische Regimenter gewannen nordöstlich von Brzezany die anfangs Juli verlorene erste Linie zurück. Die bei Angustowka-Jezierna und Wezterowca vorgehenden deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte haben diese Orte überschritten. Die Russen setzten dem Vordringen der Verbündeten stellenweise heftigen Widerstand entgegen, der durch scharfes Zugreifen gebrochen wurde.
Gegenüber Italien und Albanien keine besonderen Ereignisse.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 21. Juli.
Mazedonische Front:
Außer örtlichem Trommelfeuer von feindlicher Seite östlich der Cerna schwache Kampftätigkeit auf der ganzen Front. In der Moglenagegend wurde eine griechische Erkundungsabteilung durch Feuer zerstreut. In der unteren Struma Scharmützel zwischen Erkundungsabteilungen, die aus Infanterie und Kavallerie bestanden.
Rumänische Front:
Zwischen Tulcea und Mahmudia Gewehrfeuer und vereinzelte Kanonenschüsse westlich von Tulcea. Bei dem Dorfe Somova versuchte eine feindliche Erkundungsabteilung sich mit Booten unseren Posten zu nähern; sie wurde durch Feuer verjagt. Von Isaccea bis Braila vereinzelte Kanonenschüsse.

 

Kerenski russischer Ministerpräsident

Kerenski
Kerenski

Petersburg, 21. Juli. (Reuter-Meldung.)
Die "Börsenzeitung" meldet, daß der Ministerpräsident Lwow zurückgetreten ist. Kerenski wurde zum Ministerpräsidenten ernannt und bleibt vorläufig auch Kriegsminister. Tseretelli wurde Minister des Innern und bleibt gleichzeitig Minister für Post und Telegraphie. Nekrasow wurde provisorisch zum Justizminister ernannt.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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