Der Weltkrieg am 5. Juni 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Lebhafte Kampftätigkeit an der ganzen Westfront

Deutsche Jagdflieger: Leutnant Schäfer
Leutnant Schäfer

Großes Hauptquartier, 5. Juni. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Die Lage an der flandrischen Front ist unverändert. Im Wytschaete-Bogen und in den Nachbarabschnitten steigert sich seit Tagen die Artillerieschlacht am Nachmittage zu äußerster Kraft und hält bis tief in die Nacht an. Zur Feststellung der feindlichen Feuerwirkung vorstoßende Abteilungen sind stets zurückgewiesen worden. 
Nahe der Küste und zwischen La-Bassée-Kanal und der Straße Bapaume-Cambrai war auch gestern an mehreren Stellen die Kampftätigkeit lebhaft; hier blieben gleichfalls Vorstöße für die Engländer ohne Ergebnis. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Längs der Aisne und in der westlichen Champagne hat stellenweise der Feuerkampf wieder zugenommen. 
Bei Braye wurden zwei nach sehr starker Vorbereitung durchgeführte nächtliche Angriffe unter schweren Verlusten für die Franzosen abgeschlagen. Östlich der Angriffsstelle holten eigene Sturmtrupps Gefangene aus den feindlichen Gräben. 
Bei günstigen Wetterverhältnissen war an der ganzen Front bei Tage und bei Nacht die Fliegertätigkeit sehr rege. In Luftkämpfen und durch Abwehrfeuer sind gestern 12 feindliche Flugzeuge abgeschossen worden, durch Artilleriefeuer ein Fesselballon. Leutnant Voß brachte den 32., Leutnant Schäfer den 30., Leutnant Allmenröder den 24. Gegner durch Luftangriff zum Absturz. 
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist es vielerorts bei auflebender Gefechtstätigkeit zu größeren Kampfhandlungen nicht gekommen. 
Mazedonische Front: 
Außer Vorpostengeplänkel keine wesentlichen Ereignisse.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Französische Angriffe am Chemin-des-Dames und am Winterberg gescheitert

Berlin,5. Juni, abends. (Amtlich.) 
Beiderseits von Wytschaete dauert die Artillerieschlacht an. Am Chemin-des-Dames ist bei Braye ein dritter Nachtangriff der Franzosen, am Winterberg ein starker Vorstoß gescheitert. Sonst nichts Wesentliches.
1)

 

Angriffe feindlicher Monitoren auf Ostende

Berlin, 5. Juni. 
Feindliche Monitoren beschossen am 5. Juni morgens Ostende. Eine größere Anzahl von belgischen Einwohnern wurde getötet und verletzt, einiger Sach- und Häuserschaden angerichtet. Stark überlegene Aufklärungsstreitkräfte, die den anmarschierenden Monitoren beigegeben waren, stießen auf zwei unserer Wacht- Torpedoboote, von denen nach heftigem Gefecht "S 20", bis zum legten Augenblick feuernd, zum Sinken gebracht wurde, ein Teil der Besatzung konnte von uns gerettet werden. Die feindlichen Streitkräfte erhielten mehrere Treffer und zogen sich vor dem Feuer der Küstenbatterien zurück. 

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

U-Boots-Erfolge in den Sperrgebieten um England

Berlin, 5. Juni. (Amtlich.) 
In den Sperrgebieten um England sind 4 Dampfer und 2 Segler versenkt worden, unter denen sich der bewaffnete englische Dampfer "Middlesex" (7265 Tonnen) befand. Größe, Namen und Ladungen der übrigen Schiffe konnten nicht festgestellt werden. 

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Niederlage bei Jamiano

Wien, 5. Juni. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Südlich von Jamiano, halbwegs zwischen Monfalcone und der Hermada eroberten unsere Truppen in planmäßig vorbereitetem und ausgeführtem Gegenangriff einen beträchtlichen Teil der vor zwei Wochen in diesem Abschnitt von den Italienern genommenen Gräben zurück. Vergebens warf der Feind seine zu Fuß und mit Kraftwagen herangeführten Reserven in den Kampf, um uns das gewonnene Gelände wieder zu entreißen. In Tag und Nacht andauerndem Ringen, das sich heute früh infolge des Einsetzens neuer italienischer Verstärkungen zu größter Heftigkeit steigerte, blieb unsere heldenmütige Infanterie auf ganzer Linie siegreich. Der Feind ist überall zurückgeworfen. Auch die Versuche der Italiener, ihren Südflügel durch Vorstöße bei Kostanjevica, auf dem Fajti Hrib und östlich von Görz zu entlasten, scheiterten an der tapferen Gegenwehr unserer Truppen völlig. Die Zahl der gestern bei Jamiano zurückgeführten Gefangenen beträgt 171 Offiziere und 6500 Mann. Die im letzten Bericht gemeldete Gesamtsumme ist somit auf die für eine Abwehrschlacht außergewöhnliche Höhe von 22000 Gefangenen gestiegen. 
Über Cortina d´Ampezzo wurde ein feindlicher Doppeldecker im Luftkampf abgeschossen.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Ein österreichisches Torpedofahrzeug gesunken

Wien, 5. Juni. 
Amtlich wird verlautbart: 
In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni wurde in der Nordadria eines unserer Torpedofahrzeuge von einem feindlichen U-Boot torpediert und ist gesunken. Der größte Teil der Bemannung wurde gerettet. Flottenkommando.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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