Der Weltkrieg am 6. Juni 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Englische und französische Angriffe zurückgeschlagen - Ein deutsches Luftgeschwader über Sheerneß


Leutnant Allmenröder

Großes Hauptquartier, 6. Juni. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Die Artillerieschlacht im Wytschaete-Abschnittt hat mit nur kurzen Unterbrechungen ihren Fortgang genommen. Starke Erkundungsvorstöße des Feindes wurden abgeschlagen.
Abends und nachts war die Kampftätigkeit auch nahe der Küste und längs der Artois-Front gesteigert. 
Bei Einbruch der Dunkelheit griffen die Engländer mit starken, tiefgestaffelten Kräften auf dem Nordufer der Scarpe an. Zwischen Gavrelle und Fampoux wurde der Feind unter schweren Verlusten durch bayerische Regimenter zurückgeworfen; weiter südlich drangen seine Sturmtruppen nur bei Bahnhof Roeux in unsere Stellung; dort wird um kleine Grabenstücke noch gekämpft. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Am Chemin-des-Dames und in der Westchampagne war die Artillerietätigkeit wechselnd stark. 
In der Nacht zu gestern versuchten die Franzosen noch einen dritten Angriff nordwestlich von Braye. Auch dieser Anlauf brachte ihnen keinerlei Gewinn, kostete sie dagegen beträchtliche Opfer. Ebenso vergeblich und verlustreich griffen starke französische Kräfte morgens am Winterberg unsere Gräben an. 
Eins unserer Luftgeschwader warf auf militärische Anlagen von Sheerneß (Themsemündung) über 5000 Kilo Bomben ab; gute Treffwirkung wurde beobachtet. In zahlreichen Luftkämpfen längs der Front büßten die Gegner 11 Flugzeuge ein. Leutnant Allmenröder errang seinen 25. und 26., Leutnant Voß seinen 33. Luftsieg. 
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und an der mazedonischen Front ist bei stellenweise auflebendem Feuer und Vorfeldgefechten die Lage unverändert. 
Auf dem Ostufer der Struma warfen englische Flieger Brandbomben auf die reifenden Getreidefelder.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Anhaltende Spannung im Wytschaete-Abschnitt

Berlin, 6. Juni, abends. (Amtlich.) 
Die Spannung der Lage im Wytschaete-Abschnitt hält an. Am Chemin-des-Dames für uns erfolgreiche Infanteriegefechte. - Sonst nichts Neues.
1)

 

22000 Tonnen versenkt

Berlin, 6. Juni. 
Im Atlantischen Ozean sind durch U-Boote 22000 Brutto Registertonnen versenkt worden. (Folgen die Einzelheiten.) 

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Neuerdings 34900 Tonnen im Mittelmeer versenkt

Berlin, 6. Juni. (Amtlich.) 
1. In den nördlichen Sperrgebieten sind durch U-Boote u. a. versenkt worden: der englische Dampfer "Dromore" (268 Brutto Registertonnen) und ein englischer Segler, beide in Ballast fahrend, ferner ein unbekannter, tief geladener Dampfer (5000 Brutto-Registertonnen) aus einem Geleitzuge heraus, ein unbekannter bewaffneter Dampfer (1200 Brutto- Registertonnen) und eine unbekannte Bark (2000 Brutto-Registertonnen). Von einer weiteren Anzahl versenkter Schiffe blieben Art und Größe der Fahrzeuge unbekannt, da ihre Versenkung nachts erfolgte. 
2. Im Mittelmeer wurde aufs neue eine Anzahl Dampfer und Segler versenkt mit einem Gesamt-Bruttotonnengehalt von 34900 Tonnen. (Folgen die Einzelheiten.) 

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vier italienische Regimenter bei Jamiano gefangen -
Vergebliche Gegenangriffe der Italiener

Wien, 6. Juni. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
An der Oitozstraße wurde ein schwächerer feindlicher Vorstoß durch Sperrfeuer erstickt. Sonst stellenweise auflebende Infanterietätigkeit. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Der Feind erschöpfte sich gestern zwischen dem Wippachtale und dem Meere in vergeblichen Angriffen, um die in den vergangenen Tagen auf der Karsthochfläche erlittene Niederlage wettzumachen. Seine Anstürme zerschellten. Unsere Truppen erweiterten durch die Erstürmung einer Höhe bei Jamiano ihren Erfolg und behaupteten in erbitterten Kämpfen alles gewonnene Gelände. 
Die Zahl der in den drei verflossenen Schlachttagen eingebrachten Gefangenen ist auf 250 Offiziere (unter ihnen vier Stabsoffiziere) und auf 10000 Mann gestiegen. Mehrere italienische Regimenter sind fast mit ihrer ganzen Mannschaftsbestande unverwundet in unsere Hände gefallen so das Regiment Nr. 86 mit 2685 Mann, das Regiment Nr. 69 mit 1932, das Regiment Nr. 71 mit 1831 Kämpfern. - Die Brigade Verona, Siracusa, Puglie und Ancona, in deren Reihen diese Truppenkörper fochten, sind vernichtet. Im Tunnel von San Giovanni wurde ein großes Feldspital erbeutet. Das Schlachtfeld ist von italienischen Leichen bedeckt. 
In der mondhellen Nacht von gestern auf heute suchten die italienischen Flieger weit hinter unserer Front Städte und Ortschaften heim. Sie kamen im Innerösterreichischen bis Laibach. in Tirol bis in die Gegend von Bozen, im Küstenlande und in Krain wurden einige Einwohner getötet. Sachschaden ist nicht zu melden.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 6. Juni. 
Mazedonische Front: 
Auf der ganzem Front schwaches Artilleriefeuer auf dem rechten Wardarufer und südlich von Huma. Ein feindlicher Nachtangriff gegen Bossilkow Kitka wurde in der Gegend von Sarischaban leicht durch Feuer abgewiesen. -Flugtätigkeit: Leutnant von Eschwege schoß im Luftkampf 1 feindliches Flugzeug ab, das ins Meer stürzte. 
Rumänische Front: 
Bei Isaccea, Tulcea und Mahmudia Gewehrfeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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