Der Weltkrieg am 4. Juni 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Äußerste Heftigkeit des Geschützkampfes im Wytschaete-Bogen - Englische Vorstöße abgewiesen

Großes Hauptquartier, 4. Juni. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Im Wytschaete-Bogen erreichte der Artilleriekampf gestern äußerste Heftigkeit; er hielt bis in die Nacht an. 
Nahe der Küste, am La Bassée-Kanal und beiderseits der Scarpe nahm nachmittags die Kampftätigkeit zu. Nachts folgten starken Feuerwellen Vorstöße der Engländer bei Hulluch, Lens, Monchy und Cherisy. Sie sind überall abgewiesen worden. Am Souchez-Bach vom Vortage verbliebene Engländernester wurden größtenteils gesäubert. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Westpreußische und rheinische Regimenter führten am Winterberg bei Craonne eine gewaltsame Erkundung durch, bei der nach erbitterten Nahkämpfen über 150 Franzosen und 15 Maschinengewehre in der Hand der Sturmtruppen blieben. Am Westhang des Berges in unsere Stellung einbezogene französische Gräben wurden gegen starke Angriffe gehalten.
Heute nacht drangen Stoßkompagnien niederschlesischer Regimenter nordwestlich von Braye in die französische Stellung und nahmen mehr als 100 Mann gefangen. Auch hier wurden 15 Maschinengewehre erbeutet. 
Beide Erkundungsvorstöße brachten wertvolle Feststellungen über den feindlichen Kräfteeinsatz. 
In der Champagne wurde östlich des Pöhlberges ein Angriff mehrerer feindlicher Kompagnien durch Gegenstoß zum Scheitern gebracht. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Keine besonderen Ereignisse.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Keine größeren Kampfhandlungen.
Mazedonische Front: 
Vorpostengefechte westlich des Wardar am Dojransee und in der Struma-Ebene verliefen für die bulgarischen Truppen günstig.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Erneute Steigerung des Feuerkampfes im Wytschaete-Bogen

Berlin, 4. Juni, abends. (Amtlich.) 
Im Wytschaete-Bogen hat sich nach ruhigem Morgen der Artilleriekampf am Nachmittag wieder zu bedeutender Höhe gesteigert. Von den anderen Fronten ist bisher nichts Besonderes gemeldet.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die italienischen Verluste in der 10. Isonzoschlacht

Wien, 4. Juni. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
In den Karpathen wurden feindliche Erkundungsabteilungen abgewiesen. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Östlich von Görz versuchte der Feind mehrmals, die vorgestern an uns verlorenen Gräben zurückzugewinnen. Alle Angriffe waren vergebens. Unsere Beute hat sich auf 11 Offiziere, 600 Mann und 9 Maschinengewehre erhöht. Auf dem Fajti Hrib holten wir 350 Italiener aus den feindlichen Stellungen. Im Bereiche von Jamiano ist die Kampftätigkeit wesentlich lebhafter geworden. Bei Arco in Südtirol wurde ein italienisches Wasserflugzeug abgeschossen. 
Wie aus sehr vorsichtigen Schätzungen erhellt, übertreffen die Verluste der Italiener in der zehnten Isonzoschlacht alles, was der Feind in früheren Anstürmen an Menschenleben und Volkskraft seiner Eroberungspolitik geopfert hat. Wir stellten im Laufe des neunzehntägigen Ringens mindestens 35 italienische Divisionen in erster Linie fest. Es ist sonach gegen einen Frontabschnitt von 40 Kilometer Breite mindestens die Hälfte des gesamten italienischen Heeres Sturm gelaufen. Die Einbuße, die bei diesem Massenopfer der Angreifer an Toten und Verwundeten erlitt, übersteigt sicherlich 160000 Mann. Außerdem nahmen wir ihm 16000 Gefangene ab, so daß sich italienischerseits (für den Gegner günstig gerechnet) ein Gesamtabgang von 180000 Mann ergibt. Diesem Verlust von 180000 Mann steht für den Feind die Besetzung des Kukberges und des zum Trümmerhaufen zerschossenen Dorfes Jamiano als Raumgewinn gegenüber, wenig genug für den Siegesjubel, der am 2. Jahrestage des Krieges Italien erfüllte. Der Erfolg ist unbestritten unser geblieben!
Seine Majestät der Kaiser und König hat inmitten seiner braven siegreichen Kämpfer einen Armeebefehl erlassen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

Karte zur 10. Isonzoschlacht

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Italienischer Kriegsschauplatz 1917

 

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 4. Juni. 
Mazedonische Front: 
Auf dem rechten Wardarufer nordwestlich von Altschak Mahle scheiterten wiederholte, bis zur Stunde fortgesetzte Angriffe des Feindes gegen unsere Posten vollständig. Gestern abend versuchten die Franzosen nach heftiger Artillerievorbereitung von neuem vier Angriffe zu machen, die aber mit blutigen Verlusten für sie abgeschlagen wurden. Gegen 8 Uhr abends rückten vereinzelte kleine Abteilungen vor, wurden aber sogleich durch unser Feuer zusammengeschossen. Eine halbe Stunde später rückte ein ganzes Bataillon vor, das jedoch ebenfalls vollständig zurückgeschlagen wurde. Darauf wurden noch zwei weitere Angriffe unternommen, welche scheiterten. Diese verzweifelte Hartnäckigkeit der Franzosen, die mit einer vollständigen Schlappe für sie endete, kostete ihnen schwere Verluste. Bis jetzt wurden etwa 300 feindliche Leichname vor unseren Drahtverhauen gezählt. Zu gleicher Zeit versuchten einzelne englische Infanteriegruppen im Mittelpunkt des Abschnittes zwischen Wardar- und Dojransee vorzurücken, sie wurden aber durch unser Feuer leicht verjagt. Um Mitternacht rückte eine englische Kompagnie gegen unsere vorgeschobenen Posten südlich von Serres vor, wurde jedoch durch Feuer vertrieben. 
Auf der übrigen Front schwaches Artilleriefeuer. 
In der Ebene von Sarichaban warfen feindliche Flugzeuge Brandbomben auf die in den Feldern stehenden Garben.

 

Brussilow zum russischen Oberbefehlshaber ernannt

General Brussilow
General Brussilow

Petersburg, 4. Juni. (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.) 
Der Oberbefehlshaber Alexejew ist zurückgetreten, Brussilow ist zum Oberbefehlshaber ernannt und wird an der südwestlichen Front durch Gurkow ersetzt.
1)

 

Beschlagnahme der deutschen Schiffe in Brasilien

Rio de Janeiro, 4. Juni. (Havas-Meldung.) 
Die Verwertung der deutschen Dampfer hat begonnen. Die Besatzungen sind auf der Blumeninsel gelandet worden, und brasilianische Besatzungen sind an Bord gegangen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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