Der Weltkrieg am 15. Mai 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Sturmerfolg bei Malmaison

Großes Hauptquartier, 15. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Zwischen Ypern und Armentières hielt die lebhaftere Artillerietätigkeit an. Durch kurzes Trommelfeuer an der Scarpe und bei Monchy vorbereitete englische Angriffe kamen in unserem Vernichtungsfeuer nicht zur Entwicklung. Südlich und östlich von Bullecourt wurden feindliche Vorstöße blutig abgewiesen. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
An mehreren Stellen der Aisne- und Champagne-Front nahm der Artilleriekampf wieder zu; gegen die Höhenstellungen des Chemin-des-Dames östlich von Cormicy und nördlich von Prosnes steigerte er sich zeitweise zu erheblicher Stärke. 
Die St. Berthe-Fme. östlich des Fort de Malmaison wurde in frischem Draufgehen durch mehrere Kompagnien gestürmt und gegen feindliche Wiedereroberungsversuche gehalten. Ebenso behaupteten Rheinländer eine am 13. Mai auf Höhe 108 nördlich von Sapigneul durch Zurückdrängen der Franzosen neu gewonnene Linie gegen viermal wiederholte Angriffe. 
Bei Ailles, nördlich von Craonelle und westlich der Straße Corbeny - Berry-au-Bac blieben französische Teilvorstöße erfolglos. 
Östlich der Maas wurden Angriffe feindlicher Stoßtrupps gegen das Dorf Blancée abgeschlagen. 
Im Luftkampf stürzten 6 feindliche Flugzeuge hinter den deutschen Linien ab. Ein weiteres mußte bei uns notlanden. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Keine besonderen Ereignisse.

Mazedonische Front: 
Nördlich von Monastir und im Cerna-Bogen ist der Artilleriekampf in erneuter Steigerung begriffen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Lebhaftes Artilleriefeuer an der französischen Front

Berlin, 15, Mai, abends. (Amtlich.)
Am Aisne-Marne-Kanal und in der Champagne lebhaftes Artilleriefeuer. An den übrigen Fronten im Westen blieb es bei teilweise schlechter Sicht ruhiger.
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22500 Tonnen versenkt

Berlin, 15. Mai. (Amtlich.)
Neue U-Boots-Erfolge im Atlantische Ozean: 4 Dampfer und 8 Segler mit 25500 Brutto-Registertonnen. (Folgen die Einzelheiten.)

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Die russische Flugstation Lebara mit Bomben belegt

Berlin, 15. Mai. (Amtlich.)
In der letzten Zeit haben russische Seeflugzeuge mehrfach versucht, die Tätigkeit unserer Vorpostenfahrzeuge an der nordkurländischen Küste zu hindern. Am 13. Mai morgens wurde daher die russische Flugstation Lebara ausgiebig mit Bomben belegt.

 

20000 Tonnen versenkt

Berlin, 15. Mai. (Amtlich.)
Neue U-Boots-Erfolge im Atlantischen Ozean: 5 Dampfer und 4 Segler mit 20000 Brutto-Registertonnen. (Folgen die Einzelheiten.)

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Reichskanzler v. Bethmann Hollweg über die Kriegsziele

Berlin, 15. Mai.
Im Verlauf der heutigen Sitzung des Reichstages nahm aus Anlaß der Interpellationen über die Kriegsziele der Reichskanzler Dr. v. Bethmann Hollweg das Wort zu einer Rede, in der er unter anderem sagte: Was ich jeweilig über unsere Kriegsziele habe sagen können, das habe ich hier im Reichstag öffentlich gesagt, und ich habe diese grundlegenden Linien bis zu dem heutigen Tage festgehalten. Sie haben in dem gemeinschaftlich mit unseren Verbündeten gemachten Friedensangebot vorn 12. Dezember v. J. weiteren feierlichen Ausdruck gefunden. (Sehr richtig. in der Mitte.) Die neuerdings aufgetaucht Annahme, als beständen in der Friedensfrage irgendwelche Meinungsverschiedenheiten zwischen uns und unseren Verbündeten, gehören in das Gebiet der Fabel. Auch heute sehe ich bei England und bei Frankreich noch nichts von Friedensbereitschaft, noch nichts von Preisgabe ihrer ausschweifenden Eroberungs- und wirtschaftlichen Vernichtungsziele. Glaubt bei dieser Verfassung unserer westlichen Feinde jemand, durch ein Programm des Verzichts und der Entsagung diese Feinde geradezu zum Frieden bringen zu können? Eine Politik, die einseitig die von unsern Söhnen und Brüdern mit ihrem Blute errungenen Erfolge preisgibt, und die alle übrigen Rechnungen in der Schwebe läßt? Nein, meine Herren, eine solche Politik lehne ich ab. (Lebhafter Beifall.) Oder soll ich umgekehrt etwa ein Eroberungsprogramm aufstellen? Auch das lehne ich ab. Ebensowenig wie ein Verzichtprogramm hilft ein Eroberungsprogramm den Sieg gewinnen und den Krieg beenden. Was unseren östlichen Nachbarn, was Rußland anlangt, so habe ich bereits neulich darüber gesprochen. Es scheint, als ob das neue Rußland für sich gewaltsame Eroberungspläne ablehnt. Wenn Rußland weiteres Blutvergießen von seinen Söhnen fernhalten will, wenn es von allen gewaltsamen Eroberungsplänen für sich absieht, wenn es ein dauerndes Verhältnis friedlichen Nebeneinanderlebens mit uns herstellen will, dann ist es doch eine Selbstverständlichkeit, daß wir, die wir diesen Wunsch teilen, das dauernde Verhältnis der Zukunft nicht zerstören, seine Entwicklung nicht durch Forderungen unmöglich machen werden (Stürmischer, lebhafter Beifall und Händeklatschen), die sich mit der Freiheit und dem Willen der Völker selbst nicht vertragen, und die ins russische Volk den Keim zu neuer Feindschaft legen würden. Ich zweifle nicht daran, daß sich eine ausschließlich auf gegenseitige Verständigung begründete Einigung finden ließe, die jeden Gedanken an Vergewaltigung ausschließt, und die keinen Stachel, keine Verstimmung zurückläßt. (Lebhafter Beifall.)
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Niederlage in der zehnten Isonzoschlacht

Wien, 15. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts zu berichten.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Nach dreitägiger Artillerievorbereitung, bei der der Feind von Tolmein bis zum Meere hinab seine gesamten Geschützmassen und Minenwerfer wirken ließ, setzte gestern der von den Bundesgenossen Italiens immer wieder geforderte Infanterieangriff gegen unsere Isonzo-Armee ein. Der Feind stürmte auf mehr als 40 Kilometer Frontbreite an zahlreichen Stellen gegen unsere Linien an. Am heftigsten wurde im Raume von Plava, auf dem Monte Santo, auf den Höhen östlich von Görz, im Gebiete des Fajti Hrib und bei Costanjevitza gerungen. An vielen Punkten des Schlachtgeländes brachen die tiefgegliederten Angriffsmassen der Italiener schon unter unserem Geschütz- und Maschinengewehrfeuer zusammen, so auf dem Monte San Gabriele, auf dem der Feind, Rüstung, Gewehre und Helme von sich werfend, in voller Auflösung zurückflutet. Wo die Italiener vorkamen, wurden sie von unserer durch kein Artilleriefeuer zu erschütternden Infanterie empfangen und im Kampfe von Mann gegen Mann geworfen. 
Auf solche Art wechselten auf dem Fajti Hrib unsere zerschossenen Gräben fünfmal den Besitzer, um schließlich von den Verteidigern siegreich behauptet zu werden. An einzelnen Punkten wurde die Verfolgung des Gegners bis in seine Stellungen vorgetragen. 
Unsere Truppen errangen am 14. Mai in kraftbewußter Abwehr einen vollen Erfolg; der Feind ließ über 1600 Mann und mehrere Maschinengewehre in unserer Hand. Die Schlacht dauert ohne Unterbrechung fort. 
Unsere Flieger traten über dem Kampfgebiet gegen zahlreiche italienische Flugzeuge ins Gefecht. Offizierstellvertreter Arrighi blieb zum 11. Male Sieger im Luftkampf. 2 feindliche Flieger wurden im Luftkampfe abgeschossen, 2 andere durch unser Artilleriefeuer herabgeholt. In Kärnten und Tirol geringe Gefechtstätigkeit.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Günstiger Verlauf der Isonzo-Kämpfe

Wien, 15. Mai.
Aus dem Kriegpressequartier wird vom 15. Mai abends gemeldet:
Am Isonzo wurde auch heute den ganzen Tag über erbittert weiter gekämpft. Die Schlachtfront erstreckte sich nach Norden über Canale hinaus. Die Kämpfe verlaufen günstig.
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Italienischer Kriegsschauplatz 1917

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 15. Mai. 
Irakfront: An der Djalafront fanden nur Vorpostengefechte statt, an denen feindliche Panzerautomobile teilnahmen. Nachträglich wurde festgestellt, daß unter den schweren Verlusten, welche die Engländer bei den Kämpfen südlich Samara bei Jetabula erlitten, sich zwei Generale befinden. 
Kaukasusfront: Am rechten Flügel wurde ein Überfallversuch einer hundert Mann starken russischen Abteilung vereitelt. Im Zentrum waren unsere Patrouillenunternehmungen von Erfolg gekrönt; unsere Patrouillen warfen den Feind zurück, erbeuteten viel Munition und Material und brachten einige Gefangene mit. Am linken Flügel das übliche russische wirkungslose Artilleriefeuer. 
Syrien: Drei Wasserflugzeuge warfen auf die unbefestigte Stadt Beirut 5 Bomben ab, ohne Schaden anzurichten.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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