Der Weltkrieg am 16. Februar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Vier feindliche Linien in der Champagne genommen

Großes Hauptquartier, 16. Februar.  
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Nordöstlich von Armentières, südlich des Kanals von La Bassée und im Sommegebiet war die Artillerietätigkeit bis in die Nacht gesteigert. Ansammlungen feindlicher Infanterie in den Gräben nördlich von Armentières, westlich von Lens und auf beiden Ancreufern wurden von uns unter Vernichtungsfeuer genommen; Angriffe haben sich daher nicht entwickelt. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
In der Champagne wurde südlich von Ripont nach wirksamer Vorbereitung durch Artillerie und Minenwerfer ein Angriff von unserer Infanterie mit Umsicht und Schneid zu vollem Erfolg durchgeführt. Im Sturm wurden an der Champagne Fe. und auf Höhe 185 vier feindliche Linien in 2600 Meter Breite und 800 Meter Tiefe genommen. 21 Offiziere und 837 Mann sind gefangen, 20 Maschinengewehre und 1 Minenwerfer als Beute eingebracht. Unsere Verluste sind gering; der Franzose erhöhte die seinen bei nutzlosen Gegenangriffen, die er am Abend und heute früh gegen die ihm entrissene Stellung führte. 
Auf dem Westufer der Mosel wurden bei Vorstößen von Erkundungsabteilungen 44 Gefangene, meist aus der dritten französischen Linie, zurückgebracht. 
Bei Tag und bei Nacht war die beiderseitige Fliegertätigkeit rege. Die Gegner verloren im Luftkampf, durch Flugabwehrkanonen und Infanteriefeuer sieben Flugzeuge.  
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Zwischen Ostsee und Dnjestr war bei Schneesturm und Kälte nur in wenigen Abschnitten die Gefechtstätigkeit lebhaft. An der Bystrzyca Solotwinska wiesen unsere Vorposten südwestlich von Borohodozay einen russischen Angriff ab.
An der Front des Generaloberst Erzherzog Joseph und bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen ist die Lage unverändert. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues. 

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Keine besonderen Ereignisse

Berlin, 16. Februar, abends. (Amtlich.)
Von keiner Front sind besondere Ereignisse gemeldet.
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Westfront 1. Weltkrieg: Die bei Ripont in der Champagne gefangenen Franzosen
Die bei Ripont in der Champagne gefangenen Franzosen

Die Kämpfe der Kronprinzen-Armee bei Ripont

Berlin, 16. Februar.
Die Kämpfe südlich von Ripont spielten sich auf dem gleichen Gelände ab, wo Joffre im Herbst 1915 Abertausende seiner Soldaten in nutzlosen Angriffen opferte. Mit ihrem kühnen Sturmangriff am 15. Februar haben die deutschen Truppen die Franzosen auf der Höhe 185 aus einem nahezu 1000 Meter tiefen und über 2½ Kilometer breiten Grabensystem geworfen, das die Franzosen seit dem 25. September 1915 behaupteten und mit allen Erfahrungen der Feldbefestigungen und Nahkampfmitteln aller Arten außergewöhnlich stark ausgebaut hatten. Außer einer großen Anzahl an Gefangenen, Toten, Verwundeten und Maschinengewehren büßte der Franzose sehr wichtige Beobachtungsstellen ein. Bei anbrechendem Tage nahmen die deutschen Geschütze die Arbeit auf. Bei herrlichem, klarem Wetter leiteten Fliegergeschwader und Beobachter der Artillerie und Minenwerfer das deutsche Feuer, das, bis ins kleinste vorbereitet, in kurzer Zeit die feindlichen Stellungen in Trümmer trommelte und erfolgreich die französische Artillerie niederrang. Die französischen Drahtverhaue wurden weggefegt, Unterstände von schweren Granaten und Minen durchschlagen und ganze Grabenabschnitte zermalmt. Mit den angesetzten Sekunden verließen die deutschen Sturmwellen die Gräben und überrannten in unwiderstehlichem Anprall vier Linien der französischen Stellung. An einzelnen Punkten wurde mit Handgranaten, Bajonett und Kolben erbittert gerungen; abgeschnitten, durch das deutsche Feuer dezimiert, verschüttet in Gräben und Unterständen, mußten die Franzosen sich gruppenweise ergeben. Bei dem vollen Erfolge der exakten Feuervorbereitung waren die deutschen Verluste gering. Französische Gegenangriffe, die am Abend und am folgenden Morgen zur Wiedereroberung der verlorenen Höhe vorgetragen wurden, brachen unter schwersten feindlichen Verlusten zusammen.
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Karte zum 1. Weltkrieg

 

Die bei der Wegnahme der Höhe 185 südlich Ripont beteiligten deutschen Einheiten

Generalkommando XXVI. Reserve-Korps,
51. Reserve-Division,
Teile 52. Reserve-Division (3. Armee)

 

Der Kaiser zum Sturmerfolg in der Champagne

Berlin, 16. Februar. (Amtlich.)
Se. Majestät der Kaiser sandte anläßlich des Erfolges bei Ripont dem Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Kronprinz, Seiner Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen des Deutschen Reiches, folgendes Telegramm:
"Führer und Truppen, die beim gestrigen Angriff in der Champagne sich durch planvolle Vorbereitungsarbeit und schneidige Durchführung ausgezeichnet und bewährt haben, spreche Ich Meine Anerkennung und Meinen Dank aus. Im Zusammenwirken aller zu demselben Ziel lag dieser, liegt jeder Erfolg."
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Westfront 1917

 

Erfolgreicher Fliegerangriff auf Dünkirchen

Berlin, 16. Februar. (Amtlich.)
Deutsche Marineflugzeuge griffen am 14. Februar abends wieder den Flugplatz St. Pol bei Dünkirchen erfolgreich mit Bomben an. Einschläge in Flugzeugschuppen und Brand wurden beobachtet. Beim Rückflug war bei Dünkirchen ein starker Feuerschein noch weithin sichtbar. Sämtliche Flugzeuge sind unbeschädigt zurückgekehrt.
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51800 Tonnen von einem U-Boot an einem Tage versenkt

Berlin, 16. Februar.
Innerhalb 24 Stunden wurden von einem unserer Unterseeboote neuerdings versenkt: 1 Hilfskreuzer von 20000 Brutto-Registertonnen, 2 Hilfskreuzer oder Transportdampfer von je 13800 Brutto-Registertonnen und 1 Transportdampfer von 4800 Brutto-Registertonnen, insgesamt 51 800 Brutto-Registertonnen.
Von den am 13. Februar als versenkt gemeldeten 6 Dampfern und 1 Segelschiff von insgesamt 25000 Brutto-Registertonnen führte ein Dampfer 1000 Tonnen Heu, 1500 Tonnen Weizen, 2000 Tonnen Hafer, und ein Dampfer von 5000 Brutto-Registertonnen Petroleum nach England.
Als Gefangene wurden eingebracht: 3 Kapitäne, 2 Ingenieure, 1 Funkentelegraphist. Zwei von den Dampfern waren bewaffnet.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vereitelter russischer Angriff in der Bukowina

Wien, 16. Februar. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich von Dorna Watra wurde ein russischer Angriff durch Sperrfeuer vereitelt, an der Bystrzyca Solotwinska ein feindlicher Patrouillenvorstoß abgewiesen. 
Italienischer Kriegsschauplatz:
Nichts zu melden.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Ein französisches Regiment mit Artillerie griff von Korea aus die westlich dieses Ortes stehenden österreichisch-ungarischen Grenzjäger-Kompagnien und Albaner-Formationen an. Unsere Truppen gingen, ohne es auf ein schärferes Gefecht ankommen zu lassen, auf ihre Höhenstellungen zurück.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Kaiser Wilhelm Großadmiral der österreichisch-ungarischen Flotte

Wien, 16. Februar.
Kaiser Karl hat Kaiser Wilhelm II. zum Großadmiral der k. u. k. Kriegsmarine ernannt.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 16. Februar. 
Mazedonische Front: 
Nördlich von Bitolia, in der Gegend von Moglena und auf dem rechten Ufer des Wardar spärliches Feuer der Artillerie, Minenwerfer, Maschinengewehre und der Infanterie. An der übrigen Front ziemlich schwache Artillerietätigkeit. Ein Zug feindlicher Infanterie, der gegen unsere Stellungen westlich von Gewgheli vorzugehen versuchte, wurde durch Gewehrfeuer und Bomben unserer Truppen zurückgeschlagen. 
An der ägäischen Front beschossen feindliche Schiffe einzeln und ohne Ergebnis die West- und Ostküste des Meerbusens von Kawalla. 
Rumänische Front: 
Eine russische Infanterieabteilung versuchte über den zugefrorenen St. Georgs-Arm sich unseren Posten zu nähern, wurde aber mit Handbomben und Gewehrfeuer verjagt und ließ mehrere Tote und Verwundete zurück.

 

Ein französisches Torpedoboot gesunken

Lugano, 16. Februar.
Das französische Torpedoboot "317" ist an 28. Dezember 1916 verlorengegangen.
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Der 1. Weltkrieg im Februar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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