Der Weltkrieg am 15. Februar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Starker Artilleriekampf zwischen Serre und Somme

Manfred von Richthofen
Manfred von Richthofen

Großes Hauptquartier, 15. Februar. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
In letzter Zeit haben sich an der Front zwischen Armentières und Arras zahlreiche Gefechte von Aufklärungsabteilungen abgespielt. Der Gegner hat bei seinen häufigen, teils mit, teils ohne Feuervorbereitung angesetzten Unternehmungen beträchtliche Verluste gehabt. In unserer Hand gebliebene Gefangene brachten wertvolle Aufschlüsse, die durch die Ergebnisse vieler eigener mit Geschick durchgeführter Erkundungsvorstöße ergänzt worden sind. 
Gestern war zwischen Serre und Somme unter Einsatz vieler schwerer Geschütze der Artilleriekampf vornehmlich in den Abendstunden stark. Infanterieangriffe erfolgten nicht; es kamen in unserem wirksamen Feuer nur kleine Teilvorstöße gegen einige unserer vorgeschobenen Posten zustande, die befehlsgemäß auf unsere Hauptkampfstellung auswichen. 
Vom Kanal bis zu den Vogesen begünstigte klare Luft die Fliegertätigkeit. Die Gegner verloren gestern sieben Flugzeuge, von denen Leutnant v. Richthofen zwei - sein 20. und 21. Sieg im Luftkampf - abschoß. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
An der Bahn von Kowel nach Luck überfiel eine unserer Streifabteilungen eine russische Feldwache und brachte 41 Gefangene zurück. Südwestlich davon, bei Kisielin, holten Stoßtrupps 30 Russen und 1 Maschinengewehr aus der feindlichen Stellung. Nördlich der Bahn von Zloczow nach Tarnopol glückte ein gut angelegtes, mit Schneid durchgeführtes Unternehmen in vollem Umfang. Nach kurzer Feuerwirkung drangen Sturmtrupps etwa 100 Meter tief in die russischen Linien ein, nahmen die Besatzung von 6 Offizieren und 275 Mann gefangen und hielten sich fünf Stunden in den feindlichen Gräben. Inzwischen gelang es den Mineuren, die ausgedehnten Minengänge zu zerstören und unter unsere Stellung geführte, geladene Stollen unschädlich zu machen. 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
An der Putna wurde ein russischer Posten aufgehoben. Am Sereth der Vorstoß mehrerer Kompagnien zurückgewiesen. Der Hafen und militärisch wichtige Anlagen von Galatz wurden wirkungsvoll beschossen.
Mazedonische Front: 
Die Lage ist unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Erfolgreiche Infanteriekämpfe in der Champagne

Berlin, 15. Februar, abends. (Amtlich.)
Zwischen Somme und Ancre lebhafte Artillerietätigkeit. 
In der Champagne südlich von Ripont entwickelten sich Infanteriekämpfe, die für uns günstig verliefen. 
Im Osten nichts Besonderes.
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25000 Tonnen von einem U-Boot versenkt

Berlin, 15. Februar.
Das U-Boot, dessen bisherige Erfolge am 9. Februar mit 16000 Tonnen bekannt gegeben wurde, hat im ganzen 25000 Brutto-Registertonnen versenkt.
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Fliegerangriff auf Dünkirchen

Berlin, 15. Februar. (Amtlich.)
Unsere Marineflugzeuge belegen am 14. Februar morgens die Flugplätze bei Dünkirchen und Coxyde ausgiebig mit Bomben. Die Einschläge lagen gut. Ferner hat ein Wasserflugzeug die in den Downs liegenden Handelsschiffe mit gutem Erfolge mit Bomben beworfen.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreiche Vorstöße in Galizien und Wolhynien

Wien, 15. Februar. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Bei Focsani wiesen wir einige russische Kompagnien ab. An der Putna betätigten sich unsere Patrouillen mit Erfolg im Vorgelände. 
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
Südlich des Mestecanescitunnels wurde ein russischer Vorstoß vereitelt. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Nördlich der Bahn Zloczow-Tarnopol und bei Swidniki in Wolhynien überfielen Stoßtruppen die russischen Gräben. Die Unternehmungen glückten. Der Feind erlitt starke Einbuße an Menschen und Kriegsgerät. Östlich von Zloczow wurden überdies 6 russische Offiziere und 275 Mann als Gefangene abgeführt.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Enthebung des Erzherzogs Friedrich vom stellvertretenden Armeeoberkommando

Erzherzog Friedrich

Erzherzog Friedrich

Wien, 15. Februar.
Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet:
Der Kaiser erließ nachstehendes Handschreiben:

Lieber Herr Vetter Feldmarschall Erzherzog Friedrich! Seitdem ich das Armeeoberkommando übernommen habe, und insbesondere seit ich mich in dessen Standort aufhalte, sind der Betätigung Euer Lieben in Ihrer Eigenschaft als mein Stellvertreter zu enge Grenzen gezogen. Dankbar Ihrer großen als Armeeoberkommandant erworbenen Verdienste gedenkend, enthebe ich Sie daher vom Posten meines Stellvertreters und stelle Sie zur Disposition meines Oberbefehls. Ich werde Euer Lieben fallweise mit besonderen Aufgaben Getrauen. Nicht eingeengt durch die täglichen Dienstpflichten werden Sie in dieser Verwendung Ihre Kriegserfahrung und Ihre von mir hochgeschätzte Tatkraft zum Wohle meiner Wehrmacht voll zur Geltung bringen. Ihr Amtssitz ist Wien. Ihr Gefolge hat zu bestehen aus Ihrem Generaladjutanten, einem Flügeladjutanten, einem Personaladjutanten, einem Ordonnanzoffizier.

Baden, 11. Februar 1917.

Karl m. p. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 15. Februar. 
Mazedonische Front: 
Nördlich von Bitolia schwaches Feuer der Grabenartillerie und Maschinengewehre. Im Cerna-Bogen heftiges Feuer der feindlichen Artillerie auf Höhe 1050. Deutsche Erkundungsabteilungen drangen in die feindlichen Gräben bei Paralovo ein und machten Italiener zu Gefangenen. Auf der übrigen Front geringe Artillerietätigkeit. 
Rumänische Front: 
Artilleriefeuer von dem von uns besetzten Donauufer auf den Hafen und militärische Anlagen von Galatz. Bei Tulcea Feueraustausch zwischen den Posten auf beiden Ufern des St. Georg-Kanals.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 15. Februar. 
Tigrisfront: In der Nacht zum 13. nahm der Feind unsere am Tigris gelegenen Stellungen unter heftiges Artilleriefeuer. Feindliche Infanterie, welche einen Angriff gegen unseren rechten Flügel ausführte, wurde vollständig abgewiesen, als sie sich noch 200 Meter vor unseren Stellungen befand. Zwei durch zwei Batterien verstärkte feindliche Reiterregimenter griffen erfolglos am Morgen des 13. die Sicherungsabteilung unseres rechten Flügels an. Der Feind setzte sein Artilleriefeuer gegen unsere auf dem südlichen Tigrisufer gelegenen Stellungen fort. Am gleichen Tage griff die feindliche Infanterie nach heftigem vorbereitenden Artilleriefeuer unseren linken Flügel an, wurde aber zurückgeschlagen. 
Kaukasusfront: Vorfühlende starke Erkundungsabteilungen gegen unseren linken Flügelabschnitt blieben erfolglos.

 

Graf Bernstorffs Abreise

Amsterdam, 15. Februar.
Aus Washington wird gemeldet, daß Graf Bernstorff mit seinem Gefolge, das aus 30 Personen besteht, am Dienstag abend aus Washington abgereist ist und sich am Mittwoch in New York eingeschifft hat.
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Der 1. Weltkrieg im Februar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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