Der Weltkrieg am 9. Januar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Russen beiderseits Fundeni erneut geworfen

Der Putna-Abschnitt erreicht

Großes Hauptquartier, 9. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei guter Fernsicht war die beiderseitige Feuertätigkeit an vielen Stellen lebhaft.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Klare Sicht begünstigte die Kampftätigkeit der Artillerie an verschiedenen Stellen. Erneute feindliche Angriffe beiderseits der Aa wurden restlos abgewiesen. Nächtliche Vorstöße russischer Jagdkommandos zwischen Friedrichstadt und Chaussee Mitau-Olai blieben erfolglos. Bei dichtem Schneegestöber gelang es dem Russen, die ihm am 4. Januar entrissene kleine Insel Glaudon (nördlich Illuxt) zurückzugewinnen. Sein weiteres Vordringen gegen das westliche Dünaufer wurde verhindert.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Hartnäckig verteidigt der Feind die aus dem Bereczker Gebirge in die Moldauebene führenden Täler. Trotz ungünstiger Witterung und schwierigsten Geländeverhältnissen in dem zerklüfteten Waldgebirge drängen unsere Truppen ihren Gegner täglich Schritt für Schritt zurück. Auch gestern wurden beiderseits des Casinu- und Susitatals verdrahtete stark ausgebaute Stellungen im Sturm genommen und trotz verzweifelter Gegenstöße gehabten.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
In Ausnutzung ihres Sieges drangen die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen weiter nach Norden vor und erreichten, feindliche Nachhuten werfend, den Putna-Abschnitt, dessen jenseitiges Ufer der Feind in einer neuen Stellung hält. Beiderseits Fundeni ist der Russe in die Linie Crangeni-Nanesti geworfen. Garlcaska wurde gestürmt und gegen nächtliche Angriffe gehalten. Die gestern gemeldete Beute hat sich auf 99 Offiziere, 5400 Mann, 3 Geschütze und 10 Maschinengewehre erhöht.
Mazedonische Front:
Nichts Wesentliches.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Erfolglose russische Angriffe bei Riga

Berlin, 9. Januar, abends. (Amtlich.)
Im Westen geringe Gefechtstätigkeit.
Bei Riga und Jakobstadt blieben russische Angriffe erfolglos.
1)

 

Die siegreiche fünftägige Schlacht an der Putna

Berlin, 9. Januar. (Amtlich.)
Über die letzten Kämpfe vom 4. bis 8. Januar meldet A. O. K. 9:
Der Sieg in der fünftägigen Schlacht an der Putna ist errungen. Der Gegner war in einer von Natur starken und gut ausgebauten Stellung, deren Hauptteile die Brückenköpfe von Fundeni und Focsani bildeten, anzugreifen. Nach Beendigung der Angriffsvorbereitungen wurden am 4. Vorstellungen genommen. Am 5. brachen deutsche Divisionen in den Brückenkopf von Fundeni ein. Am 6. setzte ein großangelegter, mit starken Massen geführter russischer Gegenangriff in 25 km Breite ein. Der Plan der Russen war, die Mitte der 9. Armee zu durchbrechen. Er scheiterte an dem zähen Widerstand unserer Truppen und an der Stoßkraft bewährter westpreußischer Bataillone, die den Feind zum Stehen brachten und die durch vorübergehenden Erfolg des Feindes geschlagene Lücke schlossen. So konnte unser Angriff am 7. fortgesetzt werden. Die unter den Generalmajoren Huller und Melms und dem Feldmarschalleutnant Goiginger fechtenden deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen brachen in die Focsani-Stellung ein, stießen durch, überrannten die zweite Linie, während gleichzeitig die deutschen Gebirgstruppen den Feind aus den Waldbergen des Odobesci-Stockes warfen. Damit war die Schlacht entschieden. Mitte und linker Flügel der Milcovul-Stellung waren nicht mehr zu halten. Am 8. fiel Focsani als Siegespreis sowie das gesamte rechte Putna-Ufer in unsere Hand. Neben schweren blutigen Verlusten büßte der Feind noch 99 Offiziere, über 5400 Gefangene, 3 Geschütze und 10 Maschinengewehre ein.1)

 

Erfolgreicher Luftangriff auf feindliche Küstenlager

Berlin, 9. Januar. (Amtlich.)
Deutsche Marineflugzeuge griffen am 7. d. M. nachmittags ein Barackenlager westlich von La-Panne-Bad und Nieuport-Bad erfolgreich mit Bomben an. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 9. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Im Raume südöstlich von Focsani wurde der Gegner bis an die Mündung des Rimnicul-Saratflußes zurückgeworfen. Die österreichisch-ungarischen und deutschen Streitkräfte, denen der Feind in der Schlacht bei Focsani unterlegen ist, gewannen, ihren Sieg ausnutzend, die Putna, auf deren linkem Ufer sich die Russen erneut zu stellen scheinen. Diese haben in den zwei letzten Kampftagen 99 Offiziere und 5400 Mann an Gefangenen eingebüßt und 3 Geschütze und 10 Maschinengewehre verloren.
Am Südflügel der Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph erkämpften die Truppen des Feldmarschalleutnants v. Ruiz bei Iresci und Campurile in schwierigem Gelände und in Schnee und Frost weitere Vorteile. Sonst an der Ostfront bei den österreichisch-ungarischen Streitkräften nichts von Belang.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Lage unverändert.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 9. Januar.
Mazedonische Front:
Englische Kompagnien versuchten im nördlichen Teil der Ebene von Serres gegen Barakli-Dschumaja und Umgebung vorzurücken. Wir vertrieben sie jedoch durch Artilleriefeuer. An gewissen Punkten der Front spärliches Artilleriefeuer von beiden Seiten und stellenweise vereinzelte Schüsse des Feindes.
Rumänische Front:
Ein feindlicher Monitor beschoß vom Kiliaarm die Stadt Tulcea. Wir versenkten durch Artilleriefeuer ein feindliches Transportschiff westlich von Tulcea.

 

Der türkische Heeresbericht:

Russische Schlappen in Persien und im Kaukasus

Konstantinopel, 9. Januar.
An der persischen Front hatten die Verteidiger von Devler-Abad, die sich zum Teil aus persischen Freiwilligen zusammensetzen, die Stadt vor einigen Tagen befehlsgemäß aufgegeben, worauf sie von den Russen besetzt wurde. Durch einen in der Umgebung von Devler-Abad unternommenen Angriff haben wir den Feind wieder aus der Stadt verjagt. Der Feind, der über 500 Mann verlor, entfloh nach Nordosten und Südosten. Wir machten 18 Gefangene.
An der Kaukasusfront unternahm unser linker Flügel einen günstig verlaufenen Überfall auf die Russen. Wir verfolgten den Feind bis in seine Unterstände. Er verlor 15 Tote und Verwundete. Außer einer Menge Bomben und Kriegsmaterial erbeuteten wir für uns interessante Dokumente.

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 5
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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