Der Weltkrieg am 29. November 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Siegreiches Vordringen der Armee Falkenhayn auf der ganzen walachischen Front 


General d. Inf. v. Falkenhayn

Großes Hauptquartier, 29. November. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Bei Givenchy, südwestlich von Lens, scheiterte der im Nebel erfolgende Vorstoß einer englischen Kompagnie. 
Im Somme-Gebiet nahm in den Abendstunden das feindliche Feuer nördlich der Ancre und am St.-Pierre-Vaast-Wald zu. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalobersten Erzherzogs Josef: 
In den Waldkarpathen und an der siebenbürgischen Ostfront führte der Russe gestern an vielen Stellen gegen die deutschen und österreichisch-ungarischen Linien Angriffe. Er erlitt eine Niederlage; kleine örtliche Erfolge hat er mit blutigen Opfern erkauft. Die Armee des Generals der Infanterie v. Falkenhayn ist auf der ganzen walachischen Front in siegreichem Vordringen. Vor ihr weicht der geschlagene Feind in Unordnung nach Osten. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Die Bewegungen der Donau-Armee stehen in Übereinstimmung mit den weiter nördlich operierenden Kräften. In der Dobrudscha nur geringe Gefechtstätigkeit. 
Mazedonische Front: 
Nach dem Scheitern der Entlastungsoffensive der Entente von Süden her führte der Feind gestern nur Teilvorstöße nordwestlich von Monastir und bei Gruniste (östlich der Cerna) aus. Auch dabei hatte er keine Vorteile erringen können.

Der Erste Generalquartiermeister.
   Ludendorff.
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Pitesti in der Walachei genommen

Berlin, 29. November, abends. 
Nördlich der Somme bei Serre und Sailly lebhaftes Feuer. 
An der Ostfront Siebenbürgens griffen die Russen erneut an.
Abschlußmeldung fehlt. Pitesti ist genommen.
 An der Monastir-Front Ruhe.
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Der Reichskanzler über den vaterländischen Hilfsdienst

Berlin, 29. November.
Bei Beginn der Beratung des Gesetzentwurfs über den vaterländischen Hilfsdienst hielt der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg eine Rede, in der er unter anderem sagte: "Der unersättliche Krieg rast weiter. Unsere Feinde wollen es so. Sie feiern den vergangenen Sommer als einen für sie siegreichen. Haben sie etwa ihren Willen durchgesetzt? Unsere Linien sind ungebrochen, und Rumänien, das den großen Umschwung herbeiführen sollte, zahlt seine Buße. (Bravo.) Gott hat uns bis hierher geholfen und wird weiter helfen. (Beifall.) Die fast übermenschlichen Taten unserer Truppen, an die kein Wort des Dankes heranreicht (Sehr richtig! Sehr wahr! Beifall), und das gute Gewissen, daß wir als die Ersten und Einzigen bereit waren und bereit sind, den Krieg durch einen unser Dasein und unsere Zukunft sichernden Frieden zu beenden, gibt uns das Recht zu solcher Zuversicht. Aber, meine Herren, über dem Recht sollen wir unsere Pflicht nicht vergessen. Unsere Feinde wollen den Frieden noch nicht. An Menschenzahl sind sie uns weit überlegen, und fast die ganze Welt liefert ihnen Kriegsmaterial. Die Motive des Gesetzes, um dessen Annahme wir bitten, sind nicht am grünen Tisch erdacht, sie sind draußen im Trommelfeuer der Fronten geboren. Die Möglichkeit des Zwanges mußte vorgesehen werden. Gelingen aber kann das Werk nur, wenn es sich in seiner Ausführung nicht als ein Ergebnis des Zwanges, sondern der freien Überzeugung des ganzen Volkes darstellt (Sehr wahr!). Daß dem so sein wird, auch das dürfen wir mit Zuversicht erwarten, dafür bürgt uns der Sinn, mit dem sich das ganze Volk seit dem ersten Tage auf den Krieg eingestellt hat, dafür bürgen uns die großen Leistungen, die dieser Sinn bisher schon hervorgebracht hat. Wenn draußen im Felde Hunderttausende in der Verteidigung des Vaterlandes verbluten, dann wird der Mann in der Heimat noch nicht das letzte Opfer gebracht zu haben meinen, wenn er tatenlos die Mühen erträgt, die der Kriegszustand ihm auferlegt. Er wird es als seine Pflicht vor dem Vaterlande, vor den Kämpfern und vor den gefallenen Helden betrachten, seine Kraft an dem Platze einzusetzen, wo sie für den Kriegszweck am nützlichen wirkt. Dies Gesetz, für die Kriegszeit geschaffen, soll doch auch ein Zeugnis sein, daß wir für alle Zeit festhalten wollen den Geist gegenwärtigen Vertrauens und gegenseitiger Hilfsbereitschaft, der uns in der schwersten Not unseres Volkes zusammengeführt hat und auf dem allein sich eine Zukunft aufbauen kann, stark nach außen und fest im Innern." (Lebhaftes Bravo!)
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 29. November. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Josef: 
Die Armee des Generals der Infanterie v. Falkenhayn ist in der Walachei in siegreichem Vordringen. Starke russische Angriffe in den Waldkarpathen und an der siebenbürgischen Ostfront scheiterten an der zähen Ausdauer der österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen. Unsere Stellungen sind behauptet, um einzelne Grabenstücke wird noch gekämpft.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Lage unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Die feindliche Niederlage in Mazedonien

Sofia, 29. November. (Generalstabsbericht vorn 28. November.)
Mazedonische Front:
Nach sehr starker Artillerievorbereitung griff der Feind mehrmals auf der Front Trnova (nordwestlich von Monastir) - Höhe 1248 (nördlich von Monastir in der Ebene von Monastir) - Höhe 1050 im Cerna-Bogen Höhen in der Umgebung des Dorfes Gruniste an. Die wiederholten Angriffe auf der ganzen Front wurden von den bulgarischen und deutschen Truppen unter kräftiger Mitwirkung der Artillerie blutig abgewiesen. Die Verluste des Gegners sind ungeheuer. Vor unseren Stellungen liegen Hunderte von Leichen. Vor dem Abschnitt eines einzigen Bataillons des tapferen 51. Infanterieregiments zählten wir dreihundert gefallene Feinde. Nicht minder stark waren die Angriffe des Feindes und das Artilleriefeuer im Wardar-Tale. Hier griff der Feind unsere vorgeschobenen Stellungen beim Dorfe Krschteli, südwestlich vorn Dojran-See, verzweifelt an, wurde jedoch blutig zurückgeschlagen und ließ viele Tote auf dem Schlachtfelde. Wir erbeuteten 6 Maschinengewehre, zahlreiche Gewehre und anderes Kriegsmaterial. An der Front von der Belasica Planina bis zur Struma lebhaftes Artilleriefeuer; auch hier zählten wir 125 feindliche Gefallene. Mit einem Worte, dieser Tag kann infolge seiner großartigen Kampfhandlungen als einer der heftigsten Kampftage an der mazedonischen Front gelten.
Rumänische Front:
In der Walachei setzt die Donau-Armee ihren Vormarsch ohne Unterbrechung fort und hat mit den verbündeten Truppen, die aus den Karpathen herabgestiegen sind, enge Fühlung genommen. Unsere auf dem linken Donau-Ufer vorrückenden Truppen griffen Giurgiu an und eroberten, unterstützt von unseren Einheiten, insbesondere der Artillerie, der Garnifon von Rustschuk sowie von österreichisch-ungarischen Monitoren die Stadt nach erbittertem Kampfe, der von 11 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags dauerte. Die rumänischen Truppen und die Bevölkerung flohen, von Panik ergriffen, gegen Bukarest. An der Donau, stromabwärts von Rustschuk bis Cernavoda, Artillerie- und Infanteriefeuer. In der Dobrudscha Artilleriefeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 29. November. 
Heeresbericht vom 28. November: 
Kaukasusfront: Scharmützel zu unseren Gunsten. 
Dobrudschafront: Unsere Truppen warfen durch Artillerie- und Infanteriefeuer feindliche, seit einigen Tagen mit Verschanzungsarbeiten beschäftigte Truppen aus ihren Stellungen, wobei sie ihnen schwere Verluste zufügten. 
Donaufront: Unsere Truppen, die die Donau überschritten haben, besetzten am 27. November Alexandria, wo sie 1 Lokomotive, 140 Eisenbahnwagen und eine große Menge Lebensmittel erbeuteten.

 

Beattie britischer Flottenbefehlshaber an Stelle Jellicoes

Balfour
Balfour
Admiral Jellicoe
Admiral Jellicoe

 

London, 29. November. (Reuter-Meldung.)
Unterhaus. Balfour teilte mit, daß Admiral Jellicoe an Stelle von Sir Henry Jacksen zum Ersten Seelord und Präsidenten der Marineakademie in Greenwich ernannt worden ist. Beattie wurde zum Befehlshaber der großen Flotte ernannt. (Beifall.) Balfour teilte weiter mit, daß man schon seit längerer Zeit den Beschluß gefaßt habe, diese Ernennungen vorzunehmen, daß die Verlautbarung davon aber aus militärischen Gründen verzögert worden sei. Die Ernennungen würden noch weitere Veränderungen in der Admiralität zur Folge haben.
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Eine Flaschenpost von der "Hampshire"

"Hampshire" von einem deutschen U-Boot torpediert?

Stavanger, 29. November.
Auf Vesteraamoy im Stavangerfjord trieb eine Flasche mit einem Zettel an Land, der in englischer Sprache folgende Worte enthielt: "H. M. S. "Hampshire". Wir sind bisher wohlbehalten, aber wie lange, können wir nicht sagen. Wir sind in einem offenen Boot, welches aber stark leck ist; es wird nicht mehr lange dauern. Wir können das Land noch nicht sehen. Lebt alle wohl! Wir wissen, daß wir gerächt werden; die Jungens werden dafür sorgen. Wir wurden zweimal torpediert und hatten nicht Zeit, wiederzufeuern, ehe das U- Boot verschwand und wir sanken. Fünf von uns sind jetzt hier, alle todmüde vom Rudern und Wasserschippen. Dies ist das Letzte von uns; wenn es gefunden wird, schickt es Frau Smith, Southshields." Der Zettel ist offenbar echt und heute dem britischen Konsul übergeben worden. Die "Hampshire" war mit Lord Kitchener und seinem Stabe an Bord am 5. Juni gesunken.
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Der 1. Weltkrieg im November 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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