Der Weltkrieg am 4. November 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Weitere russische Stellungen an der Narajowka erstürmt 

Großes Hauptquartier, 4. November. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Scharfer Artilleriekampf ging feindlichen Angriffen voran, die aber in unserem Feuer nur in beschränktem Umfange zur Durchführung kamen, so nordwestlich von Courcelette und im Abschnitt Gueudecourt-Lesboeufs; sie wurden abgeschlagen. Neun feindliche Flugzeuge sind im Luftkampf und durch Abwehrgeschütze abgeschossen. 
Heeresgruppe Kronprinz: 
Gegen unsere Höhenstellungen östlich der Maas schwoll das feindliche Feuer am Nachmittag erheblich an. Französische Vorstöße zwischen Douaumont und Vaux blieben erfolglos. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Unsere Erfolge links der Narajowka wurden durch Erstürmung weiterer Teile der russischen Hauptstellung südwestlich von Folw. Krasnolesie erweitert und gegen Wiedereroberungsversuche des Feindes behauptet. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Auf dem Nordteil der siebenbürgischen Ostfront ist die Gefechtstätigkeit wieder reger geworden, ohne daß es bisher zu bemerkenswerten Infanteriekämpfen gekommen ist. An der Südfront wurden einzelne rumänische Angriffe abgewiesen. Die Höhe Rosca (südöstlich des Altschanzpasses) wurde vom Gegner besetzt. Südwestlich von Predeal gewannen wir eine rumänische Stellung, die wir im Nachstoß am 2. November bereits besetzt, in der folgenden Nacht aber wieder verloren hatten; 250 Gefangene fielen hier in unsere Hand. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Bei einer Unternehmung österreichisch-ungarischer Monitoren gegen eine Donauinsel südwestlich von Rustschuk wurden 2 Geschütze und 4 Minenwerfer erbeutet. In der Dobrudscha keine wesentlichen Ereignisse.
Mazedonische Front: 
Die Lage ist unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Ein englischer Kreuzer vernichtet 

Berlin, 4. November. (Amtlich.)
Am 23. Oktober hat eines unserer Unterseeboote einen englischen Kleinen Kreuzer älteren Typs mit zwei Schornsteinen westlich Irland vernichtet. 

  Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Ruhiger Kampftag im Küstenland 

Wien, 4. November. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Der Feind setzte in der nördlichen Walachei seine Angriffe fort. Von der Rückeroberung der Grenzhöhe Rosca (im Raume südöstlich von Brasso) abgesehen, hatte er nirgends Erfolg. In den Kämpfen um eine gegen heftigste Angriffe behauptete Höhenstellung südwestlich von Predeal wurden über 250 gefangene Rumänen eingebracht. An der siebenbürgischen Ostgrenze erhöhte rumänische Artillerietätigkeit.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Bei Bohorodczany überfiel ein k. und k. Jagdkommando die russischen Vorposten und ebnete deren Stellungen ein. An der Narajowka erstürmten deutsche Bataillone abermals einige russische Gräben und behaupteten sie gegen erbitterte Gegenstöße. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Nach den schweren Kämpfen des 1. und 2. Novembers verlief der Vormittag des 3. an der Schlachtfront des Küstenlandes ohne größere Kampfhandlung, am Nachmittag nahm jedoch die Angriffstätigkeit der Italiener wieder zu. Auf dem Karst wurden wiederholte Ansätze zu Angriffen durch unser Sperrfeuer niedergehalten. Der Feind konnte trotz zahlloser Versuche nirgends Raum gewinnen. 
Im Wippach-Tale stießen abends starke feindliche Kräfte bis in unsere Stellungen zwischen Vertojba und Bialia vor. Durch Gegenangriff wurden kurz darauf alle Gräben von den Unsrigen wieder zurückgewonnen. Vor den Hindernissen von Sv. Katarina und Dember verbluteten mehrere Bersaglieribataillone in erfolglosen Angriffen. Die Zahl der seit 1. November gemachten Gefangenen ist auf 3500 gestiegen. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
Am 3. November abends belegte ein Seeflugzeuggeschwader die militärischen Objekte von San Canziano, Monfalcone und die Adriawerke ausgiebig mit Bomben. 

 Flottenkommando. 1)

 

Selbstverwaltung Galiziens

Handschreiben des Kaisers Franz Josef

Wien, 4. November.
Die "Wiener Zeitung" veröffentlicht nachstehendes Allerhöchstes Handschreiben:
Lieber Dr. v. Körber.
Im Sinne der von Mir mit Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser getroffenen Vereinbarungen wird aus den von unseren tapferen Heeren der russischen Herrschaft entrissenen polnischen Gebieten ein selbständiger Staat mit erblicher Monarchie und konstitutioneller Verfassung gebildet werden. Bei diesem Anlaß gedenke Ich bewegten Herzens vieler Beweise der Hingebung und Treue, die Ich im Laufe Meiner Regierung seitens des Landes Galizien erfahren habe, sowie der großen und schweren Opfer, die dieses Land im gegenwärtigen Kriege, dem heftigen feindlichen Anprall ausgesetzt, im Interesse der siegreichen Verteidigung der östlichen Reichsgrenzen zu bringen hatte und die ihm den dauernden Anspruch auf Meine wärmste väterliche Fürsorge sichern. Es ist daher Mein Wille, in dem Augenblicke, in welchem der neue Staat zur Entstehung gelangt, Hand in Hand mit dieser Entwickelung auch dem Lande Galizien das Recht zu verleihen, seine Landesangelegenheiten bis zum vollen Maße dessen, was mit seiner Zugehörigkeit zur staatlichen Gesamtheit und mit deren Gedeihen im Einklange steht, selbständig zu ordnen und damit der Bevölkerung Galiziens die Gewähr ihrer nationalen und wirtschaftlichen Entfaltung zu bieten. Indem Ich Ihnen diese Meine Absicht kundtue, beauftrage Ich Sie, zu ihrer gesetzmäßigen Verwirklichung geeignete Vorschläge auszuarbeiten und Mir vorzulegen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im November 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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