Der Weltkrieg am 30. Oktober 1916

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ENGLISCHER HEERESBERICHT - FRANZÖSISCHER HEERESBERICHT

Erster Weltkrieg: General Krafft von Dellmensingen auf seinem Gefechtsstand beim Roten-Turm-Paß
General Krafft v. Dellmensingen auf seinem Gefechtsstand beim Roten-Turm-Paß

Der deutsche Heeresbericht:

La Maisonnette an der Somme erstürmt 

Erfolg der Berliner und Brandenburger - 
Rumänische Höhenstellung am Roten-Turm-Paß im Sturm genommen 

Großes Hauptquartier, 30. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Auf vielen Stellen der Front nördlich der Somme lag von uns kräftig erwidertes feindliches Feuer. Bei einem Angriff aus der Linie Lesboeufs-Morval gelang es dem Gegner, seine Einbruchsstelle in unseren vordersten Graben östlich Lesboeufs nach Süden in geringer Ausdehnung zu verbreitern; an allen anderen Punkten, an welchem er durch unser Sperrfeuer hindurch vorwärts kam, wurde er blutig abgewiesen. Auf dem Südufer der Somme wurden das Gehöft La Maisonnette und die sich von dort nach Biaches hinziehenden französischen Stellungen in frischem Angriff durch das aus Berlinern und Brandenburgern bestehende Infanterie-Regiment Nr. 359 gestürmt, dem die durch Beobachtungsflieger vortrefflich unterstützte Artillerie wirkungsvoll vorgearbeitet hatte. 412 Gefangene, darunter 15 Offiziere, sind eingebracht. 
Heeresgruppe Kronprinz: 
An der Nordostfront von Verdun hielt der Geschützkampf an.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Ein russischer Massensturm, durch stärksten Munitionseinsatz vorbereitet, brach westlich von Pustomyty und bald darauf auch östlich von Szelwow gegen unsere Stellungen vor. Beide Angriffe scheiterten im Abwehrfeuer unter blutigen Verlusten. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
In den Waldkarpathen und dem südlich anschließenden ungarisch-rumänischen Grenzgebirge herrschte, abgesehen von Patrouillentätigkeit, bei regnerischem Wetter Ruhe. Südöstlich des Roten Turm-Passes wurden, Erfolge hannoverscher und mecklenburgischer Jäger vom Vortage erweiternd, mehrere zäh verteidigte rumänische Höhenstellungen im Sturm genommen. Aus den letzten Kämpfen in dieser Gegend sind 18 Offiziere und über 700 Mann gefangen zurückgeführt worden. Südwestlich des Szurdukpasses haben die Rumänen eine unserer Seitenkolonnen zurückgedrängt.
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
In der Norddobrudscha stehen unsere verfolgenden Abteilungen in Fühlung mit russischer Infanterie und Kavallerie. 
Mazedonische Front: 
Nach starker Artillerievorbereitung griffen gestern mehrmals serbische und französische Truppen an der Cerna zunächst in schmalen, dann in breiteren Abschnitten die deutschen und bulgarischen Stellungen an; im Sperrfeuer, nordöstlich von Veljesolo durch Gegenstoß, mißlangen die Angriffe vollkommen; ebenso vergeblich blieben Vorstöße des Feindes bei Kenali und Gradesnica.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Oswald BölckeAus dem "Dresdner Anzeiger" vom Montag den 30. Oktober 1916:

Hauptmann Bölcke tödlich verunglückt

wtb Berlin, 29. Oktober. Hauptmann Bölcke ist im Verlaufe eines Luftkampfes am 28. Oktober mit einem anderen Flugzeug zusammengestoßen und bei der darauf erfolgten Landung hinter unseren Linien tödlich verunglückt. am 27. Oktober hatte er sein vierzigstes feindliches Flugzeug abgeschossen.

Abermals haben wir also den Tod eines unserer Fliegerhelden, diesmal des bewährtesten von allen, zu beklagen! Vierzig Flugzeuge hat Hauptmann Bölcke in schweren und gefahrvollen Luftkämpfen herabgeholt, bevor er selber zum Reich der Schatten hinabsank. Längere Zeit hatte er sich der Front fernhalten müssen, um jungen Fliegern möglichst rasch den letzten Schliff zu geben. Aber der kühne, wagemutige Mann fand in diesem Lehramt nicht die volle Befriedigung - Es zog ihn zurück zu den Kämpfen und Gefahren, die sein Blut schneller kreisen, sein Herz höher schlagen ließen. Aufs neue stieg er über unseren Linien im Westen auf, aufs neue zwang er einen Gegner nach dem anderen zur Erde nieder, am 22. Oktober allein ihrer zwei! Da verließ ihn das wandelbare Kriegsglück und er mußte gleich unzähligen Namenlosen und Unberühmten seine Treue mit dem Blute besiegeln. Ein Heldenleben ist erloschen, eine große glänzende Laufbahn jäh beendet! wie der Tod Otto v. Weddigens und Max Immelmanns, so erweckt auch dieser schmerzliche Verlust in uns die Erinnerung an die unseren Herzen teuersten Opfer der Befreiungskriege, an Körner und Friesen, die starben, damit Deutschland leben und neu erblühen konnte. Ewiger Ruhm wurde ihr Lohn!

Bölckes Meisterschaft im Luftkriege fand schon zeitig die hohe Anerkennung des Kaisers, als der oberste Kriegsherr ihm im vorigen Jahr nach Bezwingung  des achten Gegners als erstem Fliegeroffizier den Orden Pour le mérite verlieh. Eine weitere Auszeichnung erhielt der damals noch im Range eines Oberleutnants Stehende nach seinem zwölftem Siege im Frühling dieses Jahres durch das nachstehende Handschreiben des Kaisers:

    "Wie mir gemeldet wird, sind Sie wiederum aus dem Kampfe gegen feindliche Flugzeuge mit vollem Erfolge zurückgekehrt. Ich habe Ihnen bereits unlängst durch Verleihung meines höchsten Kriegsorden, des Ordens Pour le mérite, gezeigt, welche Bedeutung ich den Ergebnissen ihres Wagemutes beimesse. Den jetzigen Zeitpunkt aber, in dem Sie mit dem zwölftem Flugzeuge nunmehr insgesamt zwei feindliche Fliegerabteilungen außer Gefecht gesetzt haben, will ich nicht vorübergehen lassen, ohne Ihnen aufs neue meine Anerkennung für Ihre vortrefflichen Leistungen im Luftkampfe auszusprechen. Großes Hauptquartier, den 20. März 1916. gez. Wilhelm. An den Oberleutnant Bölcke bei dem Kampfgeschwader 2 der Obersten Heeresleitung."

Ganz Deutschland wird den Tod dieses herrlichen Mannes auf das tiefste bedauern, aber es ist jetzt nicht die Zeit zu müßigem Wehklagen! Wenn wir ihn in seiner unermüdlichen Tatkraft, seinem zu den höchsten und schwersten Opfern bereiten Pflichtbewußtsein nachzueifern suchen, wird sein unsterblicher Teil auch auf Erden fortleben und sein Andenken am besten und wirksamsten geehrt werden.

Der "Dresdner Anzeiger" zum Tod des Jagdfliegers Bölcke:

Zu Bölckes Todessturz

Dem Andenken Bölckes

Das Begräbnis

 

Danktelegramm des Kaisers an Mackensen

Berlin, 30. Oktober. (Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser hat an den Generalfeldmarschall v. Mackensen das nachstehende Telegramm gerichtet:

Mein lieber Feldmarschall!

Nach dem glänzenden Verlauf der Operationen in der Dobrudscha, die unter Ihrer bewährten und musterhaften Leitung durch den Fall von Cernavoda gekrönt worden sind, danke ich Ihnen für alles das, was Sie und die Ihnen unterstellten Truppen in gemeinsamer Waffenbrüderschaft erneut geleistet haben. Ich will meinem königlichen Dank dadurch besonderen Ausdruck geben, daß Ihr Name fortan auch von dem Truppenteil geführt wird, zu dessen Chef ich Sie schon ernannt habe, und bestimme, daß das 3. Westpreußische Infanterieregiment Nr. 129 fortan die Bezeichnung "Infanterieregiment Generalfeldmarschall v. Mackensen (3. Westpreußisches) Nr. 129" zu führen hat. Ich bitte, den Ihnen unterstellten Truppen meine wärmste Anerkennung und Grüße zu übermitteln.

Großes Hauptquartier, den 25. Oktober 1916.

 gez. Wilhelm R. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 30. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Südwestlich des Szurdukpasses drängte der Feind eine unserer Gefechtsgruppen um einige Kilometer zurück. Südöstlich des Vörös Toronyer (Roten Turm) - Passes erweiterten wir unsere Erfolge. Nördlich von Campolung wurden rumänische Vorstöße abgeschlagen. An der ungarischen Ostgrenze ließ die Kampftätigkeit nach.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Bei Pustomyty versuchten die Russen nach kurzem aber heftigstem Artilleriefeuer einen Massensturm; ihre Kolonnen brachen teils vor, teils in unseren Hindernissen zusammen. Ebenso scheiterte ein feindlicher Massenvorstoß bei Szelwow. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Bei ungünstigen Sichtverhältnissen war gestern die feindliche Gefechtstätigkeit im Küstenlande geringer als in den vergangenen Tagen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 30. Oktober. 
Amtlicher Heeresbericht vom 30. Oktober: 
Tigrisfront: Unsere Freiwilligen unternahmen am 27. Oktober einen überraschenden Angriff auf die feindlichen Lagerplätze bei Scheikh Said. Sie drangen bis zu einem Schuppen vor, zerstörten ein darin befindliches englisches Flugzeug und kehrten wohlbehalten zurück. Die Engländer, die für diese kühne Tat Rache nehmen wollten, warfen Bomben auf Bedre nördlich Kut el Amara, wodurch 1 Kind getötet und 3 Personen der friedlichen Bevölkerung verletzt wurden. 
Persische Front: Am 27. Oktober warfen unsere vorgeschobenen Truppen, die die Russen 50 Kilometer nördlich von Hamadan zu Aufklärungszwecken an verschiedenen Stellen angegriffen hatten, den Feind aus dieser Gegend zurück und fügten ihm beträchtliche Verluste zu. Dieser Angriff lieferte uns sehr nützliche Aufschlüsse über die Verteilung der feindlichen Truppen. Wir machten bei diesem Angriff einige Gefangene, zerstörten ein Drahthindernis und Telegraphenleitungen und erbeuteten eine Menge Vorräte und Munition. Nach erfolgreicher Erfüllung ihrer Aufgabe sind die Truppen wohlbehalten in ihre Stellungen nördlich von Hamadan zurückgekehrt. Der Feind, der unsere Vorposten nördlich von Sakis zu überfallen versuchte, wurde mit Verlusten für ihn abgewiesen.

 

Der englische Heeresbericht:

30. Oktober, nachmittags: 
Während der Nacht wurden zwei erfolgreiche Überfälle auf feindliche Gräben westlich von Wytschaete und östlich von Boestringhe unternommen.
2)

 

Der französische Heeresbericht:

30. Oktober, nachmittags:
Nördlich der Somme nahmen die Franzosen ein deutsches Schützengrabennest nordwestlich von Sailly Saillisel. Eine andere lebhafte Kampfhandlung führte die Franzosen in die Nähe der Kirche von Sailly. Etwa 60 Gefangene blieben in ihrer Hand. Südlich der Somme vervielfältigten die Deutschen im Laufe der Nacht ihre von einer heftigen Beschießung eingeleiteten Angriffe auf die französischen Stellungen von Biaches bis Maisonette. Sie wurden mehrmals unter schweren Verlusten zurückgeschlagen. Im Laufe des letzten äußerst heftigen Angriffes gelang es ihnen, in Grabenstücke der ersten Linie nördlich von Maisonette einzudringen und in den Gebäuden dieses Gehöftes Fuß zu fassen. Alle deutschen Versuche, die Franzosen von der Höhe 97 zu vertreiben, wurden durch Feuer gebrochen. Entsprechend ihrer Gewohnheit haben die Deutschen aus Rache für ihre Niederlage vor Verdun Reims heftig beschossen. Unter der Zivilbevölkerung wurden einige Personen getroffen.

30. Oktober: 
Südlich der Somme in der Gegend von Maisonette Fortdauer des Artilleriekampfes. Keine Infanterietätigkeit. Von der Front bei Verdun meldet man nur ziemlich heftige Beschießungen aus den Abschnitten von Haudromont, Douaumont, dem Fuminwalde und Le Chenois. Schlechtes Wetter hindert andauernd die Bewegungen an der ganzen Front.
2)

Bericht aus dem deutschen Großen Hauptquartier: 
Die Beschießung von Reims

 

Krawalle in Moskau und Kiew

-bz- Stockholm, 30. Oktober. 
In Moskau, Kiew und in den Städten des Wolgagebietes kamen an den letzten Tagen recht ernste Unruhen vor. In Moskau wurde im Innern der Stadt eine Reihe von Fleischbuden gestürmt, ohne daß sich in ihnen Vorräte befanden. In Kiew forderte ein Krawall vor einer Zuckerbude, in den die Polizei eingriff, zwei Menschenleben; Schlägereien der Wartenden, die in den langen Reihen, die oft über drei Straßenquartiere hinwegreichen, stehen, sind an der Tagesordnung.
2)

 

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

2) "Dresdner Anzeiger" (1916)

 

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