Der Weltkrieg am 1. November 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Englische und russische Angriffe zurückgewiesen 

Großes Hauptquartier, 1. November. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Mit besser werdender Sicht setzte im Somme-Gebiet in mehreren Abschnitten lebhafte Artillerietätigkeit ein. In den Abendstunden gingen die Engländer aus der Gegend von Courcelette und mit starken Kräften aus der Linie Guendecourt-Lesboeufs zum Angriff vor. Nördlich von Courcelette kam in unserem Abwehrfeuer der Angriff nicht vorwärts, westlich von Le Transloy brach er verlustreich, an einzelnen Stellen im Nahkampf, zusammen. 
Heeresgruppe Kronprinz: 
Der Geschützkampf auf dem Ostufer der Maas war nur zeitweise lebhaft. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Gegen die am 30. Oktober von uns genommenen Stellungen auf dem östlichen Narajowkaufer führte der Russe nach starker Artilleriewirkung bei Einbruch der Dunkelheit heftige Gegenangriffe, die fünfmal wiederholt unter blutigen Verlusten scheiterten. Auch die ottomanischen Truppen hielten das gewonnene Gelände gegen starke Angriffe und warfen den an einer Stelle eingebrochenen Feind durch schnellen Gegenstoß zurück. An der Bistritza Solotwinska wiesen österreichisch-ungarische Truppen feindliche Abteilungen durch Feuer ab. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
In Siebenbürgen ist die Gesamtlage unverändert. Einen wichtigen Erfolg errangen westlich der Predealstraße österreichisch-ungarische Regimenter, die in die rumänische Stellung einbrachen und 10 Infanteriegeschütze und 17 Maschinengewehre erbeuteten. Südöstlich des Roten Turm-Passes machte unser Angriff Fortschritte.
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Keine Ereignisse von wesentlicher Bedeutung. 
Mazedonische Front: 
Im Cernabogen und zwischen Butkowo- und Tahinossee nahm die Artillerietätigkeit wieder zu.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Aus dem "Dresdner Anzeiger" vom Mittwoch den 1. November 1916:

Dem Andenken Bölckes

Dessau, 30. Oktober. Der Magistrat der Stadt Dessau hat die Militärbehörden gebeten, die Beisetzung des Fliegerhauptmannes Bölcke auf dem Ehrenfriedhof der Stadt Dessau vornehmen zu dürfen.- der Herzog hat am Sonntag nachmittag durch seinen Flügeladjutanten der Familie Bölcke seine Anteilnahme aussprechen lassen.

wtb Dessau, 31. Oktober. Die Beisetzung Bölckes erfolgt voraussichtlich am Donnerstag nachmittag 3 Uhr. Die Schulen, die Jungwehr und die Vereine stehen Spalier. Die Stadt wird Trauerschmuck anlegen; am Bahnhofe werden zwei Trauermasten errichtet werden.

wtb Dessau 31. Oktober. Der Kaiser  hat, wie der Anhaltinische Staatsanzeiger meldet, an den Professor Bölcke folgendes Telegramm gerichtet:

    "Professor Max Bölcke, Zwiebigk bei Dessau. Auf das schmerzlichste beklage ich mit dem ganzen deutschen Volke den Tod Ihres Heldensohnes, meines tapfersten und erfolgreichsten Fliegeroffiziers Mit Stolz blickt meine Armee und besonders die Fliegerwaffe auf ihn. Mit Stolz werden sie auch nach seinem Tode seiner gedenken und seinem leuchtendem Vorbilde nachzueifern streben. Gott tröste Sie in Ihrem großen Schmerz. Neues Palais, den 30. Oktober 1916. Wilhelm I. R."

Vom Kronprinz ging folgendes Telegramm ein:

    "Professor Bölcke, der Heldentod Ihres vortrefflichen, unerschrockenen und kühnen Sohnes, der auch meiner Armee und mir vor Verdun vorzügliche Dienste geleistet hat, erfüllt mich mit ganz besonders aufrichtiger und herzlicher Betrübnis. Seien Sie und Ihrer Familie meiner wärmsten Anteilnahme versichert. Mit Ihren trauert das deutsche Heer und die gesamte Nation an der Bahre des weltberühmten Fliegeroffiziers. Einzig stehen  seine Leistungen da. Mit Stolz zählt jeder deutsche Patriot ihn zu den Seinen. Schlicht und einfach blieb er trotz aller Ehrungen. Sein volkstümliches Bild wird immerdar von unverwelklichen Lorbeer umgeben sein und jedermann seines lieben Hauptmanns Bölcke in Bewunderung und Verehrung allezeit gedenken. Aus dem Felde, den 30. Oktober 1916. Wilhelm, Kronprinz."

 

 

Die "Deutschland" wiederum in Amerika eingetroffen

New London (Connecticut), 1. November. (Reuter-Meldung.)
Das deutsche Handelsunterseeboot "Deutschland" ist heute früh hier angekommen.
(Notiz des W. T. B.: In Bremen ist eine Nachricht über die Ankunft der "Deutschland" bisher noch nicht eingetroffen.)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Abgeschlagene italienische Angriffe im Küstenland 

Wien, 1. November. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Westlich des Predealtales gelang es unseren Truppen in die feindliche Stellung einzudringen, wobei 10 Infanteriegeschütze und 17 Maschinengewehre erbeutet wurden. Südlich des Roten Turm-Passes wurde Gelände gewonnen. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Nach heftiger Artillerievorbereitung versuchte der Feind bei Einbruch der Dunkelheit, sich der am 30. Oktober von ihm verlorenen Stellungen am östlichen Narajowkaufer wieder zu bemächtigen. Trotz fünfmaligem Massenanlauf wurden unsere Stellungen restlos behauptet. Ebenso scheiterten starke Angriffe gegen die ottomanischen Truppen. An der Bistritza Solotwinska wurden feindliche Abteilungen durch Feuer vertrieben. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Auf dem Südflügel der küstenländischen Front steigerte sich im Laufe des gestrigen Tages das feindliche Artillerie- und Minenfeuer wieder zu großer Kraft. Von 3 Uhr nachmittags an begann feindliche Infanterie im Wippachtale und auf der KarsthochfIäche gegen unsere Stellungen vorzufühlen. Wo sie unsere zerschossenen Gräben für sturmreif hielt, setzte sie auch zu Angriffen an, die jedoch durch Sperrfeuer oder durch Gegenstoß abgeschlagen wurden. Abends flaute das Feuer ab, setzte jedoch nachts erneut mit großer Heftigkeit ein. 
Italienische Flieger warfen auf Duttoulo, Sesana und Miramar zahlreiche Bomben ab, ohne nennenswerten Schaden zu verursachen. Hauptmann Schünzel schoß über der Bucht von Panzano einen Caproni ab.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Bei den k. u. k. Truppen keine wesentlichen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 1. November. 
Amtlicher Heeresbericht vom 31. Oktober: 
Tigrisfront: Unser wirksames Artilleriefeuer zerstörte einen Beobachtungsturm des Feindes, sowie seine Schützengraben. Das feindliche Erwiderungsfeuer blieb ohne Wirkung. 
Persische Front: In einem blutigen Zusammenstoß, der nordwestlich von Hamadan in der Gegend von Bidjar mit feindlichen Truppen stattfand, trugen unsere Truppen den Sieg davon und drängten den Feind zurück, der in Auflösung flüchtete. Außer schweren Verlusten an Toten und Verwundeten, die der Feind teils mit zurückführte, teils auf dem Schlachtfelde liegen ließ, verlor der Feind an Gefangenen 1 Kompagnieführer und 120 unverwundete Soldaten. Unter den Gefallenen befinden sich auch Offiziere. Ferner erbeuteten wir durch diesen neuen Erfolg eine große Anzahl Gewehre und anderes Kriegsmaterial. Die Ortschaft Bidjar, deren Einnahme von den Russen in ihrem amtlichen Bericht vom 26. Oktober 1916 gemeldet worden war, wurde von uns zurückerobert. Nördlich von Sakis wurden russische Kavallerietruppen, die unsere vorgeschobenen Truppen anzugreifen versuchten, mit Verlusten für sie zurückgeschlagen. 
Von den anderen Fronten kein wichtiges Ereignis.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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