Der Weltkrieg am 30. September 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Blick auf Hermannstadt
Blick auf Hermannstadt

Der deutsche Heeresbericht:

Die Umfassungsschlacht von Hermannstadt gewonnen - Die 1. rumänische Armee zum Teil vernichtend geschlagen

Großes Hauptquartier, 30. September. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Wie am vorhergehenden Tage griffen die Engländer auch gestern mit starken Kräften zwischen der Ancre und Courcelette an. Nach wechselvollen Nahkämpfen sind sie abgeschlagen. Sonst nur kleine Teilvorstöße und Artilleriekampf, der sich nördlich der Somme und in einzelnen Abschnitten südlich des Flusses nachmittags verschärfte.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
An der Stochodfront machte eine Kompagnie der polnischen Legion einen erfolgreichen Vorstoß bei Sitowicze; südwestlich von Wytoniec griffen die Russen vergeblich an. Bei einer gelungenen Unternehmung in der Gegend von Hukalowce (nördlich von Zborow) in der Nacht zum 29. September nahmen wir 3 Offiziere, 70 Mann gefangen. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Südlich Str. Klauzura (Ludowagebiet) und am Coman hatten wohlvorbereitete Gegenangriffe von Truppen des Generalleutnants von Conta vollen Erfolg. Bei Str. Klauzura sind 4 Offiziere, 532 Mann gefangengenommen und 8 Maschinengewehre erbeutet. Im Kirlibabaabschnitt wurden russische Angriffe abgewiesen.
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
An der Ostfront sind die rumänische Nord- und 2. Armee im Görgenygebirge, aus der Linie Parajd-Oderhellen (Szekely-Udvarhely) und von Fogaras her zum Angriff übergegangen. Im Görgenygebirge wurde der Feind abgewiesen. Weiter südlich wichen die Sicherungstruppen aus. Deutsche Truppen fielen vorwärts des Haarbaches, südlich von Henndorf (Hegen), eine der rumänischen Kolonnen mit Erfolg an, warfen sie zurück, nahmen 11 Offiziere, 500 Mann gefangen und erbeuteten 3 Maschinengewehre. Die am 26. September eingeleitete Umfassungsschlacht von Hermannstadt (Nagy-Szeben) ist gewonnen. Unter dem Oberbefehl des Generals v. Falkenhayn haben deutsche und österreichisch-ungarische Truppen starke Teile der 1. rumänischen Armee nach hartnäckigen Kämpfen vernichtend geschlagen. Nach schweren blutigen Verlusten flüchteten die Reste der feindlichen Truppen in Auflösung in das unwegsame Bergland beiderseits des von uns durch kühnen Gebirgsmarsch bereits am 26. September früh im Rücken des Gegners besetzten Roten Turm-Passes. Hier wurden sie von dem verheerenden Feuer bayerischer Truppen unter dem Generalleutnant Krafft v. Delmensingen empfangen. Der Entlastungsstoß der rumänischen 2. Armee ist zu spät gekommen. Unsere Truppen kämpften mit größter Erbitterung, nachdem bekannt wurde, daß die mit der Entente für die durch Deutschland bedrohte Kultur kämpfenden, habgierigen Rumänen wehrlose Verwundete ermordet hatten. Die Zahl der Gefangenen und die zum Teil in dem bergigen Waldgelände verstreute sehr erhebliche Beute steht noch nicht fest. Im Hötzinger (Hatszeger) Gebirge und im Mehadiaabschnitt sind rumänische Angriffe gescheitert.
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Unsere Flugzeuggeschwader haben mit Erfolg die Eisenbahnbrücke von Cernavoda und feindliche Truppenlager angegriffen.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreiche Unternehmung gegen den rumänischen Hafen Corabia

Wien, 30. September. 
Amtlich verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
Westlich von Petroseny wurden rumänische Vorstöße abgewiesen. Die unter dem Befehl des Generals von Falkenhayn stehenden deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte haben bei Nagy-Szeben (Hermannstadt) einen vollen Sieg errungen. Eine weit ausholende Umgehungskolonne bayrischer Truppen hat vor vier Tagen im Rücken des Feindes die Straße über den Veres-Toronyer (Roten Turm -Paß) gesperrt; alle Versuche des Gegners, diesen wieder zu öffnen, blieben vergebens. Gleichzeitig drangen von Westen, Norden und Osten österreichisch-ungarische und deutsche Kolonnen gegen die südlich von Nagy-Szeben kämpfenden rumänischen Divisionen vor. Der Feind wehrte sich verzweifelt, das Ringen war außerordentlich blutig. Jedes fahrbaren Weges beraubt, flüchteten sich die Trümmer der rumänischen Truppenverbände in das Fogaraser Gebirge. Die Zahl der Gefangenen wächst stündlich. Die Beute ist sehr groß, da der Feind seinen Fuhrpark - soweit er ihn nicht vernichten kann - liegen lassen muß. Die vorgestern von den Rumänen wiederaufgenommene Offensive gegen die siebenbürgische Ostfront konnte an dem Ergebnis der Kämpfe bei Nagy-Szeben nichts mehr ändern. Mußten auch nördlich von Fogaras und bei Szekely -Udvarhely (Oderhellen) vorgeschobene Gruppen auf die Hauptkräfte zurückweichen, so brachte anderseits südlich von Henndorf (Hegen) ein Gegenstoß deutscher Truppen 11 rumänische Offiziere, 791 Mann und 3 Maschinengewehre ein. Am 29. September griff eine k. und k. Motorabteilung, verstärkt durch eine Vedettengruppe, durch einen armierten Dampfer und durch das deutsche Motorboot "Weichsel", den rumänischen Hafen Corabia an. Nach Niederkämpfung der feindlichen Verteidigungsanlagen drangen unsere Einheiten in das innere Hafenbassin ein. Sie vernichteten den Bahnhof, militärische Hafenanlagen, armierte russische Dampfer, die sich im Vorjahre nach Corabia geflüchtet hatten, Minenfahrzeuge und Schlepper und schließlich brachten sie neun im Hafen festgehaltene österreichisch-ungarische Schlepper in das Flottillenlager zurück. Auf unserer Seite keine Verluste. 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Die Kämpfe im Ludowagebiet dauern an. Bei einem Vorstoß wurden den Russen 4 Offiziere, 532 Mann und 8 Maschinengewehre abgenommen. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Außer der Abwehr eines russischen Vorstoßes bei Wytoniec und erfolgreichen Vorfeldkämpfen bei der polnischen Legion keine besonderen Ereignisse. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Das feindliche Geschütz- und Minenwerferfeuer auf der Karsthochfläche hielt an und nahm nachmittags an Stärke zu. Am Cimone konnten weitere sieben Italiener, darunter ein Offiziersaspirant, noch lebend geborgen werden.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Beschießung von Corabia

Sofia, 30. September. 
Mazedonische Front: 
Westlich und östlich von Lerin (Florina) ist die Lage unverändert. Stellenweise schwaches Artilleriefeuer ohne Infanterietätigkeit. Auf den Höhen des Kaimaktschalan lebhaftes Artilleriefeuer. Beiderseits im Moglenitzatale schwaches Artilleriefeuer. Am Vardar auf beiden Seiten Ruhe, nur südlich von Dojran schwaches Artilleriefeuer am Fuße der Belasitza Planina. An der Strumafront schwache Artillerietätigkeit. Eine unserer Patrouillen rieb bei der Brücke von Kopriva eine aus fünf Mann bestehende englische Patrouille auf. An der Küste des Ägäischen Meeres lebhaftes Kreuzen der feindlichen Flotte. Das Feuer unserer Artillerie zwang ein feindliches Torpedoboot, den Golf von Leftera zu verlassen. 
Rumänische Front: 
Längs der Donau beschossen mehrere österreichisch-ungarische Monitoren, von unserer Artillerie unterstützt, den Bahnhof und den Hafen von Corabia, wo sie große Zerstörungen anrichteten und Feuersbrünste hervorriefen. Feindliche Batterien und der größte Teil der Transportschiffe, die sich hinter einer benachbarten Insel befanden, wurden zerstört. Acht Transportschiffe und mehrere Pontons wurden erbeutet. 
In der Dobrudscha keine Veränderung. Stellenweise schwaches Artilleriefeuer ohne Infanterietätigkeit. 
An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 30. September. 
Das Hauptquartier meldet: 
An der Front von Fellahie beschossen wir am 27. September erfolgreich feindliche Lager. 
Persische Front: Russische Streitkräfte, die südlich von Sarkiz 50 Kilometer südöstlich von Sandschbulak lagerten, wurden angegriffen und in die Flucht getrieben. Die Ortschaft Sarkiz wurde in der Nacht vom 26. zum 27. September von uns besetzt. 
An der Kaukasusfront fanden Patrouillengefechte statt, an einigen Kampfabschnitten trat die beiderseitige Artillerie in Tätigkeit. 
Am 28. September versuchte eine Anzahl Räuber unter dem Schutze eines Torpedobootes von einigen Segelschiffen im Golfe von Tschenderli an Land zu gehen, wurde aber mit Verlusten für sie vertrieben. Am 29. September warfen wir Räuber zurück, die man unter dem Schutz von sechs Kriegsschiffen im Golf von Keuluk zu landen versuchte, und fügten ihnen Verluste bei.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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