Der Weltkrieg am 1. Oktober 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Westfront 1. Weltkrieg: Über dem Schlachtfeld an der Somme
Über dem Schlachtfeld an der Somme

Der deutsche Heeresbericht:

Angriffe bei Thiepval und Rancourt abgeschlagen

Die Beute von Hermannstadt: 3000 Gefangene und reiches Kriegsgerät

Großes Hauptquartier, 1. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Bei der Armee des Generalfeldmarschalls Herzogs Albrecht von Württemberg sowie auf der flandrischen und Artoisfront der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht entfalten die Engländer eine besonders lebhafte Patrouillentätigkeit. 
An der Schlachtfront nördlich der Somme nahm der Artilleriekampf um Nachmittag große Heftigkeit an. Wiederum erfolgten bei und östlich von Thiepval starke englische Angriffe, die wie an den vorangegangenen Tagen von Truppen des Generals v. Stein und Sixt v. Armin nach hartnäckigen Nahkämpfen abgeschlagen wurden. Auf Rancourt und westlich davon stürmten französische Regimenter vergebens gegen unsere Stellungen an. Teilvorstöße aus Courcelette, aus Morval und nördlich von Halle scheiterten im Sperrfeuer.
Heeresgruppe Kronprinz: 
Rechts der Maas spielten sich unter vorübergehend auflebender Artillerietätigkeit kleine bedeutungslose Handgranatenkämpfe ab.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die Russen haben an verschiedenen Stellen ihre Angriffstätigkeit wieder aufgenommen. 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Westlich von Luck nimmt das feindliche Feuer seit heute früh zu. Beiderseits der Bahn Brody-Lemberg und weiter südlich bis zur Graberka bei Zarkow ist dem feindlichen Vorgehen teils durch Sperrfeuer Halt geboten, teils ist der bis zu sieben Malen wiederholte Ansturm völlig zusammengebrochen. Auf dem südlichen Angriffsflügel haben die Russen in der vordersten Verteidigungslinie Fuß gefaßt.
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Beiderseits der Zlota Lipa kam es zu heftigen Nahkämpfen. Im Winkel zwischen der Ceniowka und Zlota Lipa hat sich der Gegner vor geschoben. Weiter westlich warfen türkische Truppen eingedrungene feindliche Abteilungen gestern und heute morgen durch sofortigen Gegenangriff wieder zurück und machten hierbei 230 Gefangene. 
In den Karpathen herrschte im allgemeinen Ruhe. Die Zahl der bei Str. Klauzura gemachten Gefangenen ist auf über 600 Mann gestiegen.
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
An der Ostfront wurden rumänische Angriffe am Marostal abgewiesen. Im Görgenytal und weiter südlich entzogen sich die Vortruppen zum Teil dem feindlichen Stoß. 
Die Beute der deutschen Truppen aus dem Gefecht südlich von Henndorf (Hegen) erhöht sich um 8 Geschütze. Nordwestlich von Fogaras hat der Feind seinen Angriff eingestellt. Aus der Schlacht von Hermannstadt waren bis gestern eingebracht: über 3000 Gefangene, 13 Geschütze. Ferner sind erbeutet 1 Flugzeughalle, 2 Flugzeuge, 10 Lokomotiven, 300 Waggons mit Munition, über 200 Munitionswagen, über 200 gefüllte Bagagewagen, 70 Kraftwagen und 1 Lazarettzug. Weiteres Material wird erst allmählich aus den Wäldern geborgen werden. Der Rote Turm-Paß ist angefüllt mit zerschossenen Fahrzeugen. Südlich des Passes wurden rumänische gegen die Höhen westlich Caineni gerichtete stärkere Vorstöße abgeschlagen. Im Hötzinger (Hatszeger) Gebirge griff der Feind westlich des Strell- (Sztrigy-) Tales vergeblich an. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Am 29. September erzwang eine österreichisch-ungarische Donauflottille die Einfahrt in den Hafen von Corabia, vernichtete 9 und erbeutete 7 teils beladene Schiffe. Bukarest wurde von unseren Flugzeuggeschwadern mit beobachteter guter Wirkung bombardiert.
Mazedonische Front: 
An vielen Stellen zwischen dem Prespasee und dem Vardar lebhafte Feuerkämpfe und vereinzelte ergebnislose feindliche Unternehmungen. Ein starker Angriff brachte den Gipfel des Kajmakcalan in den Besitz des Gegners.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Rückkehr aller kriegsgefangenen Deutschen aus Nordafrika nach Frankreich

Berlin, 1. Oktober.
Die französische Regierung hat in einer amtlichen Mitteilung folgendes erklärt:
"Seit Anfang September sind den Militärbehörden in Marokko, Algier und Tunis die Befehle erteilt worden, daß alle deutschen Gefangenen nach Frankreich übergeführt werden. Von diesen sind 2500 schon eingetroffen oder werden vor dem 20. September eintreffen. Die zweite Hälfte wird sich zwischen dem 20. und 25. d. M. einschiffen und in Frankreich am Ende des gleichen Monats ankommen. Zu diesem Zeitpunkt wird in Nordafrika kein deutscher Gefangener, weder ein Kriegsgefangener noch ein Zivilgefangener, weder in den Strafanstalten noch in den Lagern verbleiben."
Angesichts dieser bündigen Erklärung der französischen Regierung besteht kein Zweifel daran, daß die Leidenszeit unserer deutschen Landsleute in Afrika endlich abgeschlossen ist. Schon vorher war die größere Hälfte der deutschen Gefangenen in Nordafrika nach Frankreich zurückgekehrt.
Die deutsche Heeresverwaltung hat daraufhin angeordnet, daß die nach dem besetzten Rußland verschickten 10000 Franzosen sämtlich in deutsche Lager zurückgeschickt werden, da der Zweck dieser Maßnahme erreicht ist.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Rumänische Vorstöße am Roten-Turm-Paß abgeschlagen

Wien, 1. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front gegen Rumänien:
Westlich von Petroseny scheiterten auch gestern alle rumänischen Vorstöße, ebenso wurden bei Caineni südlich des Vörös-Toronyer (Roten-Turm-) Passes rumänische Abteilungen unter schweren feindlichen Verlusten abgeschlagen. Nordwestlich von Fogaras stockt die rumänische Vorrückung. Westlich und nordwestlich Szekely-Udvarhely (Oderhellen) dauert der Druck des Gegners gegen unsere vorgeschobenen Gruppen an.
Auf dem Schlachtfelde von Nagy Szeben sind bis gestern vormittag über 3000 Gefangene, 13 Geschütze, 1 Flugzeughalle, 2 Flugzeuge, 10 Lokomotiven, 300 Eisenbahnwagen mit Munition, über 200 Munitionswagen, 70 Kraftwagen, über 200 gefüllte Bagagewagen, 1 Spitalzug und große Mengen sonstigen Kriegsgerätes eingebracht werden. Ergänzende Angaben werden folgen. Bei dem vorgestrigen Angriff deutscher Truppen südlich Hegen (Henndorf) hat der Feind 8 Geschütze verloren.
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl:
In den Karpathen flaut der Kampf ab.
Südwestlich und südlich von Brzezany griff der Gegner mit starken Kräften an. Die zwischen der Zlota Lipa und der Narajowka fechtenden türkischen Truppen warfen ihn in erbitterten Nahkämpfen zurück. Nördlich der Bahnstation Potutory gewannen die Russen einige hundert Meter Raum.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Bei der Armee des Generalobersten v. Böhm-Ermolli ging der Feind beiderseits der von Brody nach Zloczow führenden Straße zum Angriff über. Er wurde nördlich der Straße restlos abgewiesen. An einer Stelle scheiterten drei, an anderer sieben russische Vorstöße. Südlich der Straße drang der Feind in den Abschnitt eines Regiments ein; der heute früh eingesetzte Gegenangriff schreitet günstig vorwärts und hat den größten Teil der verlorenen Gräben zurückgewonnen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Das Geschütz- und Minenwerferfeuer der Italiener war wieder gegen die Karst-Hochfläche zeitweise sehr lebhaft und dehnte sich auch auf unsere Stellungen im Wippach-Tale aus.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Ein feindliches Flugzeug über Sofia abgeschossen

Sofia, 1. Oktober. (Meldung der Bulgarischen Telegraphen-Agentur.)
Gestern gegen 9 Uhr vormittags hat neuerlich ein feindliches Flugzeug Sofia überflogen. Es wurde von dem Feuer unserer Abwehrbatterien empfangen und durch unsere Kampf-Fokker angegriffen. Das feindliche Flugzeug vermochte nur eine einzige Bombe abzuwerfen, die nördlich der Stadt zu Boden fiel. Eine amtliche Meldung bestätigt, daß das feindliche Flugzeug abgeschossen wurde und in der Nähe der Ortschaft Gebian abstürzte. Es handelt sich um einen französischen Doppeldecker, System Goudron, gesteuert von dem Franzosen Royable, mit dem Serben Naunowitsch als Beobachter. Beide Aviatiker blieben unverletzt und wurden gefangengenommen.

Sofia, 1. Oktober.
Der Luftangriff auf Sofia endete infolge der guten Abwehrmaßnahmen mit einem vollständigen Mißerfolg. Sobald das Nahen des feindlichen Fliegers gemeldet war, wurde die Bevölkerung durch Glockenläuten gewarnt. Es stiegen drei Fokker auf, ein Kampfflugzeug mit Feldwebel Wagner auf einem Fokker flog dem Feinde entgegen und stellte ihn nahe der Stadt, während die Abwehrbatterien durch ununterbrochenes Sperrfeuer den Durchbruch des Feindes nach der Stadt verhinderten. Es entspann sich zwischen Wagner und dem Franzosen ein erbitterter Kampf, welcher mit dem Rückzug des Feindes endete. Wagner verfolgte den Feind bis zum Balkan, wo der Feind infolge zahlloser Treffer in das Flugzeug insbesondere auch in den Benzinbehälter, bei dem Dorfe Swoge niedergehen mußte. Die Besatzung, bestehend aus einem französischen Offizier und einem serbischen Offizier als Begleiter, wurde unverletzt gefangengenommen. Das Flugzeug ist ein französischer Doppeldecker modernster Bauart. Der Franzose zollte der Geschicklichkeit und Kühnheit des deutschen Fliegers höchste Anerkennung.
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Der türkische Heeresbericht:

Erfolgreicher Gegenangriff türkischer Truppen in Galizien

Konstantinopel, 1. Oktober. 
(Amtlicher Bericht.) 
Kaukasusfront: Auf dem rechten Flügel hatte ein überraschender Angriff, den unsere Aufklärungspatrouillen gegen feindliche Lager ausführten, Erfolg. Auf dem linken Flügel schlugen unsere Aufklärungspatrouillen überlegene feindliche Streitkräfte, die sich näherten, zurück und erbeuteten eine Anzahl Waffen und Grabenkampfwerkzeuge. 
Kein wichtiges Ereignis von den übrigen Fronten.
Unsere an der galizischen Front kämpfenden Truppen schlugen tapfer und nach einem erbitterten Kampfe, der den ganzen 30. September andauerte, einen heftigen Angriff ab, den die Russen mit frischen, den unseren vielmals überlegenen, ganz kürzlich herangeführten Kräften unternommen hatten. Es gelang den Russen anfangs an zwei Stellen, einmal bei Novo Grobla und das andere Mal nördlich von Molhow, in vorspringende Teile unserer Gräben einzudringen. Sie wurden aber daraus infolge eines Gegenangriffs unserer Truppen geworfen, die unsere Stellungen vollständig vom Feinde säuberten und ihm 80 Gefangene abnahmen. Dieser Angriff war vom Feinde, der ganz frische Truppen herangeführt hatte, mit einer wuchtigen Kraft ausgeführt worden. Die Tatsache, daß er so abgeschlagen werden konnte, ist von besonderer Wichtigkeit.

 

Die Besetzung von Tabora

London, 1. Oktober.
Das Reutersche Bureau meldet, daß der Feldzug in Ostafrika beinahe beendet ist. Das Hauptereignis in dieser Woche ist die Besetzung von Tabora, wo die Deutschen von schwerer Artillerie über eine Front von ungefähr 30 Meilen aus ihren Stellungen vertrieben wurden. Die Belgier drangen von zwei Seiten in die Stadt ein, während die Deutschen sich rasch zurückzogen.

Le Havre, 1. Oktober. (Amtliche Meldung.)
General Tombeur berichtet:
Der Feind leistete den belgischen Streitkräften, die Tabora einnahmen, verzweifelten Widerstand und erlitt schwere Verluste. Er ließ auf dem Schlachtfelde 50 gefallene Europäer und über 300 schwarze Soldaten; 100 europäische Offiziere und Unteroffiziere und viele schwarze Soldaten wurden gefangengenommen und vier Geschütze, darunter zwei von 105 mm, erbeutet. Bei ihrem Einzug in Tabora befreiten die Belgier 189 europäische Untertanen der Ententemächte, die kriegsgefangen oder interniert waren, darunter 103 Engländer und 10 Belgier.
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Der 1. Weltkrieg im Oktober 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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