Der Weltkrieg am 31. August 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Heftiger Feuerkampf beiderseits der Somme

Großes Hauptquartier, 31. August. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Im Frontabschnitt beiderseits von Armentieres entwickelte der Gegner rege Tätigkeit. Seine im Anschluß an starke Feuerüberfälle vorgehenden Erkundungsabteilungen sind abgewiesen.
Bei Roclincourt (nördlich von Arras) machte eine deutsche Patrouille im englischen Graben eine Anzahl Gefangene. 
Beiderseits der Somme hält sich der Feuerkampf auf großer Stärke. Wie nachträglich gemeldet ist, ging gestern früh südlich von Martinpuich ein gegen die feindliche Stellung vorspringender Graben verloren. 
Im Maasgebiet herrschte, abgesehen von kleinen Handgranatenkämpfen bei Fleury, Ruhe.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Westlich von Riga, im Brückenkopf von Dünaburg, im Stochodbogen südöstlich von Kowel, südwestlich von Luck und in einzelnen Abschnitten der Armee des Generals Grafen v. Bothmer finden lebhafte Artilleriekämpfe statt. 
In den Karpathen haben wir bei der Erstürmung des Kukul 1 Offizier, 199 Mann gefangengenommen. Feindliche Gegenstöße sind hier abgewiesen. 
Bei Durchführung von Angriffen auf militärische Anlagen von Luck und Torczyn schossen unsere Flieger drei feindliche Flugzeuge ab, ein weiteres ist am 29. August bei Listopady (an der Beresina) außer Gefecht gesetzt.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Keine Ereignisse von Bedeutung.

Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
1)

 

Aus dem "Dresner Anzeiger" vom 31. August 1916:

Auf dem westlichen Kriegsschauplatz vom Meere bis zur Somme haben die letzten Tage außer sehr starker Artillerietätigkeit keine besonderen Ereignisse gebracht. Der Grund für die Anstrengungen unserer Feinde ist augenscheinlich in dem Bestreben zu finden, die russisch-rumänischen Angriffe zu unterstützen und zu verhindern, daß Truppen aus dem Westen nach dem Osten geschafft werden. Demselben Ziel hat augenscheinlich auch die starke Tätigkeit des Feindes an der bisherigen Front des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg gedient. Ihren Zweck dürfte sie nicht erreicht haben, da man deutscherseits die tieferliegenden Absichten rechtzeitig erkannt hat.
Zwischen Ancre und Somme ist eine Erweiterung der Angriffsfront festzustellen. Die Engländer zogen das Nordufer des Ancrebaches, die Franzosen die Bahnlinie Amiens-Nesle und weiter südwärts in ihre Angriffsbewegung hinein. Zu ernsteren Kämpfen ist es nur im Abschnitt Ovillers - Pozières seitens der Engländer und Guillemont-Maurepas seitens der Franzosen gekommen. Bei Ovillers-Pozières erneuerten die Engländer nachts erfolglos ihre Angriff nachdem sie bei Tage durch deutsches Sperrfeuer verhindert worden waren. Ebenso wie die englischen sind auch die französischen Angriffe gescheitert. Östlich der Maas unternahmen die Franzosen auf der Front Fleury - Chapitre-Wald in den Abendstunden einen heftigen Angriff, der jedoch nur östlich von Fleury bis an unsere Linien herangetragen wurde und dort im Nahkampfe zu unseren Gunsten entschieden worden ist, während er sich auf der übrigen Front infolge unseres Feuers überhaupt nicht recht entwickeln konnte oder im Feuer zusammenbrach.
2)

 

Aus dem "Dresner Anzeiger" vom 31. August 1916:

v. Hindenburg
v. Hindenburg
Ludendorff
Ludendorff

Paul v. Hindenburg wird am 2. Oktober dieses Jahres seinen 69. Geburtstag feiern. Es erübrig sich fast Lebensangaben über unseren "Nationalheros", wie ihn der Kaiser nannte, zu wiederholen. Die Geschichte Hindenburgs während dieses Weltkrieges ist in die Herzen des Volkes geschrieben, sein Name hat, wie der Kaiser in treffender Kennzeichnung der fast ins Übermenschliche emporgewachsenen Bedeutung dieses Mannes äußerte, "sagenhaften Klang" gewonnen. Bekanntlich war er 1911 auf sein Abschiedsgesuch zur Disposition gestellt worden, wurde dann aber 1914 in den ersten Wochen des Krieges zum Führer der gegen die russischen Armeen fechtenden deutschen Korps ernannt. Kurze Zeit nur nach der Übernahme des Oberbefehls im Osten in Anerkennung seines Sieges bei Tannenberg erhielt er den Rang eines Generalobersten. Der Siegeszug, der sich an diese Schlacht anschloß, brachte ihm am 26. November 1914 die Beförderung zum Generalfeldmarschall. Nach der Winterschlacht in Masuren verlieh Kaiser Wilhelm ihm das Eichenlaub zum Orden Pour le mérite und ernannte ihn zum Chef des 2. Masurischen Infanterie-Regiments 147. Im August 1914 wurde Hindenburg von Kaiser Wilhelm weiter dadurch geehrt, daß das Regiment die Bezeichnung Infanterie-Regiment Generalfeldmarschall v. Hindenburg 12. (Masurisches) Nr. 147 erhielt. Auch ist ein neuer Panzerkreuzer auf den Namen des großen Feldherrn getauft worden. Paul v. Hindenburg, der, wie erinnerlich, aus dem 3. Garde-Regiment zu Fuß hervorgegangen, steht seit dem 24. Iuli 1908 à la suite dieses Regiments und, trägt seitdem, namentlich auch während des jetzigen Feldzuges, die Uniform seines alten Regiments. Es ist noch in aller Erinnerung, daß dem alten Helden vor einigen Wochen in Übereinstimmung mit unseren österreichisch - ungarischem Waffenbrüdern der Oberbefehl im Osten übertragen wurde. Ebenso ist in aller Erinnerung, daß diese Nachricht von der feindlichen fresse in einer Art besprochen wurde, die ihre Bestürzung schlecht verbergen konnte. Im ungarischen Reichstage aber wurde diese Ernennung mit Eljen-Rufen begrüßt.
Der jetzt zum Rang eines Generals der Infanterie beförderte neue erste Generalquartiermeister Erich Ludendorff ist am 9. April 1865 in Kruszewnia (Provinz Posen) als Sohn eines Rittergutsbesitzers geboren, der die Feldzüge von 1866 und 1870 mitgemacht und als Rittmeister der Reserve abgegangen war. Seine erste militärische Erziehung erhielt er im Kadettenhanse zu Plön. Er war lange im Generalstab tätig und lehrte 1906 bis 1913 auch Taktik und Kriegsgeschichte an der Kriegsakademie. In den Weltkrieg zog er als Generalmajor und Oberquartiermeister der Armee Emmich, tat sich in den Kämpfen bei Lüttich hervor und nahm an der Spitze einer durch den Heldentod ihres Führers verwaisten Brigade eine wichtige Höhenstellung östlich der Stadt. Im Glauben, seine Truppen wären bereits bis zur Zitadelle Lüttichs vorgedrungen, erschien er bloß in Begleitung eines Adjutant im Kraftwagen vor diesem Kernwerk, dessen überraschte Besatzung sich den beiden Oberen ergab. Für dieses Heldenstück überreichte der Kaiser ihm persönlich den Orden Pour le mérite. Am 22. August 1914 wurde Ludendorff zum Generalstabschef Hindenburgs ernannt und half in dieser Eigenschaft den zermalmenden Schlag von Tannenberg vorbereiten.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Rumänische Angriffe bei Herkulesbad abgeschlagen

Wien, 31. August. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Auf den Höhen östlich von Herkules Fürdö wurden rumänische Angriffe abgeschlagen. Die im Osikgebirge kämpfenden k. und k. Truppen bezogen auf den Höhen westlich von Osik-Szereda neue Stellungen. Sonst an der ungarischen Front keine wesentliche Änderung der Lage. 
An der russischen Front entfaltete der Gegner an zahlreichen Stellen erhöhte Artillerietätigkeit.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Kriegszustand zwischen Bulgarien und Rumänien

Berlin, 31. August. 
Die hiesige bulgarische Gesandtschaft hat aus Sofia die Nachricht erhalten, daß der rumänische Gesandte in Sofia gestern abend seine Pässe verlangt hat, und daß somit von rumänischer Seite aus die diplomatischen Beziehungen zwischen Bulgarien und Rumänien seit gestern abend 6 Uhr abgebrochen worden sind.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Das Ziel der bulgarischen Offensive erreicht

Sofia, 31. August. 
(Heeresbericht vom 30. August).
Keine wesentliche Änderung an der mazedonischen Front. Unsere Truppen haben die befohlenen Stellungen erreicht und besetzt und befestigen sich darin. Der Feind beschränkt sich nach den Niederlagen, die wir ihm beigebracht haben, und nachdem seine Offensive dadurch gescheitert ist, darauf, auf der ganzen Front wirkungsloses Artilleriefeuer zu unterhalten. Nur nördlich des Ostrovosees und im Tale von Matnitza bemüht sich der Gegner, sich durch vergebliche Gegenangriffe wieder in den Besitz der verlorenen Stellungen zu setzen und seine unhaltbar gewordene Lage zu verbessern, aber alle seine Versuche wurden zurückgewiesen. Im Tahinosee versenkten wir durch Artilleriefeuer zwei Dampfboote. Die feindliche Flotte beschoß wirkungslos die Mündung des Mesta. 
Ein Luftgeschwader griff die Brücke nahe beim Bahnhof Buk an, Schaden wurde nicht verursacht, es sind auch keine Menschenopfer zu beklagen.

 

Überreichung der türkischen Kriegserklärung an Rumänien

Konstantinopel, 31. August. 
Die türkische Regierung hat gestern abend 8 Uhr durch Überreichung einer Note an die hiesige rumänische Gesandtschaft Rumänien den Krieg erklärt.
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Der türkische Heeresbericht:

Zwei russische Divisionen im Kaukasus zersprengt

Konstantinopel, 31. August. (Vorbericht.) 
Nach dem verspätet eingetroffenen amtlichen Heeresbericht vom 30. August haben die Türken auf dem linken Flügel an der Kaukasusfront 2 feindliche Divisionen vollkommen zersprengt und 5000 Gefangene gemacht. Außerdem wurden mehrere Geschütze, Maschinengewehre und sonstige Waffen erbeutet.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Dresdner Anzeiger" (1916)

 

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