Der Weltkrieg am 30. August 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Der deutsche Heeresbericht:

Der Berg Kukul in den Karpathen erstürmt

Großes Hauptquartier, 30. August. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Im Sommegebiet kamen unter beiderseits andauernd bedeutendem artilleristischen Einsatz feindliche Unternehmungen am Tage in unserem wirkungsvollen Sperrfeuer nicht zur Entwicklung. Abends und nachts erfolgten starke Angriffe aus der Linie Ovillers-Pozières und zwischen Guillemont und Maurepas, während anschließend bis zur Somme und über diese hinaus bis in die Gegend von Chilly der sturmbereite Gegner auch nachts in seinen Gräben niedergehalten wurde. Unsere Stellungen sind restlos behauptet. Nördlich von Ovillers - Pozières haben unsere tapferen Truppen in schwerem Nahkampf die an einzelnen Punkten eingedrungenen englischen Abteilungen wieder geworfen. 
Rechts der Maas sind erneute, durch heftiges Feuer vorbereitete französische Angriffe bei Fleury und gegen unsere Stellungen zwischen dem Dorf und dem Chapitrewald abermals zusammengebrochen; südöstlich von Fleury wurde der Feind durch Gegenstoß zurückgeschlagen. 
Nördlich des Ancrebaches und westlich von Mülhausen wurde je ein feindliches Flugzeug im Luftkampf außer Gefecht gesetzt. Zwei Flugzeuge sind durch Abwehrfeuer nördlich der Somme heruntergeholt, ein weiteres mußte bei Soyecourt innerhalb unserer Linien landen.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich der Karpathen keine Ereignisse von besonderer Bedeutung. Deutsche Truppen haben den Berg Kukul (nordwestlich von Zabie) gestürmt.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Die Lage ist im allgemeinen unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
1)

 

Die Kaiserlichen Kabinettsorders an Falkenhayn, Hindenburg und Ludendorff

Berlin, 30. August.
Die Allerhöchsten Kabinettsorders, mit denen Seine Majestät der Kaiser den Wechsel in der Besetzung der Stelle des Chefs des Generalstabes des Feldheeres anordnete, haben folgenden Wortlaut:

   An den General der Infanterie v. Falkenhayn, Chef des Generalstabes des Feldheeres.

Großes Hauptquartier, 29. August.

Mein Lieber General v. Falkenhayn! Indem Ich Ihrem Wunsche um Enthebung von Ihrer bisherigen Stelle nicht entgegen sein will, nehme Ich Veranlassung, Ihnen aus vollem Herzen zu danken für die Hingabe und Pflichttreue, mit der Sie nunmehr zwei Jahren Ihres schweren und verantwortungsvollen Amtes unter entsagungsvoller Einsetzung Ihrer Kräfte und Ihrer Person gewaltet haben. Was Sie insbesondere an tatkräftiger und vorausschauender Arbeit, in unermüdlichem Schaffensdrang für die Armee und das Vaterland geleistet haben, soll Ihnen nicht vergessen werden. Die volle Würdigung Ihrer jetzt im Kriege an der Spitze des Generalstabes erworbenen Verdiente wird aber einer späteren Zeit vorbehalten sein müssen. Mir persönlich sind Sie ein treuer, selbstloser Berater gewesen. In Dankbarkeit hierfür begleiten Sie meine besten Wünsche für die Zukunft, und verleihe Ich Ihnen das Kreuz und den Stern der Komture des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern.
Sie beziehen Ihr bisheriges Gehalt aus dem Etatskapitel für Offiziere in besonderen Stellungen, bis Ich über Ihre anderweitige Verwendung Entscheidung getroffen habe. 

gez. Wilhelm R.

   An den Generalfeldmarschall v. Beneckendorff und v. Hindenburg.

Ich ernenne Sie zum Chef des Generalstabes des Feldheeres und bin überzeugt, daß Ich diese Stellung in keine besseren Hände legen kann. Ich erwarte mit Vertrauen, daß Sie meiner Armee und dem Vaterlande die erdenklich besten Dienste in dieser Stellung leisten werden. Erneut benutze Ich diesen Anlaß, um dem siegreichen Beschützer unserer Ostfront warmen Dank zu sagen für alles das, was er während zweier Kriegsjahre für das Vaterland geleistet hat.

   Großes Hauptquartier, 29. August 1916. 

gez. Wilhelm R.

   An den Generalleutnant Ludendorff.

Ich ernenne Sie unter Beförderung zum General der Infanterie zum Ersten Generalquartiermeister mit den Gebührnissen eines Kommandierenden Generals und spreche Ihnen bei dieser Gelegenheit warmen Dank aus für die vortrefflichen Dienste, die Sie während zweier Kriegsjahre Mir und der Armee geleistet haben.

   Großes Hauptquartier, 29. August 1916. 

gez. Wilhelm R. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die rumänischen Angriffe gegen die ungarische Grenze

Wien, 30. August. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Auf den Höhen nordöstlich von Orsova schlugen unsere Truppen wiederholte rumänische Angriffe ab. Sonst wurden die an der Grenze vorgeschobenen Kraftgruppen schrittweise und planmäßig, wie es für den Kriegsfall seit langem vorgesehen war, zurückgenommen. Der Feind wird sich rühmen, Petroseny, Brasso und Kozdivasarhely besetzt zu haben. Die nördlichsten rumänischen Kolonnen stehen im Gyergyogebirge im Kampf. 
In den galizischen Waldkarpathen haben deutsche Truppen den Russen die in den letzten Wochen heiß umstrittene Höhe Kukul wieder entrissen. 
Im übrigen außer Vorfeldkämpfen an der russischen Front keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Nichts von Belang.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Unsere Donau-Flottille zerstörte bei Turnu Magurele an der unteren Donau rumänische Schleppschiffe, Hafenmagazine und militärische Anlagen. Sie erbeutete bei Zimnica zwei volle Schlepper, ein Stegschiff und zwei Motorboote. 
An der unteren Vojusa erhöhte Patrouillentätigkeit.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Die Serrail-Armee völlig hinter die Stuma geworfen

Sofia, 30. August. 
(Amtlicher Bericht vom 28. August.)
Die Truppen des rechten Flügels befestigen sich, nachdem sie die in der Ebene von Lerin (Florina) befindlichen Serben zurückgeschlagen haben, in ihren neuen Stellungen nördlich und westlich des Ostrovosees. Wiederholte serbische Angriffe in der Moglenagegend wurden unter beträchtlichen Verlusten zurückgeschlagen, die die Serben zum Verzicht auf eine Wiederholung ihrer Unternehmungen zwangen. Unsere Truppen rückten vor und eroberten die Höhen südlich von Sborsko. Im Wardartale auf beiden Seiten schwaches Artilleriefeuer und Patrouillengefechte. Die Truppen des linken Flügels befestigen sich, nachdem sie alle französisch-englischen Streitkräfte in der Gegend von Serres, Drama und Kawala hinter die Struma und den Tahinosee geworfen haben, in ihren neuen Stellungen östlich der Struma und an der ägäischen Küste vom Golf von Orfano bis zur Mestamündung.

 

Kriegserklärung der Türkei an Rumänien

Konstantinopel, 30. August.
Nach einer Meldung der Agence Milli hat der Ministerrat gestern die Kriegserklärung der Türkei an Rumänien beschlossen.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 30. August. 
Hauptquartiersbericht vom 29. August. 
An der Kaukasusfront wurden auf dem rechten Flügel Gegenangriffe, die der Feind in verschiedenen Abschnitten unternahm, um unser Vorrücken aufzuhalten, mit Verlusten für ihn zurückgeschlagen. Im Zentrum wurden die Schanzarbeiten des Feindes durch unser Artilleriefeuer gestört und seine Schützengraben vernichtet. Auf dem linken Flügel war heftiges Infanteriefeuergefecht. Ein feindlicher Flieger, der von Imbros aufgestiegen war, um Sed ül Bahr zu überfliegen, wurde durch unser Feuer vertrieben. An der Südküste von Tschesme warf ein feindlicher Monitor etwa 20 Geschosse gegen zwei Punkte, ohne eine Wirkung zu erzielen, und zog sich darauf zurück.
Konstantinopel, 30. August. 
Amtlicher Heeresbericht. 
An der Irakfront keine Änderung. 
Ein unsere Stellungen bei Fellahie überfliegendes feindliches Flugzeug wurde durch unser Feuer beschädigt und stürzte hinter den feindlichen Linien ab. 
An der Kaukasusfront vertrieben unsere Truppen im Laufe ihrer vorgestern auf dem rechten Flügel ausgeführten Angriffe den Feind durch einen Sturm mit dem Bajonett aus seinen Stellungen und nahmen ihm auf der Verfolgung 400 Gefangene und 80 Munitionskisten sowie eine Menge Befestigungsmaterial ab. Die Gefangenen erklären, daß durch unser Feuer 6 Geschütze vollkommen vernichtet wurden. Im Zentrum örtliche, zeitweise unterbrochene Feuerkämpfe und Patrouillengefechte. Auf dem linken Flügel gestatteten uns glücklich verlaufene Überfälle einen Teil der feindlichen Schützengräben abzuschneiden. Nach dem letzten Bericht sind 2 feindliche Divisionen vollkommen zersprengt worden. Wir machten 5000 Gefangene und erbeuteten mehrere Geschütze, Maschinengewehre sowie sonstige Waffen. Ein Flugzeug, das von einem Flugzeugmutterschiff aufgestiegen war, welches von einem Torpedoboot auf der Höhe von Aentalia begleitet war, warf bei einem Fluge in der Umgebung dieser Stadt eine Bombe ab, ohne eine Wirkung zu erzielen und zog sich dann zurück. 
Eine unserer mit der Niederwerfung des Aufstandes beauftragten Kolonnen hat nach einem unbedeutenden Gefecht die Aufständischen, die sie 80 Kilometer südwestlich von Medina traf, geschlagen und in der Richtung auf Yangwue zurückgeworfen.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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