Der Weltkrieg am 14. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Französische Stellungen bei Thiaumont erstürmt

Großes Hauptquartier 14. Juni. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 

Auf den Höhen südöstlich von Zillebeke ist ein Teil der neuen Stellung im Verlaufe des gestrigen Gefechtes verloren gegangen. 
Rechts der Maas wurden in den Kämpfen am 12. und 13. Juni die westlich und südlich der Thiaumont-Ferme gelegenen feindlichen Stellungen erobert. Es sind dabei 793 Franzosen, darunter 27 Offiziere, gefangen genommen und 15 Maschinengewehre erbeutet. 
Deutsche Patrouillenunternehmungen bei Maricourt (nördlich der Somme) und in den Argonnen hatten Erfolg.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Südlich des Narocz-Sees zerstörten Erkundungsabteilungen vorgeschobene feindliche Befestigungsanlagen und brachten 60 gefangene Russen zurück. Auf der Front nördlich von Baranowitschi ist der Feind zum Angriff übergegangen. Nach heftiger Artillerievorbereitung stürmten dichte Massen siebenmal gegen unsere Linien vor. Die Russen wurden restlos zurückgetrieben, sie hatten sehr schwere Verluste.
Deutsche Flieger führten in den letzten Tagen weitreichende Unternehmungen gegen die Bahnen hinter der russischen Front aus. Mehrfach sind Truppenzüge zum Stehen gebracht und Bahnanlagen zerstört worden.
Balkankriegsschauplatz: 
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Angriffe bei Baranowitschi abgeschlagen

Wien, 14. Juni.
Amtlich wird verlautbart: 
Russischer Kriegsschauplatz: 
Südlich von Bojan und nördlich von Czernowitz wurden russische Angriffe abgeschlagen. Sonst südlich des Pripiatj bei unveränderter Lage keine besonderen Ereignisse. 
Nördlich von Baranowitschi standen gestern vormittag deutsche und österreichisch-ungarische Truppen unter schwerstem russischen Geschützfeuer. Abends griff der Feind die Stellungen an, wurde aber überall restlos geworfen. Zuletzt feuerte die gegnerische Artillerie in die zurückflutenden russischen Massen.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Lage ist unverändert. Unsere Seeflugzeuge griffen neuerdings den Bahnhof und militärische Anlagen in San Giorgio di Nogaro sowie den Innenhafen von Grado an.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Unverändert ruhig.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 14. Juni. (W. B.) 
Das Hauptquartier meldet: 
An der Irakfront wurde der Feind in der Gegend von Felahie bei einem Zusammenstoß mit einer auf dem rechten Ufer des Tigris vorgehenden englischen Eskadron besiegt und zum Rückzug gezwungen. Wir erbeuteten 20 Tiere. Die von unserem Artilleriefeuer zerstörten Kanonenboote gingen im Tigris vollkommen unter. Wir haben das durch Beobachtungen unserer Flieger festgestellt. - Im südlichen Iran greifen persische Freiwillige seit der letzten Niederlage der Russen bei jeder Gelegenheit russische Abteilungen an und fügen ihnen schwere Verluste zu. Letzthin wurde eine 120 Mann zählende russische Kosakenabteilung, die in der Absicht, das englische Lager von Ali Charbi, östlich von Scheik Said, zu erreichen, vorging, von einem berittenen Stamm aus Luristan angegriffen; sie verlor 103 Mann und alle ihre Waffen, Tiere und Gepäck. In der Gegend des Euphrat wurde eine Abteilung von 400 Engländern von unseren Freiwilligen vernichtet. - An der Kaukasusfront ereignete sich gestern nichts Wichtiges. Auf dem rechten Flügel und im Zentrum kam es an einigen Punkten zum Kampf zwischen den beiderseitigen Artillerien. Im Abschnitt von Tschorok wurde ein in unsere vorgeschobenen Stellungen eingedrungenes feindliches Bataillon durch unseren Gegenangriff vertrieben; wir erbeuteten zwei Maschinengewehr und Material. Auf dem linken Flügel wurde ein nächtlicher feindlicher Angriff auf eine unserer vorgeschobenen Stellungen abgeschlagen. - Ein nördlich der Insel Keusten erschienener feindlicher Monitor wurde durch das Feuer unserer Artillerie vertrieben, die feindliche Depots auf dieser Insel und auf der Insel Hakim beschoß. Am 11. Juni riefen unsere Flugzeuge bei einem Angriff mit Bomben und Maschinengewehren auf das englische Lager am Suezkanal bei Raman und Kantara große Unordnung hervor, griffen ebenfalls ein englisches Wasserflugzeug an und zwangen es, auf das Mutterschiff zurückzukehren, von dem es abgeflogen war.

Konstantinopel, 14. Juni. (W. B.)
Amtlicher Bericht:

An der Irak-Front, in der Gegend von Fellahie hat der Feind, von unserem Artilleriefeuer beunruhigt, sein Lager weit außer Schußweite unserer Kanonen verlegt. Russische Truppen, auf die wir bei Kilan, südwestlich von Kasr Schirin stießen, wurden von einer unserer Abteilungen gegen Norden hin verjagt. - An der Kaukasus-Front scheiterte am rechten Flügel ein Überfall, den ein Teil der feindlichen Kräfte versucht hatte, in unserem Feuer. Im Zentrum zeitweilig Artillerie- und Infanteriekampf. Am linken Flügel örtliche Artilleriekämpfe. Unsere Erkundungsabteilungen unternahmen erfolgreiche Überfälle auf feindliche Vorposten. - In den Gewässern von Smyrna schoß ein feindlicher Monitor, von zwei Fliegern unterstützt, etwa zwanzig Granaten ohne Wirkung gegen das Ufer südlich von Fotscha ab und zog sich dann zurück. Ein anderer Monitor wurde in der Nähe der Insel Keusten durch unser Artilleriefeuer auf die hohe See getrieben.
Sonst nichts Wichtiges.

 

Die Übertreibungen der russischen Kriegsberichte

Wien, 14. Juni. (W. B.) 
Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet: 
Während die früheren russischen Generalstabsberichte erstaunlich bescheiden gehalten sind, veröffentlicht am 11. Juni die russische Heeresleitung folgende Siegesfanfare:

Russischer Bericht vom 11. Juni.
Westfront: Nach den eingegangenen Berichten dauerte die Offensive unserer Truppen in Wolhynien, Galizien und der Bukowina gestern mit neuen Erfolgen fort Die feindlichen Armeen erleiden fortgesetzt allein an Gefangenen ungeheure Verluste. Die wilden Stöße unserer Gruppen werfen in unsere Hände Tausende und aber Tausende von Gefangenen und eine Kriegsbeute aller Art, deren genaue Schätzung gegenwärtig unmöglich ist. So haben wir in einem einzigen Abschnitt 21 Scheinwerfer, 2 Konvois, 29 Fahrküchen, 47 Züge Maschinengewehre, 12000 Pud Stacheldraht, 1000 kleine Betonbalken, Millionen Kubikmeter Beton, 10000 Pud Kohle, ungeheure Munitionsdepots und eine große Menge Waffen und anderes Kriegsmaterial erbeutet. In einem anderen Abschnitt haben wir 30000 Gewehrpatronen, 300 Kisten Maschinengewehrpatronen, 2 optische Zielapparate, einen ganz neuen Northonbrunnen, d. h. einen tragbaren Brunnen für die Erzeugung von Trinkwasser, gefunden. Die Erbeutung eines so ungeheuren Kriegsmaterials, das vom Feinde für verschiedene Arbeiten vorbereitet war, ist ein guter Beweis für die Zweckmäßigkeit des dem Gegner zugefügten Schlages. Im Laufe der gestrigen Kämpfe haben wir von neuem einen General, 409 Offiziere und 35100 Soldaten zu Gefangenen gemacht. Wir haben 30 Geschütze, l3 Maschinengewehre und 5 Bombenwerfer erbeutet. Die Gesamtzahl der bis jetzt im Laufe der Operationen gemachten Gefangenen beläuft sich auf 1 General, 1049 Offiziere und 106000 Soldaten, sowie 124 Geschütze, 180 Maschinengewehre und 58 Bombenwerfer.
Der Kampf bei Rozyszcze am Styr , unterhalb Luck , war tapfer. Die Deutschen versuchten den Österreichern Hilfe zu bringen, aber durch den Angriff unserer Infanterie, der durch die schwere Artillerie gedeckt war, wurden sie aus dem Flecken vertrieben und verloren über 2000 Gefangene, 2 Geschütze und Maschinengewehre. Unsere Truppen verfolgten die auf dem Rückzuge befindlichen Deutschen. Die in der Gegend der Stadt Dubno operierenden Truppen nahmen, indem sie dem Feinde auf den Fersen folgten, die Stadt und das Fort Dubno. Einige Truppenteile überschritten die Ikwa, indem sie ihre Offensive entwickelten. Ein Teil dieser Truppen besetzte die Gegend der Ortschaft Dowka an der Chaussee von Milynow nach Berezdeszno und zwangen die feindliche Besatzung des Stützpunktes Milynow zur Übergabe. Bei der Vertreibung des Feindes aus seiner Hauptstellung nördlich von Buczacz machten wir zahlreiche Gefangene, darunter einen österreichischen Bataillonstab, und erbeuteten eine große Menge Waffen. Der Feind wurde in die Strypa geworfen. Bei Osouczic im Norden von Buczacz nahm eines unserer Regimenter eine ganze Batterie von vier 10 Ztm.-Haubitzen. Trotz des erbitterten Widerstandes des Feindes, eines heftigen Flanken- und Sperrfeuers und Minenexplosionen nahmen Truppen des Generals Letschinski die gegnerische Stellung südlich von Dobronoutz, 20 Werst nordöstlich von Czernowitz. In dieser Gegend allein nahmen wir 18000 Soldaten, 1 General und 347 Offiziere gefangen und erbeuteten 10 Geschütze. Im Augenblick der Absendung dieses Berichts dauerte der Zustrom der Gefangenen an zahlreichen Punkten fort. Im Südosten von Zaleszczyki warfen wir durch einen energischen Stoß den Feind, der sich zurückzieht. Der Gegner sprengte den Bahnhof von Jurkutz in die Luft. Der Feind zieht sich in unordentlichem Rückzuge zurück. Indem er sucht, die Lage wieder herzustellen, führt er an manchen Stellen wütende Gegenangriffe aus, unter anderem am 10. Juni bei Tagesanbruch in der Gegend Siemki-Kolki. Numerisch überlegene feindliche Kräfte griffen unsere vorgeschobenen Truppenteile an und warfen sie unter Deckung von konzentrischem Feuer auf das rechte Ufer des Styr zurück. Aber am gleichen Tage hielten wir jede spätere Entwicklung dieser Offensive auf. Der Feind leistet mit Erbitterung Widerstand, besonders in der Gegend von Torgowitze am Styr, unterhalb von Luck, wo ein blutiger Kampf wütet. Die Gesamtergebnisse der heftigen Schläge, die unsere Truppen dem Feinde in der Zeit vom 4. bis 10. Juni zufügten, lassen die Eindrückung der eingerichteten Linien des Gegners auf der Front aller unserer Armeen hervortreten, die auf eine weitere Ausdehnung von den waldigen Gegenden Südwestrußlands bis zur rumänischen Grenze kämpfen.
Kaukasusfront. 
Die Türken führten wiederholte Angriffe auf unsere Stellungen in der Gegend von Platana aus, wurden aber mit schweren Verlusten zurückgeworfen und ließen vor unseren Gräben Hunderte von Leichen zurück. In der Gegend von Gumeshan haben unsere Truppen die erste Linie der gegnerischen Gräben besetzt. In der Gegend von Diarbekir sind unsere Truppen vorgedrungen, indem sie Gefangene machten und Munition erbeuteten.

Diesen Angaben, die durch eine auf das einzelne gerichtete Schreibweise den Eindruck besonderer Wahrhaftigkeit erwecken sollen, ist vor allem entgegenzustellen, daß die Russen naturgemäß über Gefangene und Beute Zahlen von beliebiger Höhe veröffentlichen können, da Beweis und Gegenbeweis unter den augenblicklichen Verhältnissen schlechterdings nicht zu erbringen sind, und daß auch der Zweck ihrer ins maßlose gehenden Übertreibungen durchsichtig genug ist. Gewiß kann es bei rückgängigen Bewegungen nicht vermieden werden, daß viele verwundete und auch unverwundete Kämpfer in die Hände des Feindes fallen; ist es doch mitunter gerade das Schicksal tapferer zäh ausharrender Abteilungen, daß ein verhältnismäßig großer Teil der Verluste auf Gefangene entfällt. Aber es braucht nicht erst betont zu werden, daß unsere Gesamtverluste - die blutigen und die an Gefangenen - auch nicht entfernt an jene Zahlen heranreichen, die die Russen allein als Summe der Gefangenen anführen, und ebenso sicher ist es, daß die blutigen Verluste des Feindes, der sein Menschenmaterial noch rücksichtsloser opfert als je früher und bei dem 40 Glieder tiefe Angriffe nicht zu den Seltenheiten gehören, unsere Gesamtverluste um das Doppelte und Dreifache überragen. Daß einer unserer Generale gefangen genommen worden sei, ist uns ganz neu. Was die russischen Angaben über die Beute anbelangt, so ist es klar, daß bei der Räumung unserer Stellung nicht alles Material geborgen werden konnte und namentlich ohne Bespannung eingeführte und eingebaute Geschütze älterer Konstruktion preisgegeben werden mußten, doch sind auch in dieser Hinsicht die Angaben des Feindes über alles Maß hoch gegriffen. Wenn schließlich der Feind behauptet, daß er unsere ganze Nordostfront vom Pripjet bis zum Pruth durchbrochen habe, so zeigen unsere amtlichen Berichte vom 12. und 13. Juni durch präzise Ortsangaben, wieviel von dieser Phrase zu halten ist. Es sei dabei gar nicht näher ausgeführt, daß wir Dubno ohne einen Gewehrschuß freigegeben, und daß wir bei Kolki und Sekel dem Gegner schwere Schlappen zugefügt haben. Allein die Nennung der Namen Buczacz, Wicnieuczyk, Kozlow, Worobijowka, Nowo Aleksiniec, Sapanow, die Erwähnung von Sokol, Kolki, Czartorysk - von lauter Orten, die in den letzten 9 Monaten relativer Ruhe immer wieder als Punkte unserer Frontlinie angeführt wurden - beweist deutlich genug, daß die durch das Zusammenziehen überlegener Massen an einzelnen Stellen erkämpften russischen Erfolge auf weite Teile unserer Nordostfront ohne Einfluß und Nachteil geblieben sind. 2)

 

Kampf eines deutschen Hilfsschiffs mit russischen Zerstörern

Berlin, 14. Juni. (W. B.) 
In der Nacht vom 13. zum 14. Juni wurde das deutsche Hilfsschiff "Hermann" in der
Norrköping-Bucht (südöstlich der Stockholmer Schären) von vier russischen Zerstörern angegriffen und nach tapferer Gegenwehr in Brand geschossen. Das Schiff ist von der Besatzung gesprengt worden. Der Kommandant und ein großer Teil der Besatzung wurden gerettet.
2)

 

Deutsche und französische Justiz

Berlin, 14. Juni. (W. B.) 
Unter vorstehender Überschrift schreibt die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung": "Zwei in Deutschland kriegsgefangene französische Offiziere, Leutnant Delcassé und Leutnant Hervé, wurden vor kurzem wegen Gehorsamsverweigerung zu einundeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Sie hatten sich geweigert, dem Befehl, zum Appell anzutreten, Folge zu leisten, indem sie Krankheit vorschützten. Dem deutschen Vorgesetzten, der sie zum Appell abholen sollte, leisteten sie tätlichen Widerstand. Leutnant Hervé ließ sich außerdem zu Schimpfworten hinreißen. Das Urteil wurde durch das Kriegsgericht gesprochen und nach eingelegter Berufung durch das Oberkriegsgericht bestätigt. Trotzdem es hier sich also um ein rechtsgültiges gerichtliches Urteil handelt, ließ die französische Regierung, ohne daß sie den Versuch machte, die Rechtskraft des Urteils zu prüfen oder irgendwie anzufechten, als Vergeltungsmaßregel zwei kriegsgefangene deutsche Offiziere in Festungshaft abführen.
Die deutsche Regierung ist durch diese französische Willkürmaßregel zu einer Gegenmaßregel gezwungen worden. Für jeden der deutschen Offiziere wurden drei französische Offiziere in ein deutsches Festungsgefängnis übergeführt, in dem sie so lange verbleiben werden, bis die beiden deutschen Offiziere ins Offiziersgefangenenlager zurückgekehrt sind. Gleichzeitig hat die deutsche Regierung ein nicht zu rechtfertigendes Urteil, das gegen den in Frankreich kriegsgefangenen Leutnant der Reserve Erler ergangen ist, mit Vergeltungsmaßregeln beantwortet. Leutnant Erler zündete beim Vormarsch auf Paris auf Befehl seines Vorgesetzten ein Haus an, aus dem Zivilisten (Freischärler) auf deutsche Soldaten geschossen hatten. Für diese völlig gerechtfertigte Maßregel trug nach militärischen Gesetzen nicht er die Verantwortung, sondern ausschließlich der Vorgesetzte, der den Befehl erteilt hatte. In seinem Tagebuch erwähnt Leutnant Erler die Anzündung des Hauses. Er fiel kurz darauf schwerverwundet in französische Gefangenschaft. Der Vermerk im Tagebuch führte zu einem gerichtlichen Verfahren wegen Brandstiftung, das mit der Verurteilung Erlers zur Degradation und zwanzig Jahren Zuchthaus endete. Trotzdem die deutsche Regierung ein umfassendes Entlastungsmaterial für Erler, das seine Schuldlosigkeit außer Zweifel stellt, nach Frankreich sandte, lehnte die französische Regierung die Wiederaufnahme des Verfahrens ab, weil das Entlastungsmaterial keine neuen Tatsachen enthalte. Leutnant Erler befindet sich im Militärzuchthaus zu Avignon und wird als gemeiner Sträfling behandelt. Er liegt in demselben Schlafsaal mit den anderen Zuchthäuslern und hat täglich zehn Stunden lang Matten und Körbe zu flechten. Geistige Beschäftigung ist ihm nicht gestattet. Die deutsche Heeresverwaltung hat dafür zehn französische Offiziere in Militärstrafanstalten übergeführt, in denen sie unter gleicher Behandlung, wie sie dem Leutnant der Reserve Erler zuteil wird, verbleiben, bis dieser Offizier in ein Offiziersgefangenenlager verbracht wird. Da Deutschland etwa die dreifache Anzahl kriegsgefangener französischer Offiziere wie umgekehrt Frankreich hat, kann man hier etwaigen weiteren französischen Repressalien ruhigen Blutes entgegensehen.
2)

 

Entschuldigung Rußlands wegen des Grenzzwischenfalls

Petersburg, 14. Juni. (Priv.-Tel.) 
Die Petersburger Telegraphenagentur verbreitet folgendes: 
"Eine unbeträchtliche Abteilung russischer Truppen, etwa in Stärke einer Kompanie, überschritt unlängst irrtümlicherweise die rumänische Grenze bei Marmaritza. Dieser Zwischenfall ist auf den Umstand zurückzuführen, daß an mehreren Stellen die Grenze sehr undeutlich gekennzeichnet ist. An Ort und Stelle wurde eine Untersuchung vorgenommen. Im Anschluß an diese Untersuchung hat der kommandierende russische General jenes Abschnittes sich bei dem rumänischen General entschuldigt und diesem versichert, daß die russische Abteilung versehentlich nach Marmaritza gelangte. Übrigens war diese Abteilung unverzüglich wieder zurückbeordert worden.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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 TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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