Wiederzusammentritt
des preußischen Landtages
(Thronrede)
Berlin,
13. Januar.
Der Landtag der Preußischen Monarchie wurde heute im Weißen
Saale des Königlichen Schlosses im Auftrage des Kaisers und Königs
durch den Ministerpräsidenten Dr. v. Bethmann Hollweg feierlich eröffnet.
In der Thronrede heißt es u. a.: Vor eine eiserne Probe stellt die
Vorsehung unser Volk. Großes wird gefordert, Großes aber auch
geleistet. Die Pläne unserer Feinde, uns durch Abschnürung von
der überseeischen Welt mürbe zu machen, sind gescheitert. Aus
eigener Kraft sichert die Landwirtschaft die Ernährung der Bevölkerung,
aus eigener Kraft schafft Industrie und Handwerk, wessen wir zu unserer
Verteidigung bedürfen, halten die arbeitenden Hände der Millionen,
die daheim geblieben, unser wirtschaftliches Leben aufrecht, trotz Krieg
und Kriegsnot. Und über dem allen stehen die Taten unseres Volkes
in Waffen, unaussprechlich in Größe und Heldentum. In hartem
Kampfe hat Deutschland, unterstützt von treuen Verbündeten,
einer Welt von Feinden standgehalten und seine Fahnen weit in Feindesland
hineingetragen. Der alte preußische Soldatengeist, auf den wir stolz
sind und stolz bleiben, hat in edlem Wetteifer mit den deutschen Bruderstämmen
seine unvergängliche Lebenskraft erwiesen und neuen unsterblichen
Ruhm dem Heldentume der Väter und Ahnen hinzugefügt. Mit unserm
König und Kaiser gehen wir voll Gottvertrauen und Siegeszuversicht
auch der Zukunft entgegen. Ein einziger und heiliger Gedanke erfüllt
uns, bis in die letzten Tiefen der Vollkraft alles herzugeben für
das Leben und die Sicherheit der Nation. Als Gruß an den Landtag
hat Seine Majestät der Kaiser und König nur Worte heißen
Dankes an die Kämpfer draußen und daheim.
Für die Wiederaufrichtung Ostpreußens werden weitere staatliche
Geldmittel verwendet werden. Meine Herren. Seine Majestät der Kaiser
und König weiß, daß ihr Wirken und Schaffen wie bisher
so auch in dem neuen Abschnitt der parlamentarischen Arbeiten von dem
Geist der Opferwilligkeit und Entschlossenheit getragen sein wird, von
dem tapferen Geist, der allein unserem Volke die Kraft gibt diesen gewaltigen
Krieg siegreich zu bestehen. In dem ungeheuren Erleben dieses Krieges
wird ein neues Geschlecht groß. Die ganze waffenfähige Mannschaft,
geeint durch kameradschaftliche Treue bis in den Tod, schirmt Staat und
Volk. Der Geist gegenseitigen Verstehens und Vertrauens wird auch im Frieden
fortwirken in der gemeinsamen Arbeit des ganzen Volkes am Staate. Er wird
unsere öffentlichen Einrichtungen durchdringen und lebendigen Ausdruck
finden in unserer Verwaltung, unserer Gesetzgebung und in der Gestaltung
der Grundlagen für die Vertretung des Volkes in den gesetzgebenden
Körperschaften. In Stürmen ist der preußische Staat groß
geworden, im Sturme steht er auch heute unerschütterlich da. Was
Feindschaft als Zwang auflegt, ist Freiheit auf Ordnung gebaut. Das Band,
das die Preußen an ihren König bindet, haben diese Zeiten des
Kampfes und Sieges, wenn es möglich war, nur noch fester geschmiedet.
Gott schütze Preußen auch in Zukunft und bewahre es als starken
Träger des Reiches. Darauf bauen wir und führen unseren guten
Kampf zum guten Ende.
1) |