Der Weltkrieg am 13. Januar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Vier englische Flugzeuge abgeschossen 

Pour le mérite für die Leutnants Boelcke und Immelmann


Boelcke

Immelmann

Großes Hauptquartier, 13. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nordöstlich von Armentières wurde der Vorstoß einer stärkeren englischen Abteilung zurückgeschlagen.
In den frühen Morgenstunden wiederholten heute die Franzosen in der Champagne den Angriff nordöstlich von Le Mesnil. Sie wurden glatt abgewiesen. Ebenso scheiterte ein Angriffsversuch gegen einen Teil der von uns am 9. Januar bei dem Gehöft Maison de Champagne genommenen Gräben.
Die Leutnants Boelcke und Immelmann schossen nordöstlich von Tourcoing und bei Bapaume je ein englisches Flugzeug ab. Den unerschrockenen Offizieren wurde in Anerkennung ihrer außerordentlichen Leistungen durch Seine Majestät den Kaiser der Orden Pour le mérite verliehen. - Ein drittes englisches Flugzeug wurde im Luftkampf bei Roubaix, ein viertes durch unser Abwehrfeuer bei Ligny (südwestlich von Lille) heruntergeholt. Von den acht englischen Fliegeroffizieren sind sechs tot, zwei verwundet.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Erfolgreiche Gefechte deutscher Patrouillen und Streifkommandos an verschiedenen Stellen der Front. - Bei Nowosjolki (zwischen der Olschanka und der Beresina) wurden die Russen aus einem vorgeschobenen Graben vertrieben.  
Balkankriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Wiederzusammentritt des preußischen Landtages

(Thronrede)

Berlin, 13. Januar.
Der Landtag der Preußischen Monarchie wurde heute im Weißen Saale des Königlichen Schlosses im Auftrage des Kaisers und Königs durch den Ministerpräsidenten Dr. v. Bethmann Hollweg feierlich eröffnet.
In der Thronrede heißt es u. a.: Vor eine eiserne Probe stellt die Vorsehung unser Volk. Großes wird gefordert, Großes aber auch geleistet. Die Pläne unserer Feinde, uns durch Abschnürung von der überseeischen Welt mürbe zu machen, sind gescheitert. Aus eigener Kraft sichert die Landwirtschaft die Ernährung der Bevölkerung, aus eigener Kraft schafft Industrie und Handwerk, wessen wir zu unserer Verteidigung bedürfen, halten die arbeitenden Hände der Millionen, die daheim geblieben, unser wirtschaftliches Leben aufrecht, trotz Krieg und Kriegsnot. Und über dem allen stehen die Taten unseres Volkes in Waffen, unaussprechlich in Größe und Heldentum. In hartem Kampfe hat Deutschland, unterstützt von treuen Verbündeten, einer Welt von Feinden standgehalten und seine Fahnen weit in Feindesland hineingetragen. Der alte preußische Soldatengeist, auf den wir stolz sind und stolz bleiben, hat in edlem Wetteifer mit den deutschen Bruderstämmen seine unvergängliche Lebenskraft erwiesen und neuen unsterblichen Ruhm dem Heldentume der Väter und Ahnen hinzugefügt. Mit unserm König und Kaiser gehen wir voll Gottvertrauen und Siegeszuversicht auch der Zukunft entgegen. Ein einziger und heiliger Gedanke erfüllt uns, bis in die letzten Tiefen der Vollkraft alles herzugeben für das Leben und die Sicherheit der Nation. Als Gruß an den Landtag hat Seine Majestät der Kaiser und König nur Worte heißen Dankes an die Kämpfer draußen und daheim.
Für die Wiederaufrichtung Ostpreußens werden weitere staatliche Geldmittel verwendet werden. Meine Herren. Seine Majestät der Kaiser und König weiß, daß ihr Wirken und Schaffen wie bisher so auch in dem neuen Abschnitt der parlamentarischen Arbeiten von dem Geist der Opferwilligkeit und Entschlossenheit getragen sein wird, von dem tapferen Geist, der allein unserem Volke die Kraft gibt diesen gewaltigen Krieg siegreich zu bestehen. In dem ungeheuren Erleben dieses Krieges wird ein neues Geschlecht groß. Die ganze waffenfähige Mannschaft, geeint durch kameradschaftliche Treue bis in den Tod, schirmt Staat und Volk. Der Geist gegenseitigen Verstehens und Vertrauens wird auch im Frieden fortwirken in der gemeinsamen Arbeit des ganzen Volkes am Staate. Er wird unsere öffentlichen Einrichtungen durchdringen und lebendigen Ausdruck finden in unserer Verwaltung, unserer Gesetzgebung und in der Gestaltung der Grundlagen für die Vertretung des Volkes in den gesetzgebenden Körperschaften. In Stürmen ist der preußische Staat groß geworden, im Sturme steht er auch heute unerschütterlich da. Was Feindschaft als Zwang auflegt, ist Freiheit auf Ordnung gebaut. Das Band, das die Preußen an ihren König bindet, haben diese Zeiten des Kampfes und Sieges, wenn es möglich war, nur noch fester geschmiedet. Gott schütze Preußen auch in Zukunft und bewahre es als starken Träger des Reiches. Darauf bauen wir und führen unseren guten Kampf zum guten Ende.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Sechs Kilometer vor Cetinje

Wien, 13. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
In Ostgalizien und an der bessarabischen Front stellenweise Geschützkampf, sonst keine besonderen Ereignisse.
Die amtliche russische Berichterstattung hat es sich in der letzten Zeit zur Gewohnheit gemacht, der freien Erfindung kriegerischer Begebenheiten den weitesten Platz einzuräumen. Entgegen allen russischen Angaben sei nachdrücklich hervorgehoben, daß unsere Stellungen östlich der Strypa und an der bessarabischen Grenze - von einem einzigen Bataillonsabschnitt abgesehen, den wir um 200 Schritte zurücknahmen - genau dort verlaufen, wo sie verliefen, ehe die mit großer militärischer und journalistischer Aufmachung eingeleitete und bisher mit schweren Verlusten für unsere Gegner restlos abgeschlagene russische Weihnachtsoffensive begann. Sind sonach alle gegenteiligen Nachrichten aus Petersburg falsch, so beweisen außerdem die Ereignisse im Südosten, daß die vergeblichen russischen Anstürme am Dnjestr und am Pruth auch nicht zur Entlastung Montenegros beizutragen vermochten.
Italienischer Kriegsschauplatz:
In den Judikarien beschoß die italienische Artillerie die Ortschaften Creto und Por; auf Roncone warfen feindliche Flieger Bomben ab, ohne Schaden anzurichten. Nago (östlich Riva) stand gleichfalls unter feindlichem Feuer. Unsere Artillerie schoß das italienische Barackenlager südlich Pontafel in Brand. An der küstenländischen Front hielten die beiderseitigen Geschützkämpfe im Tolmein- und Doberdoabschnitte an.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die an der Adria vorgehende österreichisch-ungarische Kolonne hat die Montenegriner aus Budua vertrieben und den nördlich der Stadt aufragenden Maini Vrh in Besitz genommen. Die im Lowtschengebiet operierenden Kräfte standen gestern abend 6 Kilometer westlich Cetinje im Kampf. Auch die Gefechte bei Grahovo verlaufen günstig. Unsere Truppen sind ins Talbecken vorgedrungen. Im Grenzraum südlich von Avtovac überfielen wir den Feind in seinen Höhenstellungen. Er wurde geworfen. Im Nordosten Montenegros ist die Lage unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Zerstörung der griechisch-bulgarischen Bahnverbindung durch die Alliierten

Bern, 13. Januar.
Die Eisenbahnbrücke über die Struma bei Demir Hisar ist nach einer Meldung des "Corriere della Sera" von den Alliierten in die Luft gesprengt worden. Die Zerstörung dieser Brücke schneidet die Eisenbahnverbindungen mit Bulgarien und der Türkei ab; sie wurde angeblich durch die Notwendigkeit erzwungen, eine Kontrolle feindlicher Sendlinge über die Vorbereitungen zur Verteidigung des befestigten Lagers von Saloniki zu verhindern. Hervorzuheben ist die Tatsache, daß die Zerstörung der Strumabrücke die griechischen Truppen in Seres, Drama und Kavalla vom übrigen Griechenland abschneidet. Die Bewegungen des Feindes lassen im allgemeinen die Ansicht zu, daß eine Offensive näher bevorstehe, als bisher anzunehmen war. Eine Abteilung von zehn französischen Aeroplanen überflog die Eisenbahnlinie nach Gewgheli und warf zahlreiche Bomben ab.
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Türkisches Vordringen in Persien

Konstantinopel, 13. Januar.
Wie die Agentur Milli erfährt, sind türkische Truppen in Kermanschah (Persien) eingezogen. Sie wurden von der Bevölkerung der Stadt mit Kundgebungen empfangen. Die Stadt ist beflaggt, aus der Umgegend strömen die Stämme herbei, um die Türken willkommen zu heißen.
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 Annahme der Wehrpflicht im englischen Unterhause

London, 13. Januar.
Das Unterhaus hat die Wehrpflichtbill in zweiter Lesung mit 431 gegen 39 Stimmen angenommen.
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Der 1. Weltkrieg im Januar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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