Der Weltkrieg am 12. Januar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 Der deutsche Heeresbericht:

Explosion eines Munitionslagers in Lille

Großes Hauptquartier, 12. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nordöstlich von Le Mesnil in der Champagne griffen die Franzosen unsere Stellung in einer Breite von etwa 1000 Meter an. Der Angriff zerschellte. Der Feind suchte eiligst unter unserem wirksamen Feuer in seine Gräben zurückzugelangen. Eine Wiederholung des Angriffs wurde durch unser Artilleriefeuer verhindert.
In der südlichen Umwallung von Lille flog gestern früh das in einer Kasematte untergebrachte Munitionslager eines Pionierparks in die Luft. Die angrenzenden Straßen wurden natürlich in sehr erheblichem Umfange in Mitleidenschaft gezogen. Die Rettungsarbeiten haben bis gestern abend zur Bergung von 70 toten und 40 schwerverletzten Einwohnern geführt. Die Bewohnerschaft der Stadt glaubt das Unglück auf einen englischen Anschlag zurückführen zu müssen.
Die für einige Zeit aus der Nähe des Bahnhofs Soissons entfernten Rote Kreuz-Flaggen wurden gestern bei unserer erneuten Beschießung der Bahnanlagen wieder gehißt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei Teuenfeld (südwestlich von Illuxt) brach ein russischer Angriff verlustreich vor unserer Stellung zusammen. Nördlich von Kosciuchnowka warf ein Streifkommando russische Vortruppen auf ihre Hauptstellung zurück.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreicher Vormarsch in Montenegro - Fliegerangriff gegen Rimini

Wien, 12. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Das Schlachtfeld an der bessarabischen Grenze bildete auch gestern wieder den Schauplatz erbitterter Kämpfe. Kurz nach Mittag begann der Feind, unsere Stellungen mit Artilleriefeuer zu überschütten. Drei Stunden später setzte er den ersten Infanterieangriff an. Fünfmal hintereinander und um 10 Uhr abends ein sechstes Mal versuchten seine tiefgegliederten Angriffskolonnen in unsere Linien einzubrechen. Immer war es vergebens. Unterstützt von der trefflich wirkenden Artillerie schlugen die tapferen Verteidiger alle Angriffe ab. Der Rückzug des Gegners wurde mitunter zur regellosen Flucht. Seine Verluste sind groß. Vor einem Bataillonsabschnitt lagen 800 tote Russen. Das nordmährische Infanterieregiment Nr. 93 und die Honvedregimenter Nr. 30 und 307 haben sich besonders hervorgetan.
Sonst im Nordosten stellenweise Geplänkel.
Italienischer Kriegsschauplatz:
In den Abschnitten von Riva, Flitsch und Tolmein sowie vor dem Görzer Brückenkopf war die Artillerietätigkeit stellenweise wieder lebhafter. Vor dem Südteil des Tolmeiner Brückenkopfes wurde ein feindlicher Angriffsversuch abgewiesen.
Im Görzischen belegten unsere Flieger italienische Lager mit Bomben.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Offensive gegen die Montenegriner schreitet erfolgreich vorwärts.
Eine Kolonne hat unter Kämpfen die Höhen westlich und nordwestlich von Budua, eine andere den 1560 Meter hohen Babjak südwestlich von Cetinje genommen. Die über den Lowtschen vordringenden k. und k. Truppen trieben den Feind über Njegusi zurück. Auch die östlich von Orahovac jenseits der Grenze emporragenden Höhen sind in unserem Besitz.
Die gegen Grahovo entsandten Streitkräfte haben sich nach 70 stündigen Kämpfen der Felshöhen südöstlich und nordwestlich von diesem Orte bemächtigt.
Die Zahl der nach gestriger Meldung an der montenegrinischen Südwestgrenze erbeuteten Geschütze erhöhte sich auf 42.
Im Nordostwinkel Montenegros wurden nun auch die Höhen südlich von Berane erstürmt. Österreichisch-ungarische Abteilungen vertrieben im Verein mit Albanern die Reste der serbischen Truppenverbände aus Dugain westlich von Ipek.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Am 11. Januar nachmittags hat ein Geschwader von Seeflugzeugen in Rimini die Munitions- und die Schwefelfabrik, Bahnhof und Abwehrbatterie mit verheerendem Erfolg mit Bomben belegt. Trotz des heftigen Feuers mehrerer Abwehrgeschütze sind alle Flugzeuge unbeschädigt zurückgekehrt.

Flottenkommando. 1)

 

Landung französischer Truppen im Hafen von Korfu
Landung französischer Truppen im Hafen von Korfu

Besetzung der Kaiservilla Achilleion auf Korfu durch die Franzosen

Athen, 12. Januar. (Meldung des k. k. Telegr.-Korresp.-Bureaus.)
Eine französische Truppenabteilung ist in Korfu gelandet, deren Befehlshaber an den Präfekten die Aufforderung richtete, gegen die Besetzung der Insel keinen Widerstand zu leisten. Eine Abteilung hißte die französische Fahne, besetzte das Achilleion und die Telegraphenstation und nahm eine Kaserne in Beschlag. Französische Polizisten, die aus Marseille in Korsu eintrafen, entwickeln in der Stadt eine lebhafte Tätigkeit.
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Der Transport des serbischen Heeres nach Korfu

Athen, 12. Januar. (Havas-Meldung.)
Die Gesandten der Alliierten übermittelten gestern der griechischen Regierung die folgende Note:
Die Regierungen der Alliierten haben ihre Vertreter in Athen beauftragt, der griechischen Regierung auseinanderzusetzen, daß sie es für eine unabweisbare Pflicht der Menschlichkeit hielten, sobald wie möglich einen Teil der serbischen Armee auf einen der albanischen Küste benachbarten Punkt hinüberzuschaffen, wo er sich jetzt befindet, um diese heroischen Soldaten vor Hungersnot und Vernichtung zu bewahren. Nach einer eingehenden Erwägung der Bedingungen des Transports erkannten die alliierten Regierungen, daß nur die Insel Korfu die notwendigen Möglichkeiten biete. Sie waren der Ansicht, dass Griechenland sich nicht der Übersiedlung der Serben, seiner Verbündeten, widersetzen würde, die nur kurze Zeit auf der Insel bleiben würden. Es handle sich um keine Art von Besetzung, da der griechischen Regierung in dieser Hinsicht alle Garantien gegeben worden seien.
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Der 1. Weltkrieg im Januar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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