Der 1. Weltkrieg am 3. Januar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

- Montag -

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreicher Feuerüberfall bei La Bassée

Großes Hauptquartier, 3. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Eine große Sprengung nördlich der Straße La Bassée-Béthune hatte vollen Erfolg. Kampf- und Deckungsgraben des Feindes sowie ein Verbindungsweg wurden verschüttet. Der überlebende Teil der Besatzung, der sich durch die Flucht zu retten versuchte, wurde von unserer Infanterie und von Maschinengewehren wirksam gefaßt.
Ein anschließender, auf breiter Front ausgeführter Feuerüberfall überraschte die feindlichen Grabenbesatzungen, die teilweise ihr Heil in eiliger Flucht suchten. Auf der übrigen Front keine Ereignisse von besonderer Bedeutung.
Bei der Beschießung von Lutterbach im Elsaß durch die Franzosen wurden am Neujahrstage beim Verlassen der Kirche ein junges Mädchen getötet, eine Frau und drei Kinder verwundet.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Russen setzten an verschiedenen Stellen mit dem gleichen Mißerfolge wie an den vorhergehenden Tagen ihre Unternehmungen mit Patrouillen und Jagdkommandos fort.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue russische Durchbruchsversuche an der beßarabischen Front gescheitert

Wien, 3. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
An der beßarabischen Front wurde auch gestern den ganzen Tag über erbittert gekämpft. Der Feind setzte alles daran, im Raume von Toporoutz unsere Linien zu sprengen. Alle Durchbruchsversuche scheiterten am tapferen Widerstand unserer braven Truppen. Die Zahl der eingebrachten Gefangenen beträgt 3 Offiziere und 850 Mann.
An der Serethmündung, an der unteren Strypa, am Korminbach und am Styr wurden vereinzelte russische Vorstöße abgewiesen.
Zahlreiche Stellen der Nordostfront standen unter feindlichem Geschützfeuer.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Bei Mojkovac wurde eine montenegrinische Abteilung, die sich an das Nordufer der Tara vorwagte, in die Flucht gejagt. Die Lage ist unverändert. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 3. Januar.
An der Dardanellenfront heftige Kämpfe und Bombenwürfe auf dem linken und dem rechten Flügel sowie zeitweise aussetzendes Artilleriefeuer auf der ganzen Linie. Ein feindlicher Kreuzer und ein Monitor zogen sich nach zeitweiser Beschießung unserer Stellungen wieder zurück. Unsere Flieger überflogen die feindlichen Stellungen und machten gelungene Erkundungen. Bei Ari Burun sind 400 Kisten mit Infanteriegeschossen, die vom Feinde verborgen worden waren, aufgefunden worden. Sonst keine weiteren Ereignisse.
Der den Engländern an der Irakfront abgenommene Monitor Selman-pak ist vollständig wiederhergestellt und nach Kut el Amara abgegangen. 

 

Tausend Deutsche und Untertanen der Verbündeten in Saloniki verhaftet

General Sarrail
General Sarrail

Athen, 3. Januar.
Die Alliierten ließen gestern in Saloniki tausend Untertanen der ihnen feindlichen Mächtegruppe verhaften. Das rücksichtslose Auftreten des Generals Sarrail und die Mißachtung der griechischen Rechte rufen in der ganzen Öffentlichkeit große Erbitterung hervor. Die Bedrückungen, die sich die Verbandsmächte erlauben, werden immer unerträglicher.
General Sarrail hat den norwegischen Generalkonsul in Saloniki Seefelder verhaften lassen.
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König Peter in Saloniki

König Peter von Serbien
König Peter

Paris, 3. Januar.
Die Agence Havas meldet aus Saloniki vom 2. Januar:
König Peter, der im serbischen Konsulat abgestiegen ist, hütet wegen körperlicher Abspannung das Zimmer. Er soll nach Saloniki gekommen sein, um die Reorganisation der serbischen Armee zu überwachen, die in Gruppen von 200 bis 400 Mann aus Albanien eintrifft.
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König Peter auf der Flucht

Mailand, 3. Januar. (Priv.-Tel.)
Den hiesigen Blättern wird aus Salonik gemeldet: Der König von Serbien kam hier am Neujahrsmorgen auf dem französischen Torpedojäger "Mousqueton" an, begleitet von dem Generaladjutanten Oberst Theodorowitsch, dem Hauptmann Giukanowitsch und dem Leibarzt Simonowitsch. Für Peter waren einige Zimmer im Olymposhotel reserviert, auch die griechische Ehrenwache war dort aufgezogen, jedoch wurde nur das bescheidene Gepäck des Königs nach dem Olymposhotel gebracht, während König Peter es vorzog in dem serbischen Konsulat abzusteigen. Der Leibarzt Simonowitsch, der Begleiter Peters auf der Flucht, erzählt dies Abenteuer folgendermaßen: "Von Prizrend bis Ljuma benützte der König ein Automobil, dann begann er inkognito mit drei Offizieren und vier Soldaten seine eigentliche Reise durch das Matigebirge, wo albanische Katholiken wohnen. Die Nächte verbrachte der König bei dortigen Gastfreunden, angekleidet und in Decken gehüllt auf einem Feldbett schlafend. Die Reise von Ljuma bis Skutari dauerte vier Tage. Der König legte davon einen kleinen Teil reitend zurück, den größeren auf einer Tragbahre über die schwierigsten, schlammigen Pfade im Regen. Er blieb in Skutari 14 Tage und reiste dann über San Giovanni di Medua nach Durazzo, alsdann über Valona nach Brindisi, wo er sechs Tage inkognito als Graf Topola blieb. Der König bestand trotz eines Sturmes die 36stündige Überfahrt von Brindisi nach Salonik gut." Der Leibarzt ist von Peters Gesundheit bis auf eine Schwächung durch Rheumatismus befriedigt. Peter erklärte, bis zum letzten Augenblick inmitten seiner Truppen bleiben zu wollen, woraus man schließe, daß das serbische Heer nach Salonik gebracht wird.
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Der 1. Weltkrieg im Januar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

2) "Frankfurter Zeitung"

 

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