Der Weltkrieg am 20. Dezember 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Feindliche Monitoren an der belgischen Küste vertrieben

Großes Hauptquartier, 20. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Das Feuer unserer Küstenbatterien vertrieb feindliche Monitoren, die gestern nachmittag Westende beschossen.
An der Front neben lebhafter Artillerietätigkeit mehrere erfolgreiche Sprengungen unserer Truppen.
Eins unserer Flugzeuggeschwader griff den Ort Poperinghe an, in dem zahlreiche Verbindungen des Feindes zusammenlaufen. Ein englischer Doppeldecker wurde im Luftkampf bei Brügge abgeschossen. Die Insassen sind tot.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.
Balkankriegsschauplatz:
Bei den Kämpfen nordöstlich der Tara sind, wie nachträglich gemeldet wird, 3 Gebirgs- und 2 Feldgeschütze erbeutet worden.
Gestern fanden bei Mojkovac weitere, für die österreichisch-ungarischen Truppen günstige Kämpfe statt. Mehrere hundert Gefangene wurden eingebracht.
Von den deutschen und bulgarischen Heeresteilen nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)



Karte zum 1. Weltkrieg

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erstürmung montenegrinischer Stellungen am Taraknie

Wien, 20. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der ganzen Front mäßige Artillerietätigkeit, die sich nur im Chieseabschnitt und im Gebiete des Col di Lana zu größerer Heftigkeit steigerte.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Truppen des Generals v. Köveß erstürmten die stark ausgebauten feindlichen Stellungen am Tarakaie südwestlich von Bjelopolje und bei Godusa nördlich von Berane. In den Kämpfen an der Tara wurden 3 Gebirgskanonen, 2 Feldkanonen und 1200 Gewehre erbeutet.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Die Engländer von Gallipoli vertrieben

Konstantinopel, 20. Dezember.
An der Dardanellenfront begannen unsere Truppen in der Nacht vom 18. zum 19. und am
Morgen des 19. Dezember bei Anaforta und Ari Burun nach heftiger artilleristischer Vorbereitung die Angriffsbewegung gegen die feindlichen Stellungen. Um diese Bewegungen aufzuhalten, unternahm der Feind nachmittags bei Sed ül Bahr mit allen seinen Kräften einen Angriff, der vollkommen scheiterte.
Der Feind mußte einsehen, daß der Erfolg unseres gegen Norden vordringenden Angriffs unvermeidlich war, und schiffte in der Nacht vom 19. zum 20. Dezember in aller Eile einen Teil seiner Truppen ein. Nichtsdestoweniger konnte der Feind trotz des dichten Nebels die Verfolgung unserer Truppen während seiner Rückzugsbewegung nicht hindern. Die letzten Berichte von heute sagen, daß unsere Truppen Anaforta und Ari Burun vom Feinde so gründlich gesäubert haben, daß dort auch nicht ein feindlicher Soldat zurückgeblieben ist. Unsere Truppen drangen bis zur Küste vor und machten sehr große Beute an Munition, Zelten und Kanonen. Außerdem schossen wir ein Wasserflugzeug ab, das ins Meer fiel, und machten den Führer und den Beobachter zu Gefangenen. Der feindliche Angriff bei Sed ül Bahr am 19. Dezember nachmittags nahm den folgenden Verlauf: Der Feind unterhielt eine Zeitlang ein heftiges Feuer aus seinen Landgeschützen aller Kaliber und von seinen Monitoren und Kreuzern aus gegen unsere Stellungen. Dann griff er mit allen seinen Kräften nacheinander unseren rechten Flügel, das Zentrum und den linken Flügel an. Unsere Truppen brachten seine Angriffe zum Scheitern und trieben die Angreifer mit ungeheuren Verlusten in ihre Stellungen zurück.

 

Die Engländer von der Westküste Gallipolis vertrieben

Konstantinopel, 20. Dezember.
Der Korrespondent der Agentur Milli an den Dardanellen meldet:
Seit gestern wird in allen Abschnitten der Front wütend gekämpft. Unsere Truppen begannen bei Anafarta und Ari Burun mit dem allgemeinen Angriffe. Der Feind führte, um diese Angriffe zu erwidern, bei Sed-ül-Bahr einen Gegenangriff aus, den unsere Truppen unter außerordentlichen Verlusten für den Feind abschlugen. Unsere Truppen nahmen wichtige feindliche Stützpunkte bei Anafarta und Ari Burun. Unser kräftiges Artilleriefeuer verursachte in den Reihen der Feinde schwere Verluste. Unsere braven Soldaten, die seit Monaten auf diese Offensive warteten, zeigen bei den ungestümen Angriffen gegen die feindlichen Schützengräben bewunderungswürdigen Schwung und Opferwilligkeit. In kurzer Zeit wird es bei Anafarta und Ari Burun nur noch feindliche Leichen geben.
Eine weitere Meldung des Korrespondenten der Agentur Milli an den Dardanellen berichtet:
Wir schlugen den Feind bei Anafarta und Ari Burun vollständig in die Flucht. Unsere Soldaten erreichten bei Ari Burun das Meer. Die Beute ist unermeßlich groß. Dichter Nebel gestattete dem Feinde, zu entkommen, ohne eine große Anzahl Gefangener zurückzulassen.

 

Die englische Mitteilung über den Rückzug

London, 20. Dezember.
Amtlich wird bekanntgegeben, daß sämtliche Truppen von der Suvlabai und der Anzaczone, Kanonen und Vorräte mit Erfolg nach einem anderen Kriegsschauplätze gebracht wurden.
Im Unterhause wurde die Mitteilung von der "erfolgreichen Zurückziehung der englischen Truppen mit unbedeutenden Verlusten" und von ihrer Überbringung nach einem anderen Kriegsschauplatz mit Beifall begrüßt. Asquith erklärte, die Zurückziehung sei infolge eines vor einiger Zeit gefaßten Beschlusses des Kabinetts geschehen.

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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