Der Weltkrieg am 20. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Karte zum 1. Weltkrieg: Serbien

 Der deutsche Heeresbericht:

Deutsche Offensive gegen Serbien

Großes Hauptquartier, 20. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Feindliche Schiffe, die Westende und Middelkerke (südwestlich von Ostende) erfolglos beschossen, zogen sich vor unserem Feuer zurück. Es wurden Treffer beobachtet.
Westlich von St. Quentin wurde ein englisches Flugzeug durch einen deutschen Kampfflieger abgeschossen; der Führer ist tot, der Beobachter gefangengenommen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Am Brückenkopf vor Dünaburg mußte der Feind vor unserem Angriff von Nowo-Aleksandrowsk in eine rückwärtige Stellung weichen. Es wurden 530 Gefangene gemacht.
Bei Smorgon versuchte der Gegner durchzubrechen; er wurde abgeschlagen.
Der Angriff gegen den aus der Gegend Wilna abziehenden Gegner ist im Gange. Auch weiter südlich folgen unsere Truppen dem weichenden Feinde.
Die Linie Mjedniki-Lida-Soljane (am Njemen) ist erreicht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Der Gegner leistet nur vorübergehend an einzelnen Stellen Widerstand. Die Heeresgruppe erreichte den Molczadzabschnitt bei Dworzec und südöstlich und nähert sich mit dem rechten Flügel dem Myschankaabschnitt.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Der Feind ist überall weiter zurückgedrängt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Bei kleineren Gefechten machten die deutschen Truppen über 100 Gefangene.
Vom nördlichen Donauufer nahm deutsche Artillerie den Kampf gegen serbische Stellungen südlich des Stromes bei Semendria auf. Der Feind wurde vertrieben und sein Geschützfeuer zum Schweigen gebracht.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Festung Belgrad unter Feuer

Wien, 20. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Unsere Stellungen im Raume östlich von Luck wurden gestern wiederholt von starken russischen Kräften angegriffen. Unsere Truppen. unter ihnen Egerländer und westböhmische Landwehr, schlugen den Feind überall, an vielen Punkten im Kampf Mann gegen Mann, zurück. Auch gegen unsere Ikwafront führten die Russen im Abschnitte bei Krzemieniec starke Kolonnen zum Angriff vor. An einzelnen Stellen gelang es dem Feind, das Westufer der Ikwa zu gewinnen, aber unsere herbeieilenden Reserven warfen ihn überall zurück. Der Feind erlitt besonders durch unser Artilleriefeuer große Verluste. Die bis gestern abend eingebrachten Gefangenen zählen über 1000. Das Infanterieregiment von Hindenburg Nr. 69 hat neuerlich Proben seiner Kampftüchtigkeit abgelegt.
In Ostgalizien herrschte Ruhe; die Lage ist dort unverändert. Die in Litauen kämpfenden k. und k. Streitkräfte haben das Ostufer der Luchozwa gewonnen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Tiroler Grenzgebiet versuchten sich die Italiener stellenweise in fruchtlosen Hochgebirgsunternehmungen, namentlich im Adamello- und Dolomitengebiete. An der Kärntner Front ist die Lage unverändert. Im Flitscher Becken gingen die Reste der feindlichen Angriffstruppen aus unserm näheren Schußbereiche in ihre alten Stellungen zurück. Einer unserer Flieger belegte den Bahnhof und das Lager von Arsiero mit Bomben.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Österreichisch-ungarische und deutsche Batterien haben gestern die serbischen Stellungen am Südufer der Save und der Donau beschossen; auch die Festung Belgrad stand unter unserem Feuer. In der Nähe der Drinamündung wurden von unseren Truppen serbische vorgeschobene Abteilungen überfallen und aufgerieben.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com