Der Weltkrieg am 23. Dezember 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Fortgesetze französisch-englische Angriffe abgewiesen

Großes Hauptquartier, 23. Dezember.
Angriffe in den Dünen bei Lombartzyde und südlich Bixschoote wiesen unsere Truppen leicht ab.
Bei Richebourg - L´Avoué wurden die Engländer gestern wieder aus ihren Stellungen geworfen; trotz verzweifelter Gegenangriffe wurden alle Stellungen, die zwischen Richebourg und dem Canal d´Aire à la Bassée den Engländern entrissen waren, gehalten und befestigt. Seit dem 20. Dezember fielen 750 Farbige und Engländer als Gefangene in unsere Hände, 5 Maschinengewehre und 4 Minenwerfer wurden erbeutet.
In der Umgegend des Lagers von Châlons entwickelte der Feind eine rege Tätigkeit. Angriffe nördlich Sillery, südöstlich Reims, bei Souain und Perthes wurden von uns zum Teil unter schweren Verlusten für die Franzosen, abgeschlagen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Zerstörung von Middelkerke durch die englische Flotte 

Die "Frankfurter Zeitung" erhielt folgende Zuschrift:
Am Montag, den 14. Dezember, gegen ½ 7 Uhr morgens, wurden die Bewohner der flandrischen Küste durch Kanonendonner von nie zuvor gehörter Heftigkeit aufgeschreckt. In Ostende erzitterten die Häuser in ihren Fugen, in Mariakerke Zersprangen von der Heftigkeit des Luftdrucks vielfach die Fensterscheiben. Alsbald konnte man feststellen, daß das Feuer von der See herkam und von Geschützen schwersten Kalibers herrührte. Eine englische Flotte, bestehend aus mehreren großen Linienschiffen, darunter ein Linienschiff der "Majestic"-Klasse und eine Anzahl von Torpedobootszerstörern - es waren im ganzen etwa fünfzehn Schiffe - lag vor Middelkerke und befeuerte diesen Ort mit ihren schwersten Geschützen. Auch nach Mariakerke flogen von Zeit zu Zeit die schweren Geschosse, ohne jedoch dort nennenswerten Schaden anzurichten.
Um so schlimmer wurde Middelkerke zugerichtet. Am Strand ist kaum ein Haus, das nicht die Spuren der großen Schiffsgranaten aufweist. Manch ein Haus ist vom Dach bis zum Keller durchschlagen und nur noch ein großer Trümmerhaufen. Wie viele der armen Einwohner durch die Beschießung dieses unzweifelhaft offenen und nicht befestigten Platzes getötet oder verwundet worden sind, ist leider noch nicht bekannt. Nach Aussagen der Bewohner sollen die Verluste sehr erheblich sein. Wie skrupellos die Engländer bei der Beschießung vorgegangen sind, geht daraus hervor, daß sie selbst das Genfer Kreuz nicht schonten. Außerhalb des Ortes liegt das allen Besuchern des Badeorts wohlbekannte Kinderhospital Roger de Grimberghe. Trotzdem auf ihm weithin sichtbar die Genfer Flagge wehte und auch auf den Seitenwänden der einzelnen Baracken das Rote Kreuz angebracht war, wurde es beschossen. Eine 33 Zentimeter - Schiffsgranate traf nun die mit Kindern belegten Baracken, acht in den Betten liegende Kinder nebst ihrer Wärterin mit sich in den Keller hinabreißend. Wunderbarerweise blieben die Kinder unverletzt, während die Schwester ein Bein brach. Mit unverminderter Heftigkeit dauerte die Beschießung bis in den Nachmittag hinein an. Ein in einem Lazarett liegender Verwundeter zählte während der Beschießung über 3000 Schuß aus großen Schiffskanonen.
Die Kanonade bezweckte die Vorbereitung des Vorstoßes, der von den Franzosen von Nieuport aus am Nachmittag unternommen wurde. Wie aus dem Bericht unserer Obersten Heeresleitung bekannt ist, wurde er mit großen Verlusten für die Angreifer abgewiesen. 450 unverwundete französische Gefangene fielen hierbei in die Hände der Unsrigen. Vergleichen wir diese zwecklose Beschießung mit jener der befestigten Plätze der englischen Küste von Scarborough, Whitby und Hartleport durch die deutschen Schiffe, so wird man nicht im Zweifel sein, was man den englischen Klagen über den "Völkerrechtsbruch" entgegenzusetzen hat. Man frage die armen Einwohner von Middelkerke, wer die Barbaren sind. Der Haß gegen England ist dort ungeheuer.

 

Amtliche Darstellung des Rückzugs aus Serbien

Erzherzog Eugen
Erzherzog Eugen

Wien, 23. Dezember (W. B. ) Meldung des K. K. Korr -Bur.
Amtlich wird bekannt gegeben:

Die nach dem siegreichen Vorgehen in Serbien erfolgte Zurücknahme unserer Kräfte hat verschiedene, teilweise ganz unbegründete Gerüchte entstehen lassen. Es soll daher hiermit auf Grund jener Erhebungen, die ohne Verzug auf allerhöchsten Befehl von einer hohen militärischen Vertrauensperson an Ort und Stelle gepflogen worden sind, Aufklärung gegeben werden. Nach den erkämpften Erfolgen hat das Oberkommando der Balkanstreitkräfte die Erreichung des idealen Zieles aller Kriegführung, die völlige Niederwerfung des Gegners, ins Auge gefaßt, dabei aber den zu überwindenden Schwierigkeiten nicht genügend Rechnung getragen. Infolge der Ungunst der Witterung waren die ohnehin durch unwirtliches Terrain führenden Nachschublinien in einen solchen Zustand geraten, daß es unmöglich wurde, der Armee die notwendige Verpflegung und Munition zuzuführen. Da gleichzeitig der Feind neue Kräfte gesammelt hatte und zum Angriff überging, mußte die Offensive abgebrochen werden Es war ein Gebot der Klugheit, die Armee nicht unter den ungünstigen Verhältnissen zum entscheidenden Kampfe zu stellen. Unsere in Serbien eingedrungenen Streitkräfte sind, den widrigen Verhältnissen nachgebend, zurückgegangen; sie sind aber nicht geschlagen. Sie sehen ungebrochenen Mutes neuen Kämpfen entgegen. Wer unsere braven Truppen nach dem beschwerlichen Rückzuge gesehen hat, der mußte erkennen, welch hoher Wert ihnen innewohnt. Daß wir bei diesem Rückzug empfindliche Verluste an Mann und Material hatten, war unvermeidlich. Hierbei sei festgestellt, daß die über das Maß unserer Verluste verbreiteten Nachrichten über die Tatsachen weit hinausgehen. Seit einer Reihe von Tagen stehen die von allerbestem Geiste beseelten Truppen in guten Unterkünften. Sie werden mit allem Erforderlichen versehen und harren ihrer Verwendung Bisher kam es an der Grenze nur zu unbedeutenden Plänkeleien zwischen Patrouillen Seine Majestät geruhte, den Oberkommandanten auf seine aus Gesundheitsrücksichten gestellte Bitte von dem Kommando zu entheben und an seiner Stelle. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit den General der Kavallerie Erzherzog Eugen zu ernennen. Die Nachricht, daß dieser das so wichtige Kommando der Balkanstreitkräfte übernimmt, wird in der Armee, in welcher der Erzherzog höchstes Vertrauen und begeisterte Verehrung genießt, mit dankbarem Jubel aufgenommen werden.
2)

 

Der Oberkommandierende unserer Verbündeten über die Kriegslage 

Österreich-Ungarn 1. Weltkrieg: Erzherzog Friedrich

Erzherzog Friedrich

Budapest, 23. Dezember. (W. B.) 
Der Kriegsberichterstatter des "Az Est", der Dramatiker Franz Molnar, ist von dem Armee-Oberkommandanten Erzherzog Friedrich im Hauptquartier durch eine Unterredung ausgezeichnet worden. Der Erzherzog äußerte sich mit großer Anerkennung über die Fürsorge der Gesellschaft für die Soldaten und über die großartige Patriotische Gesinnung der Presse. Er sagte sodann über die Kriegslage: "Es ist kein Grund zur Besorgnis wegen Serbiens vorhanden. Alles ist im Gange, und es wird eintreffen, was das Vertrauen in die Armee rechtfertigt. Das Terrain in Serbien ist furchtbar. Die Wege sind unwegsam, das Wetter ist schrecklich. Es gibt aber kein Hindernis, über das die nunmehr gestählte Armee früher oder später nicht triumphieren würde. Was die Karpathen betrifft, so bin ich glücklich, daß die Entlastung Ungarns so schön fortschreitet.
Ich hoffe in nicht langer Zeit wird Ungarn vollständig gesäubert sein. Freilich muß alles begonnen und vorsichtig geschehen, da nicht nur das Leben, sondern auch die Gesundheit der Soldaten geschont werden muß. Glauben Sie mir, dieses bildet Tag und Nacht meine Sorge." Auf die Bemerkung Molnars. daß die Soldaten dieses auch wüßten, äußerte sich der Erzberzog freudig über die zahlreichen Kundgebungen der Anhänglichkeit, die ihm aus Anlaß seiner Ernennung zum Feldmarschall von allen Seiten des Landes und von Soldaten, besonders des 5. Korps, dessen Kommandant er gewesen sei, dargebracht wurden. Das Gespräch kam sodann auf die Nachricht von Limanowa, wobei der Erzberzog besonders die Tapferkeit der Ödenburger Nadasdy-Husaren hervorhob. Er fügte hinzu, auch die Einunddreißiger hätten prachtvoll gearbeitet. Piotrkow wurde von einem einzigen Bataillon ihres Regiments unter der Führung eines Leutnants erstürmt. Auf die Mitteilungen, daß die Husaren von Limanowa seinen Besuch erwarteten und einen prachtvollen Christbaum vorbereiteten, antwortete der Erzherzog: "Leider kann ich mich von hier nicht entfernen. Unsere gemeinsame Aktion mit den deutschen Bundesgenossen legt mir die Pflicht auf, ständig im Hauptquartier zu bleiben und an den gemeinsamen Besprechungen teilzunehmen sobald ich einen Tag Zeit habe, gehe ich wieder zur Front, wo ich lieber weile als hier im Bureau." Der Erzherzog äußerte sich sodann über die Verfügungen zur Austeilung der Weihnachtsgaben und sagte: "Die Liebesgaben, die für die Besatzung von Przemysl bestimmt sind, werden weggelegt, um sobald wie möglich dorthin abschickt zu werden." Auf die Frage nach dem Befinden des Kaisers Franz Josef antwortete der Erzherzog: "Seine Majestät befindet sich, Gott sei gedankt, bei voller Kraft und Gesundheit. Seine Aufmerksamkeit erstreckt sich auf alle Einzelheiten der Kriegsereignisse. Er nimmt mit weiser fester Ruhe und mit unerschütterlicher Zuversicht jede Nachricht auf, die von dem Kriegsschauplatz eintrifft." Molnar fügt über seinen Eindruck hinzu: "Nie werde ich diese halbe Stunde vergessen. Ich sprach mit dem Feldherrn einer der mächtigen Armeen der Welt und erkannte in dem weltgeschichtlichen Glanz dieser Stellung ein für andere sorgendes, gesegnetes, treues altes Herz." 
2)

 

Erfolge der österreichisch-ungarischen Marine

Wien, 23. Dezember. (W. B.)
Amtlich wird verlautbart:
Das französische Unterseeboot "Curie" wurde, ohne zu einem Angriff gekommen zu sein, an unserer Küste von Strandbatterien und Wachfahrzeugen beschossen und zum Sinken gebracht. Die Besatzung wurde gefangen genommen. Unser Unterseeboot "12" griff am 21. Dezember in der Otranto-Straße die französische Flotte, bestehend aus sechzehn großen Schiffen, an und torpedierte das Flaggschiff vom Typ "Courbet" zweimal und traf beide Male. Die darauf in der feindlichen Flotte entstandene Verwirrung, die gefährliche Nähe einzelner Schiffe und der hohe Seegang bei unsichtigem Wetter verhinderten das Unterseeboot. über das weitere Schicksal des betreffenden Schiffes Gewißheit zu erlangen.
2)

 

Die Kämpfe in Kamerun 

London, 23. Dezember. (W. B.)
Das Pressebureau veröffentlicht einen Bericht über die letzten Kämpfe in Kamerun, in welchem es heißt: Die Engländer rückten langsam an der nördlichen Bahnlinie vor. Am 5. Dezember fand ein scharfes Gefecht bei Lum statt, einer Ortschaft, die ungefähr 20 Meilen nördlich von Mujuka liegt. Die Engländer verloren an Toten einen Leutnant und drei Eingeborene. Am 10. Dezember war die ganze Bahnlinie in den Händen der Engländer. Die Eingeborenenstadt Bare ergab sich. Fünf Lokomotiven, eine große Anzahl von Eisenbahnwagen und zwei Flugzeuge fielen den Engländern in die Hände. Am 9. Dezember wurde ein englischer Leutnant schwer verwundet. - An der Ostbahn wurde am 26. November eine französische Kundschafterabteilung angegriffen. Sie verlor zwei Offiziere und 29 Eingeborene an Toten, ein Unteroffizier erlag seinen Wunden, 15 Eingeborene wurden verwundet. An der nigerischen Grenze fanden nur kleinere Scharmützel statt, in denen ein englischer Offizier schwer verwundet wurde Es gelang den Deutschen nicht über die Grenze vorzudringen. In Nordkamerun stieß eine englische Truppe auf eine deutsche Streifabteilung bei Geia, nördlich von Marua. Auf englischer Seite wurden ein Leutnant und ein europäischer Freiwilliger getötet.
2)

 

Die Einnahme von Duala 

Über die Besetzung Dualas durch die Engländer und Franzosen erfuhr die "Evang. Pressekorr." von Missionaren folgende Einzelheiten:
Seit der Kriegserklärung befand man sich in Duala in begreiflicher Spannung. Die Regierung rüstete sich, so gut es ging, zum Kampfe. Von den ordinierten Missionaren wurde aber keiner zum Dienst mit der Waffe einberufen; einer von ihnen hat sich freiwillig der Sanität zur Verfügung gestellt. Von den Missionskaufleuten scheint einer mit der Waffe gedient zu haben; einer half bei der Sanität mit; einige andere wurden der Feuerwehr zugewiesen.
Nachdem schon am 11. September das englische Kanonenboot "Dwarf" in den Kamerunfluß eingedrungen, aber wieder vertrieben worden war, erschienen am 27. September englische und französische Kriegsschiffe vor Duala. Da eine Beschießung in Aussicht stand, zogen sich die Missionare zum Teil von Bonaku nach Bonebela zurück. In der Tat fand denn auch am 26. September eine ziemlich heftige Beschießung statt, bei der aber die Häuser der Mission keinen Schaden nahmen. Am Sonntag, den 27. September, wurde Duala übergeben; da den 14000 eingeborenen Soldaten, welche die Engländer und Franzosen auf ihren Schiffen mit sich führten, nur 60 bewaffnete Deutsche gegenüberstanden, wäre weiterer Widerstand nutzlos gewesen. Der leitende Basler Missionar erhielt am Sonntag Morgen Weisung, auf der Kapelle in Bonebela die weiße Flagge zu hissen. Die Angehörigen der Mission aber kehrten in der Annahme, daß nun nichts mehr für sie zu befürchten sei, nach Bonaku zurück. Im Laufe des Nachmittags wurde in Bellstadt an einer Stange die englische und französische Fahne aufgezogen.
Am Montag, den 28. September früh erschien ein englischer Offizier in der Missionshandlung und forderte die ledigen Herren auf sich ins Regierungshospital zu begeben, wo ihre Namen aufgeschrieben werden sollten; sei das geschehen, so könnten sie wieder heimgehen. Dort angekommen, wurden sie aber für kriegsgefangen erklärt und durften nicht mehr in ihre Wohnung zurückkehren. Zwei Angehörige der Basler Mission brachten ihnen, was sie in der Eile an Kleidungsstücken für sie zusammenraffen konnten. Mit etwa 200 anderen Deutschen kamen sie dann auf den Dampfer "Elmina", der Duala alsbald verließ. In Lagos setzte die "Elmina" die verheirateten Deutschen, die sie mit sich führte, an Land; die ledigen aber fuhren weiter nach Kotonu in Dahomey. Sie sollen, wie man später vernahm, von da über 20 Tagereisen weit ins Innere gebracht worden sein. Jene beiden verheirateten Herren, die den so rasch Abgeführten noch das Nötigste ins Spital gebracht hatten, wurden bei dieser Gelegenheit ebenfalls als kriegsgefangen festgehalten. Den einen mußte man zwar tags darauf als Schweizer wieder frei geben; der andere aber durfte nicht mehr heimkehren. Wie er ging und stand, hielt man ihn fest; die Kleider, die er auf dem Leibe trug, und 50 Pfg. in der Tasche waren das einzige, was er bei sich hatte. Wohl am selben Tage gerieten auch die übrigen ordinierten Missionare, die sich damals in Duala und Bonaberi befanden, in Gefangenschaft. Die Frauen versammelten sich im Haus der Missionshandlung in Bellstadt und brachten dort ohne männlichen Schutz eine sorgenvolle Nacht zu; mußten sie doch befürchten, daß die Duala oder feindliche Soldaten plündernd ins Haus einbrechen würden. Am andern Morgen erschien ein englischer Offizier und forderte sie auf, sich gleichfalls ins Hospital zu begeben, da man sonst keine Garantie für ihren Schutz hernehmen könne. So ließen sie denn alles in großer Unordnung zurück und begaben sich, kaum mit dem Nötigsten versehen, zu ihren Männern. Die folgende Nacht verbrachten neun Missionsangehörige zusammengepfercht in einem Krankenzimmer, in dem in gewöhnlichen Zeiten nur ein Bett stand. Inzwischen nahm man auch die übrigen Deutschen, die Männer, Frauen und Kinder gefangen und am 30 September bewegte sich ein trauriger Zug von etwa 240 Personen unter militärischer Bewachung durch die Straßen von Duala Sie alle wurden auf dem kleinen Frachtdampfer "Bathurst" untergebracht.
Am 7. Oktober kam das Schiff in Lagos an. Wer sich selbst verköstigen konnte, erhielt Erlaubnis, an Land zu gehen. Als bekannt wurde, daß die Gefangenen nach England gebracht werden sollten, richteten die Missionare an den Generalgouverneur ein Gesuch, man möchte ihnen gestatten, an die Goldküste zu gehen, wo die Basler Mission seit über 70 Jahren Missionsarbeit treibt. Am 19. Oktober erhielten sie den Bescheid, daß hinsichtlich der ordinierten Missionare und der Missionsschwestern dieser Bitte entsprochen werde; die Kaufleute aber müßten mit nach England. So langten denn die ordinierten Missionare am 22. Oktober in Accra an und wurden auf verschiedene Stationen der Goldküste verteilt.
Die Missionskaufleute wurden mit den übrigen Deutschen, die sich noch in Lagos befanden, nach England gebracht. Unterwegs hatten die Frauen Kabinen, die Männer waren im Lagerraum untergebracht. Als man in ein kühleres Klima kam, wurden zwar einige Kleidungsstücke verteilt, aber in völlig ungenügender Menge. So langten die Männer in leichten Khakianzügen mit Tropenhelmen in England an. Unmittelbar nach der Ankunft wurden dort Männer und Frauen getrennt, jene führte man zunächst in ein Konzentrationslager, zwei Meilen von Southampton; von da kamen sie später nach Handforth bei Manchester. Wie man aus glaubhafter Quelle hört, sind sie dort in einem Fabrikgebäude gut untergebracht. Die Frauen, die es wünschten und genügend Geld hatten, erhielten Erlaubnis, in England zu bleiben.
Gleich am Anfang sind in der ersten Verwirrung die ungeschützten Missionshäuser in Bonaku und Bonnanio und wahrscheinlich auch das Doktorhaus in Bonadibong von den Duala und den eingeborenen Soldaten der Engländer und Franzosen geplündert worden. Später haben die Engländer plündernde Duala mit Prügeln bestraft. Auch die Basler Missionshandlung in Duala ist teilweise ausgeräumt worden und zwar von Weißen. Missionskaufmann Buhrer und Missionar Bärtschi, beides Schweizer, sind von den Engländern und Franzosen nach einiger Zeit angewiesen worden, das Land zu verlassen; sie sind inzwischen auf einem spanischen Dampfer in Barcelona eingetroffen und kürzlich in der Schweiz angekommen.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1914

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

© 2005 stahlgewitter.com