Die
Verteidigung von Kiautschou
Berlin,
24. Aug. (Priv.-Tel.)
Seit einigen Tagen ist unser deutsches Schutzgebiet Kiautschou von
jedem Verkehr mit uns abgeschnitten und wir konnten schon zu einer Zeit,
wo das Ultimatum noch nicht abgelaufen war, wir also noch im
Friedenszustande mit Japan lebten, nicht mehr mit den braven Verteidigern
der deutschen Ehre in Ostasien verkehren. Nun wird wohl auch da draußen
der eherne Ton der Waffen erklingen. Tsingtau ist in diesen Tagen zu einer
großen Aufgabe herangewachsen. Früher schon war es uns ein Zentrum aller
deutschen Kultur- und Handelsinteressen. Langsam, aber unaufhaltsam hat
der deutsche Geist sich dort in unübertrefflichen Leistungen geoffenbart.
Was lange Jahre Kultur- und Wirtschaftszentrum war, ist jetzt Mittelpunkt
unserer Ehre und Sammelpunkt all unserer Brüder im fernen Osten geworden.
Aus den deutschen Niederlassungen in China wie auch aus Japan ist eine große
Anzahl Waffenfähiger nach Tsingtau zusammengeeilt. Sie alle kennen aus
eigener Anschauung den Ort, den sie jetzt zu verteidigen haben; sie alle hängen
mit starken Banden und inniger Liebe an diesem neuen Deutschland. Jetzt
ist Tsingtau ein Mittelpunkt für das Deutschtum geworden in anderem
Sinne, als wir früher davon gesprochen haben: jetzt ist die Aufgabe ins
Riesengroße gewachsen und Angehörige aller deutschen Staaten sind es,
die sich ihr zu unterziehen haben. Es ist anzunehmen, daß die Frauen und
Kinder der deutschen Niederlassung in anderen Plätzen Chinas in
Sicherheit gebracht worden sind. Es ist auch begründete Hoffnung
vorhanden, daß die etwa achthundert in Japan zurückgebliebenen Deutschen
rechtzeitig allen Übergriffen japanischer Gastfreundlichkeit sich
entziehen konnten. Tsingtau ist nun bereit, die Japaner zu empfangen, und
wenn auch die Aussicht auf Erfolg geringer sein mag als auf unseren
Schlachtfeldern in Frankreich und Rußland - die Tapferkeit der Besatzung
wird der unserer heimischen Heere nicht nachstehen. Wir haben es schon
einmal gesagt: Tsingtau wird in Europa gerächt werden. Die deutschen
Truppen, die jetzt in Belgien auf die ersten englischen Kräfte gestoßen
sind, die werden sich bei jedem Schuß und bei jedem Angriff daran
erinnern, daß es die Engländer gewesen sind, die die asiatische Meute
auf uns losgelassen haben; das wird unsere Angriffswut verdoppeln und
unsere Waffen unwiderstehlich machen. Wir werden leider keinen Japaner vor
die Gewehre bekommen, um diesen hochmütig gewordenen Gelben einmal zeigen
zu können, was deutsche Feldarmeen sind, aber unsere Truppen muß der
dringende Wunsch beseelen, wenigstens den Engländern einen Begriff davon
zu geben, damit sie später durch Reuters Agentur ihren asiatischen
Freunden melden können, was deutsche Hiebe sind.
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