Der Weltkrieg am 19. Oktober 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Westfront Erster Weltkrieg: Amerikanischer MG-Posten an der Front nahe St. Souplet
Amerikanischer MG-Posten an der Front nahe St. Souplet
Aufnahme vom 19. Oktober 1918

 Der deutsche Heeresbericht:

Die neuen Linien östlich von Lille

Großes Hauptquartier, 19. Oktober.
Westlicher Kriegssauplatz:
Zwischen Brügge und der Lys wiesen wir mehrfache feindliche Angriffe ab. Nordöstlich von Kortryk warfen wir Teile des Gegners, die sich seit den letzten Kämpfen noch auf dem Ostufer der Lys hielten, über den Fluß zurück. Südwestlich von Kortryk wurden Übergangsversuche vereitelt. Östlich von Lille und Douai war der Feind gestern bis zur Linie Ascq-Templeuve-Flisnes-Marquette gefolgt.
Zwischen Le Cateau und der Oise dauerten die heftigen Angriffe des Gegners an. Südöstlich von Le Cateau drang er bis Bazuel, im Walde von Andigny bis an den Südrand von Wassigny vor. An der übrigen breiten Angriffsfront ist der Ansturm des Feindes vor und in unseren vordersten Linien gescheitert. Bazuel wurde im Sturm wieder genommen. Die bei und südlich von Aisonville kämpfenden Truppen schlugen auch gestern alle Angriffe des Feindes ab. In den Abendstunden und während der Nacht setzten wir hier unsere Linien vom Gegner ab. An der Oise sind bei und nördlich von Origny erneute Angriffe des Feindes gescheitert.
An der Aisne setzte der Feind seine Angriffe bei Olizy und Grandpré fort und dehnte sie über Vouziers nach Norden bis Voncq aus. Bei Vandy und bei Falaise faßte er auf dem östlichen Aisne-Ufer Fuß. Seine Versuche, unter starkem Feuerschutz auf den Höhen östlich der Aisne weiter vorzudringen, wurden durch Gegenstoß vereitelt. Zwischen Olizy und Grandpré sind erneute Angriffe französischer und amerikanischer Divisionen vor unseren Linien gescheitert. Beiderseits der Maas verlief der Tag bei Störungsfeuer und kleineren Infanteriegefechten.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Feindliche Angriffe bei Laon gescheitert

Berlin, 19. Oktober, abends. (Amtlich.) 
In Flandern und auf dem Schlachtfelde zwischen Le Cateau und der Oise ruhiger Tag. Nördlich von Laon sind feindliche Angriffe gescheitert. Nordöstlich von Vouziers haben sich Teile des Feindes auf dem östlichen Aisne-Ufer festgesetzt. Von der Maas nichts Neues.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 19. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
An zahlreichen Stellen der Gebirgsfronten sehr lebhafte Erkundungstätigkeit.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Vor unseren Linien an der westlichen Morawa haben die verbündeten Truppen die Fühlung mit dem Feinde wieder aufgenommen. Nördlich von Aleksinac wurden serbische Angriffe abgeschlagen. Weiter östlich brachten erfolgreiche Sturmtruppunternehmungen Gefangene ein.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Wilsons Antwort an Österreich-Ungarn - Anerkennung der Selbständigkeit der Tschechoslowaken und Südslawen

US-Präsident Woodrow Wilson
US-Präsident Woodrow Wilson

Washington, 19. Oktober. (Reuter-Meldung.) 
Folgendes ist der Text der Antwort der Vereinigten Staaten auf die österreichisch-ungarische Note vom 4. Oktober (an den schwedischen Minister des Äußeren gerichtet):

Staatsdepartement, am 18. Oktober 1918.

Mein Herr! Ich habe die Ehre, den Empfang Ihrer Note vom 7. d. M. zu bestätigen, worin Sie eine Mitteilung der k. und k. Regierung von Österreich-Ungarn an den Präsidenten übermittelten. Ich habe jetzt den Auftrag vom Präsidenten, Sie zu ersuchen, so freundlich zu sein, durch Ihre Regierung der k. und k. Regierung folgende Antwort zukommen zu lassen.
Der Präsident hält es für seine Pflicht, der österreichisch-ungarischen Regierung zu erklären, daß er sich des gegenwärtigen Vorschlags dieser Regierung wegen gewisser Ereignisse von größter Bedeutung, die seit Abgabe seiner Adresse vom 8. Januar sich ereigneten und notwendigerweise die Haltung und die Verantwortlichkeit der Regierung der Vereinigten Staaten änderten, nicht in Betracht ziehen kann. Unter den 14 Friedensbewegungen, die der Präsident damals formulierte, kam die folgende vor: Den Völkern Österreich-Ungarns, deren Platz unter den Nationen wir geschützt und gesichert zu sehen wünschen, sollte die freieste Gelegenheit zu autonomer Entwicklung gewährt werden. Seit dieser Satz geschrieben und vor dem Kongreß der Vereinigten Staaten ausgesprochen wurde, hat die Regierung der Vereinigten Staaten anerkannt, daß der Kriegszustand zwischen den Tschechoslowaken und dem deutschen und österreichisch-ungarischen Reiche besteht, und daß der tschechoslowakische Nationalrat eine de facto kriegführende Regierung ist, die mit der entsprechenden Autorität ausgestattet ist, die militärischen und politischen Angelegenheiten der Tschechoslowaken zu leiten. Sie hat auch in der weitgehendsten Weise die Gerechtigkeit der nationalen Aspirationen der Jugoslawen nach Freiheit anerkannt. Der Präsident verfügt deshalb nicht länger über die Freiheit, die bloße "Autonomie" dieser Völker als eine Grundlage für den Frieden anzuerkennen, sondern er ist gezwungen, darauf zu bestehen, daß sie und nicht er Richter darüber sein sollen, welche Aktion auf seiten der österreichisch-ungarischen Regierung als Mitglieder der Familie der Nationen befriedigen wird, um ihre Aspirationen und ihre Auffassung von ihren Rechten und ihrer Bestimmung als Mitglieder der Familie der Nationen zu befriedigen.

Empfangen Sie, mein Herr, die erneuerte Versicherung meiner höchsten Wertschätzung.

gez. Robert Lansing. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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