Der Weltkrieg am 12. Oktober 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Westfront 1. Weltkrieg: Amerikanische Verwundete werden nahe Nantillois mittels Kraftwagen abtransportiert
Amerikanische Verwundete werden nahe Nantillois mittels Kraftwagen abtransportiert
Aufnahme vom 12. Oktober 1918 

 Der deutsche Heeresbericht:

Räumung des Chemin-des-Dames - Englischer Durchbruch auf Valenciennes vereitelt

Großes Hauptquartier, 12. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Wir sind aus den Stellungen westlich von Douai in rückwärtige Linien zurückgegangen. Der Gegner ist langsam gefolgt und stand am Abend in der Linie Alt-Vendin - Harnes - Henin-Liétard und östlich der Bahn Beaumont - Brebières. Nordöstlich von Cambrai griff der Feind zwischen der Schelde und St. Vaast an. Angriffsziel der hier in schmaler Front angesetzten englischen Divisionen war der Durchbruch auf Valenciennes. Seine Absicht ist vereitelt. Es gelang dem Feinde nur, in Iwny und auf den Höhen östlich und südöstlich des Ortes Fuß zu fassen. Unsere durch Panzerwagen wirksam unterstützten Gegenstöße brachten hier den Ansturm des Feindes zum Stehen. An der übrigen Front wehrten wir den Feind vor unseren Linien ab und fügten seinen dichten Angriffswellen schwere Verluste zu.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Heftige Teilangriffe englischer, amerikanischer und französischer Divisionen beiderseits von Bohain wurden vor unseren Stellungen abgewiesen.
An der Oise Erkundungsgefechte.
Südlich von Laon haben wir den Chemin-des-Dames geräumt. In dem Aisne-Bogen zwischen Berry-au-Bac und südlich von Vouziers haben wir neue Stellungen bezogen. Die Bewegungen, die seit mehreren Tagen eingeleitet waren , blieben dem Feinde verborgen und sind ungestört und plangemäß verlaufen. Auch in der Champagne ist der Feind nur vorsichtig gefolgt. Der siegreiche Ausgang der großen Schlacht in der Champagne, die die Armee des Generals v. Einem mit verhältnismäßig schwachen Kräften gegen eine gewaltige Übermacht des französischen und amerikanischen Heeres in vierzehntägigem hartem Rangen gewonnen hat. und die beim Feinde in der Champagne infolge der ungewöhnlich hohen Verluste eingetretene Erschöpfung haben die reibungslose Durchführung dieser schwierigen Bewegungen ermöglicht.
Heeresgruppe Gallwitz:
Teilkämpfe beiderseits der Aire. Heftige Angriffe, die der Feind in den Kampfabschnitten der letzten Tage auf beiden Maasufern führte, sind unter schweren Verlusten für den Feind gescheitert. Cunel und der Ornes-Wald, die vorübergehend verloren gingen. wurden von sächsischen Bataillonen wiedergenommen. Die seit fünfzehn Tagen am Brennpunkte der Schlacht bei Romagne in schwerem Abwehrkampf stehende elsaß-lothringische 115. Infanterie-Division unter Generalmajor Kundt hat auch gestern die ihr anvertrauten Stellungen gegen alle Angriffe des Feindes gehalten.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Vergebliche feindliche Angriffe bei Le Cateau und an der Maas

Berlin, 12. Oktober, abends. (Amtlich.) 
Nördlich von Le Cateau und auf beiden Maas-Ufern sind heftige Angriffe des Feindes gescheitert.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienischer Angriff auf die Hochfläche der Sieben Gemeinden gescheitert

Wien, 12. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Hochfläche der Sieben Gemeinden war gestern der Schauplatz heftiger, für uns erfolgreicher Kämpfe. Nach kurzem Feuerschlag setzten um 4 Uhr früh zwischen Assachtal und Monte di Val Bella italienische Angriffe ein. Während die Vorstöße bei Asiago durch unser Abwehrfeuer zum Scheitern gebracht wurden. gelang es den Franzosen und Italienern, auf dem Monte Sisemol vorübergehend in unsere Gräben einzudringen, aber ungesäumt einsetzende Gegenstöße unserer Bataillonsreserven warfen den Feind sofort wieder hinaus. Auf dem Ostteil der Hochfläche brachen die Angriffe des Feindes in unserem Feuer, teils im Nahkampf oder Gegenstoß zusammen. Zahlreiche Tote und schwerverwundete Gegner liegen vor unseren Stellungen. Der Erfolg ist ebenso das Verdienst der Truppe wie der Führung. Das mustergültige Zusammenarbeiten zwischen Infanterie und Artillerie wurde wesentlich gefördert durch die Kriegstüchtigkeit der Telegraphenverbände. Unter den opfermutigen Kämpfern waren in ungebrochener Eintracht Söhne aller Gaue der Monarchie vertreten. Besondere Anerkennung wird den Südösterreichern (Deutsche, Slowenen, Italienern) des Infanterie-Regiments 117 und den österreichisch-ungarischen Honved-Regimentern 23 und 24 gezollt.
Balkan-Kriegsschauplatz:
In Albanien haben wir im Zusammenhang mit dem ungestörten Rückzug unserer Hauptkräfte die Nachhuten vom Skumbi abgezogen. Mistrowitza wurde vom Feinde besetzt. Zwischen Nisch und Leskovac dauerten die Kämpfe an.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei den österreichisch-ungarischen Streitkräften gestern keine besonderen Kampfhandlungen. Die Truppen des Feldmarschalleutnants Metzger haben an den letzten Abwehrkämpfen vor Verdun hervorragenden Anteil. Die ungarischen Infanterie-Regimenter 5 und 112 wetteiferten an Tapferkeit mit den Feldjäger-Bataillonen 12 (Judenburg), 25 (Brünn), 31 (Zagreb).

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Die deutsche Antwort auf die Fragen Wilsons - Annahme der Räumungsvorschläge


Dr. Solf

Berlin, 12. Oktober. (Amtlich.)
In Beantwortung der Fragen des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika erklärt die deutsche Regierung:

Die Deutsche Regierung hat die Sätze angenommen, die Präsident Wilson in seiner Ansprache vom 8. Januar und in seinen späteren Ansprachen als Grundlage eines dauernden Rechtsfriedens niedergelegt hat. Der Zweck der einzuleitenden Besprechungen wäre also lediglich der, sich über praktische Einzelheiten ihrer Anwendung zu verständigen.
Die Deutsche Regierung nimmt an, daß auch die Regierungen der mit den Vereinigten Staaten verbundenen Mächte sich auf den Boden der Kundgebungen des Präsidenten Wilson stellen.
Die Deutsche Regierung erklärt sich im Einvernehmen mit der österreichisch-ungarischen Regierung bereit, zur Herbeiführung eines Waffenstillstandes den Räumungsvorschlägen des Präsidenten zu entsprechen. Sie stellt dem Präsidenten anheim, den Zusammentritt einer gemischten Kommission zu veranlassen, der es obliegen würde, die zur Räumung erforderlichen Vereinbarungen zu treffen.
Die jetzige Deutsche Regierung, die die Verantwortung für den Friedensschritt trägt, ist gebildet durch Verhandlungen und in Übereinstimmung mit der großen Mehrheit des Reichstages. In jeder seiner Handlungen gestützt auf den Willen dieser Mehrheit spricht der Reichskanzler im Namen der deutschen Regierung und des deutschen Volkes.

gez. Solf, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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