Der Weltkrieg am 15. September 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der Widerstand der Brandenburger und Gardetruppen bei Vauxaillon


General v. Carlowitz

Großes Hauptquartier, 15. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Beiderseits des La Bassée-Kanals wurden Teilangriffe des Feindes abgewiesen. Bei Havrincourt griff der Engländer von neuem an. Sein erster Ansturm drückte uns vom Ostrande von Havrincourt zurück. Tagsüber mehrfach wiederholte Angriffe brachen zusammen. Stärkstes zusammengefaßtes Feuer unserer Artillerie bereitete den Gegenangriff vor, der uns am Abend wieder in vollen Besitz der vor dem Kampf gehaltenen Linien brachte. Der Feind erlitt hier schwere Verluste und ließ etwa 100 Gefangene in unserer Hand.
Heeresgruppe Böhn:
Mäßige Artillerietätigkeit. Vorstöße des Feindes am Omignonbach wurden abgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Die Armee des Generals v. Carlowitz stand zwischen Ailette und Aisne wieder in schwerem Kampf. Nach mehrstündiger Feuervorbereitung griff der Franzose seit frühem Morgen mit starken Kräften an. Beiderseits der Ailette wurde er von hannoverschen und Braunschweiger Truppen abgewiesen. Brandenburger und Garderegimenter haben nach neun schweren Kampftagen, an denen der Gegner fast täglich versuchte, sich in den Besitz der Höhen östlich von Vauxaillon zu setzen, auch gestern wiederum vier durch stärkstes Artillerie- und Minenwerferfeuer vorbereitete Angriffe in hartem Nahkampf, teilweise im Gegenstoß zum Scheitern gebracht. Das Infanterieregiment Nr. 20 unter Führung des Majors Milisch zeichnete sich hierbei besonders aus. Über die Höhe östlich von Laffaux stieß der Feind in den Grund von Allemant vor. Unser Gegenangriff brachte ihn hier zum Stehen. Zwischen Sancy und Vailly brachen die mehrfach, teilweise mit Panzerwagen vorgetragenen feindlichen Angriffe vor unseren Linien zusammen.
Erkunder durchschwammen östlich von Vailly den Aisne-Kanal und brachten vom Südufer Gefangene zurück. Südlich der Aisne griff der Franzose in der Hauptsache mit Senegalnegern zwischen Revillon und Romain an. Trotz schwerer Verluste, die der Feind bei vergeblichen Angriffen am Vormittage erlitt, stieß er am Nachmittage nach starker Feuervorbereitung von neuem vor. Wir schlugen den Feind zurück und machten mehr als 100 Gefangene.
Heeresgruppe Gallwitz:
Beiderseits der Straße Verdun - Etain scheiterten Vorstöße des Feindes. Zwischen der Côte Lorraine und der Mosel Vorfeldkämpfe vor unseren Linien. Der Feind, der teilweise mit Panzerwagen gegen sie in Teilangriffen vorstieß, wurde abgewiesen. Die Artillerietätigkeit blieb auf Störungsfeuer beschränkt, das in Verbindung mit den Infanteriegefechten zeitweilig auflebte.
Wir schossen gestern 9 feindliche Ballone und 46 Flugzeuge ab.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

Ein zerstörtes Wohnhaus nach dem Luftangriff auf Stuttgart vom 15. September 1918
Ein zerstörtes Wohnhaus nach dem Luftangriff auf Stuttgart vom 15. September 1918

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 15. September.
Amtlich wird verlautbart:
Auf dem italienischen Kriegsschauplatz sehr rege Artillerie-, Erkundungs- und Fliegertätigkeit.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 15. September.
Mazedonische Front:
Westlich des Ochridasees Patrouillenunternehmungen. An der Pelister und an der Cerwena Stena heftige Feuerüberfälle auf feindlicher Seite. Nördlich von Bitolia versuchten französische Kompagnien nach anhaltender Artillerievorbereitung sich unseren vorgeschobenen Gräben zu nähern , wurden aber durch Feuer vertrieben. Im Cernabogen während des ganzen Tages heftiges Artilleriefeuer auf beiden Seiten. Im Abschnitt Gradesnitza bis zur Höhe Bahovo. Feindliche Patrouillen griffen an mehreren Punkten unsere Stellungen südlich von Gradesnitza an, wurden aber mit beträchtlichen Verlusten zurückgewiesen. Eine Anzahl französischer Gefangener blieb in unseren Händen. Weiter östlich griffen nach besonders heftiger Artillerievorbereitung französische und serbische Divisionen heute früh unsere Stellungen bei Sokol, Dobropolje und Vetrenik an. Nach hartnäckigem Ringen gelang es ihnen, diese Punkte zu besetzen, wobei sie schwere Verluste erlitten. Um unseren Truppen unnötige Opfer zu ersparen, nahmen wir unsere Einheiten in
diesem Abschnitt in neue Stellungen weiter nördlich zurück. Nördlich von Huma hielt das Artilleriefeuer auf beiden Seiten an.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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