Der Weltkrieg am 30. Mai 1918

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FRANZÖSISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg: Aus dem eroberten Soissons
Aus dem eroberten Soissons

 Der deutsche Heeresbericht:

Soissons von den Brandenburgern genommen

Die neue französische Front zusammengebrochen - Die Nordwestforts von Reims gefallen - 35000 Gefangene


Leutnant Röth

Großes Hauptquartier, 30. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
An den Kampffronten zwischen Yser und Oise nahm die Gefechtstätigkeit vielfach zu. Örtliche Infanteriegefechte. 
Der Angriff der Kampfarmeen des Deutschen Kronprinzen schreitet siegreich vorwärts. Nördlich der Aisne wurde in hartem Kampf bei Crecy-au-Mont, Juvigny und Duffies Gelände gewonnen. Brandenburgische Truppen haben Soissons genommen. Südlich der Vesle brach die in der Bildung begriffene neue Front der Franzosen in den unaufhaltsamen Angriffen unserer Divisionen zusammen. Wir warfen den Feind nach hartnäckigem Widerstand bis über die Linie Villemontoire - Fere-en-Tardenois - Toulonges - Brouillet - Brancourt zurück. 
Die Forts der Nordwestfront von Reims sind gefallen. Der Nordteil von La Neuvillette und Betheny wurde genommen. 
Die Gefangenenzahl ist auf über 35000 gestiegen. Die Beute an Artillerie und Kriegsmaterial ist gewaltig. Geschütze allerart bis zu Eisenbahngeschützen schwersten Kalibers wurden erobert. Das stürmische Vordringen unserer Angriffstruppen verwehrte dem Feinde die im eroberten Gebiete aufgestapelten reichen Kriegsvorräte zurückzuführen. Große Bestände fielen in Soissons, Braisne und Fismes in unsere Hand. Ausgedehnte Munitionslager, Eisenbahnzüge, Lazarettanlagen mit zahlreichen Sanitätsausrüstungen kamen in unseren Besitz, Flughäfen mit startbereiten Maschinen und Flugzeugmaterial wurden erbeutet. 
Bei den Heeresgruppen Gallwitz und Herzog Albrecht lebte die Gefechtstätigkeit nur zeitweilig auf. 
Unsere Flieger schossen in den letzten drei Tagen 38 feindliche Flugzeuge ab. Oberleutnant Berthold errang seinen 29. Luftsieg, Leutnant Röth brachte in einem Flug von Dixmuiden bis südlich von Ypern 5 feindliche Fesselballone brennend zum Absturz.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

Der 1. Weltkrieg: Ein im Straßenkampf in Soissons gefallener Franzose
Ein im Straßenkampf in Soissons gefallener Franzose

 

Auf dem Vormarsch zur Marne

Berlin, 30. Mai, abends. (Amtlich.)
Südlich von Fère-en-Tardenois nähern wir uns kämpfend der Marne.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fortdauer der Kämpfe im Tonalegebiet

Wien, 30. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Die Kämpfe im Tonalegebiet dauern an. Auch im Adamellogebiet steigerte sich das feindliche Artilleriefeuer. Mehrere feindliche Angriffe auf unsere Stellungen südlich des Prosenagletschers wurden abgeschlagen. Ein feindlicher Erkundungsversuch über die Piave nördlich St. Dona mißlang.

 Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 30. Mai. 
Mazedonische Front: 
Westlich vom Ochridasee erfolgreiche Patrouillengefechte. Östlich der Cerna, bei Tarnova, südlich vom Dobropolje und in der Gegend von Moglena nahm die beiderseitige Feuertätigkeit zu. Die heftige Tätigkeit der feindlichen Artillerie, die seit 9 Tagen an der Front der Griechen südlich von Huma, nördlich von Liumnitza und bei Utschak-Mahle begonnen wurde, wurde heute früh mit bemerkenswerter Heftigkeit wieder aufgenommen. Unsere Artillerie erwiderte lebhaft und beschoß mit Erfolg Ansammlungen von Infanterieeinheiten, die in den griechischen Gräben beobachtet wurden. Beim Dorfe Matschukowo östlich vom Wardar beiderseits heftige Artillerietätigkeit. Nach zweitägiger Artillerievorbereitung versuchte englische Infanterie, sich unserer Stellungen südlich von Dojran zu bemächtigen, wurde aber durch einen Gegenangriff, bei dem es zum Kampfe Mann gegen Mann kam, vollständig zurückgeschlagen. 
Feindliche Flieger warfen Bomben auf eines unserer Militärhospitäler in Odrin.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 30. Mai. 
Palästinafront: Nach starker Artillerievorbereitung griffen gestern abend mehrere englische Bataillone unsere Vorpostenlinien zwischen der Küste und westlich der Eisenbahn Jaffetal-Kerm an. Ihre wiederholten Anstürme brachen blutig vor unseren Stellungen zusammen. Von einzelnen vorübergehend in seinen Besitz gelangten Höhen im Vorgelände wurde der Feind durch raschen Gegenstoß vertrieben. Unsere Vorpostenlinien blieben fest in unserer Hand. Unsere schweren Geschütze beschossen feindliche Lager und Marschkolonnen westlich des Jordans. Auf dem Ostjordanufer wiesen wir feindliche Aufklärungsabteilungen ab. Am 27. Mai gegen Maan gerichtete Angriffe der Rebellen sind wiederum sämtlich abgeschlagen. Rebellenlager im Wadi Nesa wurden erneut und wirksam von unseren Fliegern angegriffen.

 

Der französische Heeresbericht:

30. Mai.
Die Schlacht dauerte während des 30. Mai mit gleicher Heftigkeit auf der ganzen Ausdehnung der Front an. Unsere Truppen, die an die Westausgänge von Soissons festgeklammert waren, verhinderten auf dieser Seite jedes Vorrücken des Feindes. Im Süden halten wir das linke Crise-Ufer fest besetzt. Im Zentrum nahm die Stärke des Kampfes nicht ab. Die Deutschen bemächtigten sich der Orte Fere-en-Tardenois und Vezilly.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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