Der Weltkrieg am 7. Mai 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die englische Niederlage am Jordan

Großes Hauptquartier. 7. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
An den Kampffronten war die Artillerietätigkeit in den Morgenstunden lebhaft. Tagsüber blieb sie meist gering. Auf dem Nordufer der Lys scheiterten Vorstöße englischer Kompagnien. Zwischen Ancre und Somme setzte der Feind Australier zu nächtlichem Angriff an. Beiderseits der Straße Corbie-Bray konnten sie unsere vordere Linie erreichen; im übrigen brach ihr zweimaliger Ansturm schon vor unseren Posten verlustreich zusammen. Der Artilleriekampf hielt hier bis Tagesanbruch in großer Stärke an. Südlich von Brimont stießen Sturmabteilungen über den Aisne-Kanal in die feindlichen Stellungen bei Courcy vor und brachten Gefangene zurück. An der übrigen Front vereinzelte Vorfeldkämpfe. 
Osten: 
In den Hafenanlagen von Mariupol wurden wir durch russische Schiffe beschossen.
Mazedonische Front: 
Starke englische Abteilungen griffen gestern abend bulgarische Stellungen südlich vom Dojransee an. Sie wurden abgewiesen.
Asiatischer Kriegsschauplatz: 
Der Vorstoß englischer Brigaden von Jericho aus über den Jordan nach Osten und Nordosten ist zum Scheitern gebracht worden. Nach erbitterten fünftägigen Kämpfen wurde der Feind in seine Ausgangsstellungen zurückgeworfen. Teile deutscher Truppen haben sich hierbei an Seite ihrer türkischen Kameraden hervorgetan. Die den Engländern abgenommene Beute ist erheblich.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)


Unterzeichnung des Friedensvertrages von Bukarest durch den rumänischen Ministerpräsidenten
Unterzeichnung des Friedensvertrages von Bukarest durch den rumänischen Ministerpräsidenten Marghiloman

Der "Friede von Bukarest" unterzeichnet

Bukarest, 7. Mai. (Amtlich.)
Der Friedensvertrag mit Rumänien ist heute um 11 Uhr vormittags von den Bevollmächtigten der vier verbündeten Mächte unterzeichnet worden. Die feierliche Schlußsitzung, in der die Unterzeichnung erfolgte, fand unter dem Vorsitz des Staatssekretärs v. Kühlmann im Schlosse Cotroceni, und zwar in demselben Raume statt, in dem seinerzeit der Eintritt Rumäniens in den Weltkrieg beschlossen wurde. Der Friede wird den Namen "Friede von Bukarest" führen. Der Wortlaut des Vertrages wird alsbald veröffentlicht werden.

 

Depeschenwechsel zwischen Kaiser und Kanzler

Berlin, 7. Mai. (Amtlich.)
Der Reichskanzler hat Seiner Majestät dem Kaiser den Abschluß des Friedens von Bukarest durch folgendes Telegramm gemeldet:
"Euer Kaiserlichen Majestät melde ich alleruntertänigst, daß heute der Friede mit Rumänien in Bukarest abgeschlossen worden ist. Damit ist auf der gesamten Ostfront der Kriegszustand beendet.
Unter der festen und segensreichen Leitung Eurer Majestät hat die hingebungsvolle Opferbereitschaft des ganzen deutschen Volkes, besonders seiner von ruhmreichen Führern befehligten Wehrmacht, einen Erfolg errungen, dessen weltgeschichtliche Große erst spätere Generationen in seinem vollen Umfang würdigen werden. Euer Majestät bitte ich aus diesem Anlaß, meine ehrerbietigsten Gluckwunsche huldvollst entgegennehmen zu wollen. Sie sind getragen von tiefer Dankbarkeit für das, was mit Gottes Hilfe vollbracht worden ist, und von unerschütterlicher Zuversicht darauf, daß auch auf den übrigen Kampfplätzen der Krieg mit dem Siege unserer gerechten Sache endigen wird. Alleruntertänigst gez. Graf v. Hertling."
Seine Majestät der Kaiser hat dem Reichskanzler darauf mit folgendem Telegramm erwidert:
"Der durch den Frieden mit Rumänien vollendete Abschluß des Krieges im Osten erfüllt
auch mich mit stolzer Freude und Dankbarkeit. In nie versagender Vaterlandsliebe erkämpft sich das deutsche Volk dank Gottes gnädigem Beistande unter glänzender militärischer Führung und mit Hilfe einer kraftvollen Staatskunst Schritt für Schritt den Weg zu einer glücklichen Zukunft. Meinen Dank auch Ihnen und Ihren Mitarbeitern aus diesem Anlaß zu übermitteln, ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis. Gott wird uns helfen, den Kampf, zu dessen Weiterführung uns die friedensfeindliche Haltung der noch gegen uns die Waffen führenden Mächte zwingt, auch weiterhin zu bestehen und zum Wohle Deutschlands und seiner Verbündeten siegreich abzuschließen. gez. Wilhelm I. R."

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 7. Mai. 
Mazedonische Front: 
In der Umgebung des Dobropolje war das beiderseitige Artilleriefeuer heftiger. In der Moglenagegend nördlich des Ortes Bahovo wurden zwei starke serbische Patrouillen vertrieben. Nach zweitägiger Artillerievorbereitung griffen englische Kompagnien unsere Stellungen südlich Dojran an, wurden jedoch durch Feuer und teilweise im Handgemenge abgewiesen, wobei sie große Verluste erlitten und mehrere Gefangene in unserer Hand ließen. Auf der gesamten Front lebhafte beiderseitige Fliegertätigkeit. Östlich der Cerna schoß ein deutscher Flieger ein feindliches Flugzeug ab, das brennend hinter unseren Stellungen abstürzte. 
Dobrudschafront: 
Heute wurde der Friedensvertrag mit Rumänien im Schlosse zu Cotroceni bei Bukarest unterzeichnet.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 7. Mai. 
Palästinafront: 
Der Feind ist auf das westliche Jordanufer zurückgeworfen worden. Schwache Teile halten sich noch im Brückenkopfe beiderseits der Straße Jericho-Tell-Nimrin. Nach Aussagen von Gefangenen betrugen die feindlichen Verluste bis 50 Prozent, bei der Artillerie sogar bis 80 Prozent. Unsere Patrouillen drangen bis an den Jordan vor. Südlich der genannten Straße stieß eines unserer Kavallerieregimenter in unaufhaltsamer Verfolgung über den Jordan hinweg und dem Feinde bis in die Gegend von Nebi Musa nach. Der Feind verlor viel Infanterie- und Artilleriemunition, Pferde, Ausrüstung und anderes Kriegsmaterial. Auf dem westlichen Jordanufer lebhafte Artillerietätigkeit. 
Auf den übrigen Kriegsschauplätzen nichts von Bedeutung.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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