Der Weltkrieg am 23. März 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT  - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

BRITISCHER HEERESBERICHT

Englische 10 cm Haubitze im durch deutsche Truppen gestürmten Roisel
Englische 10 cm Haubitze im durch deutsche Truppen gestürmten Roisel

 Der deutsche Heeresbericht:

Vor der dritten Stellung der Engländer

Bisher 25000 Gefangene, 400 Geschütze, 300 Maschinengewehre erbeutet - Der Bogen südwestlich Cambrai von den Engländern geräumt - Zwischen Omignon und Somme die dritte französische Stellung genommen

Großes Hauptquartier, 23. März. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Unter Führung Seiner Majestät des Kaisers und Königs ist die Angriffsschlacht gegen die englische Front bei Arras, Cambrai und St. Quentin seit zwei Tagen im Gange. Auch gestern wurden gute Fortschritte gemacht. 
Divisionen der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht erstürmten die Höhen nördlich und nordwestlich von Croisilles. Zwischen Fontaine les Croisilles und Moeuvres drangen sie in die zweite feindliche Stellung ein und nahmen die in ihr gelegenen Dörfer Vaulx-Vraucourt und Morchies. Starke englische Gegenangriffe scheiterten. Zwischen Gonnelieu und dem Omignonbach wurden die ersten beiden Stellungen des Feindes durchstoßen. Die Höhen westlich von Gouzeaucourt, Heudicourt und Villers-Faucon wurden genommen, im Tale des Colognebaches Roisel und Marquaixe erstürmt. Erbittert war der Kampf um die Höhen von Epehy. Von Norden und Süden umfaßt mußte der Feind sie unseren Truppen überlassen. Zwischen Epehy und Roisel versuchte der Engländer vergeblich in starken Gegenangriffen unsere siegreich vordringenden Truppen zum Halten zu bringen. Sie warfen ihn überall unter den schwersten Verlusten zurück. Die Höhen nördlich von Vermand wurden erstürmt. Wir stehen vor der dritten feindlichen Stellung. 
Unter der Einwirkung dieser Erfolge räumte der Feind seine Stellungen im Bogen südwestlich von Cambrai. Wir sind ihm über Demicourt, Flesquieres und Ribecourt gefolgt. Zwischen Omignonbach und der Somme haben sich Korps der Heeresgruppe deutscher Kronprinz nach Eroberung der ersten feindlichen Stellungen den Weg durch den Holnonwald und über die Höhen von Savy und Roupy erkämpft und dringen in die dritte feindliche Stellung ein. Südlich der Somme durchbrachen Divisionen die feindlichen Linien und warfen den Feind in unaufhaltsamem Vordringen über den Crozat-Kanal nach Westen zurück. Jägerbataillone erzwangen den Übergang über die Oise westlich von La Fère. Im Verein mit den ihnen nachfolgenden Divisionen stürmten sie die mit den ständigen Werken von La Fère gekrönten Höhen nordwestlich der Stadt. 
An Beute haben bisher gemeldet: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 15000 Gefangene, 250 Geschütze; Heeresgruppe deutscher Kronprinz: 10000 Gefangene, 150 Geschütze, 300 Maschinengewehre. 
An der übrigen Westfront dauerten die Artilleriekämpfe zwischen Lys und La Bassée-Kanal, beiderseits von Reims, vor Verdun und in Lothringen fort. 
Osten: 
Infolge der durch Neubildung des rumänischen Ministeriums hervorgerufenen Verzögerung der Verhandlungen wurde die Waffenruhe mit Rumänien um 3 Tage verlängert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Das Parisgeschütz

Beschießung von Paris durch weittragendes Geschütz - Aus 120 Kilometer Entfernung

Paris, 23. März: 
Havas meldet amtlich:
Seit 8 Uhr morgens beschoß der Feind Paris viertelstündlich aus einem weittragenden Geschütz. 240 Milimeter-Granaten trafen die Hauptstadt und ihr Weichbild. Etwa 10 Personen wurden getötet und 15 verwundet. Maßnahmen zur Bekämpfung sind im Gange. 
Nach den letzten Meldungen hat das weittragende Geschütz, das Paris beschossen hat, aus einer Entfernung von 120 Kilometern gefeuert. Es war etwa 12 Kilometer von der französischen Front aufgestellt.
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Der erste Teil der großen Schlacht gewonnen

Berlin, 23. März, abends. (Amtlich.)
Der erste Teil der großen Schlacht in Frankreich ist beendet. Wir haben die Schlacht bei Monchy - Cambrai - St. Quentin - La Fère gewonnen. Ein erheblicher Teil des englischen Heeres ist geschlagen. Wir kämpfen etwa in der Linie nordöstlich  Bapaume - Péronne - Ham.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 23. März.
Amtlich wird verlautbart:
Im Westen wurde ein großer Erfolg errungen.
An den übrigen Fronten nichts Neues.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Annahme der Friedensverträge mit Rußland und Finnland im Reichstag

Berlin, 23. März.
Der Reichstag hat heute die Friedensverträge mit Rußland und Finnland nebst den Zusatzverträgen gegen die Stimmen der beiden sozialdemokratischen Gruppen angenommen.
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Anerkennung Litauens als selbständiger Staat

Berlin, 23. März.
Eine Abordnung des litauischen Landesrats ist heute beim Herrn Reichskanzler erschienen, um namens des litauischen Volkes die Anerkennung der Selbständigkeit des litauischen Staates von der deutschen Regierung zu erbitten.
Der Abordnung ist vom Herrn Reichskanzler eine Antwort erteilt worden, in der es heißt: Litauen wird hiermit auf der Grundlage der genannten Erklärung des litauischen Landesrats vom 11. Dezember 1917 namens des Deutschen Reichs als ein freier und unabhängiger Staat anerkannt. Das Deutsche Reich ist bereit, dem litauischen Staat den erbetenen Schutz und Beistand bei seiner Wiederaufrichtung zu gewähren und wird im Benehmen mit Vertretern der Bevölkerung Litauens die dazu erforderlichen Maßnahmen treffen. Auch wird wegen der Festlegung des Bundesverhältnisses zum Deutschen Reich und der für seine Gestaltung vorgesehenen und erforderlichen Konventionen das Weitere veranlaßt werden.
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Englische Schlappe in Mesopotamien

Berlin, 23. März.
An demselben Tage, an dem die Engländer zwischen der Scarpe und Oise eine schwere Niederlage erlitten, muß der englische Orientbericht den Verlust der unter unsäglichen Mühen erreichten wichtigen Stadt Hit melden, die von den Türken wiedergenommen wurde, wobei eine Menge Munition und zahlreiche Boote in die Hand der Sieger fielen. Hit ist, wie die Engländer selbst seinerzeit hervorhoben, als Karawanen - Knotenpunkt für die Verbindung zwischen Syrien und Mesopotamien von außerordentlicher Wichtigkeit.
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Der britische Heeresbericht:

23. März 1918.
Die Schlacht dauert mit der größten Intensität auf der Front westlich der Scarpe bis südlich und östlich von St. Quentin fort. Unsere Truppen haben sich in ihren neuen Stellungen eingerichtet, wo sie heftig vom Feinde angegriffen werden. Diese Nacht wurden gewaltige Angriffe gegen Jussy zurückgeschlagen mit starken Verlusten für den Angreifer. Aus dem Nordteile der Schlachtfront sind die Deutschen mit äußerster Kraft und ohne Rücksicht auf ihre Verluste zum Angriff übergegangen. Wir behaupteten unsere Stellungen auf dem größten Teil der Front.

 

Der 1. Weltkrieg im März 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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