Der Weltkrieg am 10. Januar 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Luftbeute im Dezember

Großes Hauptquartier, 10. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Südöstlich von Ypern am Nachmittage lebhafter Artilleriekampf. Westlich von Zandvoorde scheiterte ein starker nächtlicher Erkundungsvorstoß der Engländer.
An der übrigen Front blieb die Gefechtstätigkeit gering.
Im Dezember beträgt der Verlust der feindlichen Luftstreitkräfte an den deutschen Fronten 9 Fesselballone und 119 Flugzeuge, von denen 47 hinter unseren Linien, die übrigen jenseits der gegnerischen Stellungen erkennbar abgestürzt sind. 
Wir haben im Kampf 82 Flugzeuge und 2 Fesselballone verloren.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues. 
Mazedonische und italienische Front: 
Die Lage ist unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
   Ludendorff.
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Rußland verzichtet auf die Verlegung der Konferenz

Brest-Litowsk, 10. Januar. 
In der heute vormittag abgehaltenen Sitzung erklärte sich die russische Delegation bereit, die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk fortzusetzen. Ferner stellte sie fest, daß die vom Wolff-Bureau veröffentlichte Darstellung über den Verlauf der Sitzung vom 26. Dezember dem tatsächlichen Hergang entspricht. Die von der Russischen Telegraphenagentur verbreitete Nachricht über den Verlauf dieser Sitzung wurde russischerseits als unrichtig bezeichnet.
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Selbständige Teilnahme der Ukrainer an Friedenskonferenz - Trotzki über den Verzicht auf Stockholm

Trotzki 
Trotzki 

Brest-Litowsk, 10. Januar. 
Die gestern unterbrochene Plenarsitzung wurde vormittags 11 Uhr unter dem Vorsitz des Staatssekretärs v. Kühlmann fortgesetzt. Erster Redner war der ukrainische Staatssekretär für Handel und Industrie Holubowytsch. Er überreichte namens des Generalsekretariats der Regierung der ukrainischen Volksrepublik eine Note, welche die selbständige Stellung der Ukrainer bei den jetzigen Friedensverhandlungen betont und das ukrainische Friedensprogramm entwickelt. Der Vorsitzende, Staatssekretär v. Kühlmann schlug darauf vor, daß die ukrainische Note als wichtiges historisches Dokument den Akten des Kongresses einverleibt werde und begrüßte die ukrainischen Vertreter. Die Vertreter der verbündeten Mächte behielten sich ihre Stellungnahme zu den Einzelheiten der Ausführungen der ukrainischen Delegierten vor.
Herr Trotzki gab hierauf folgende Erklärung ab: "In Kenntnis der durch die ukrainische Delegation veröffentlichten Note des Generalsekretariats der ukrainischen Volksrepublik erklärt die russische Delegation ihrerseits, daß sie im vollen Einvernehmen mit der grundsätzlichen Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes jeder Nation bis zur vollen Lostrennung kein Hindernis für die Teilnahme der ukrainischen Delegation an den Friedensverhandlungen findet.
Über die Bedeutung dieser Erklärung entspann sich eine längere Diskussion, die schließlich in die Frage zusammengefaßt wurde, ob die ukrainische Delegation eine Unterabteilung der russischen Delegation darstelle, oder ob sie in diplomatischer Beziehung als Vertretung eines selbständigen Staates zu behandeln sei. Diese Frage wurde von Herrn Trotzki dahin beantwortet, daß er sie als erledigt betrachte, da die ukrainische Delegation als eine selbständige Vertretung hier aufgetreten, da diese Vertretung von seiner Delegation anerkannt wurde, und da von keiner Seite ein anderer Vorschlag gemacht worden sei.
Herr Trotzki erklärte dann weiter: "Fürs erste bestätigen wir, daß wir im vollen Einvernehmen mit dem vorher gefaßten Beschluß die Friedensverhandlungen weiterführen wollen, ganz abgesehen davon, ob sich die Mächte der Entente anschließen oder nicht. Wir nehmen die Erklärung der Delegationen des Vierbundes zur Kenntnis, daß die Grundlagen des all-gemeinen Friedens, die in ihrer Deklaration vom 25. Dezember formuliert waren, jetzt hinfällig werden, da die Länder der Entente während der zehntägigen Frist sich den Friedensverhandlungen nicht angeschlossen haben. Wir unserseits halten an den von uns proklamierten Grundsätzen des demokratischen Friedens fest." Trotzki erwähnte dann jenen Teil der Rede des Grafen Hertling, in der dieser außer auf das gute Recht und das loyale Gewissen auch aus die Machtstellung Deutschlands hingewiesen habe. Die russische Delegation habe weder die Möglichkeit noch die Absicht zu bestreiten, daß ihr Land durch die Politik der bis vor kurzem herrschenden Klassen geschwächt sei; aber die Weltstellung eines Landes werde nicht nur durch den augenblicklichen Stand eines technischen Apparates bestimmt, sondern auch durch die ihm innewohnenden Möglichkeiten. Aber die russische Regierung habe an die Spitze ihres Programms das Wort "Friede" geschrieben, und die hohen Sympathien, welche das russische Volk den Völkern der Verbündeten entgegenbringe, bestärken es in dem Wunsche, den schleunigsten Frieden, der aus der Verständigung der Völker begründet sein werde, zu erreichen. Um den Mächten des Vierbundes den Vorwand eines Abbruches der Friedensverhandlungen aus technischen Gründen zu entziehen, nehme die russische Delegation die Forderung an, in Brest-Litowsk zu bleiben. Sie bleibe in Brest-Litowsk, um keine Möglichkeit in dem Kampfe um den Frieden unausgenutzt zu lassen.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 10. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Westlich Asiago wurde ein feindlicher Angriff abgewiesen.

Der Chef des Generalstabes.

  

 

Annullierung der russischen Staatsschuld

Petersburg, 10. Januar. (Meldung der Petersburger Telegraphenagentur.) 
Ein Erlaß des Rates der Volkskommissare ordnet die Einstellung der Bezahlung von Coupons und Dividenden an. Die Bezahlung von Coupons ist bis zum Erlaß einer neuen Verfügung verboten. Der Handel mit Aktien und Obligationen ist bei Strafe der Einziehung der Immobilien verboten.
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Der 1. Weltkrieg im Januar 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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