Der Weltkrieg am 9. Januar 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Starke französische Angriffe bei Flirey gescheitert

Großes Hauptquartier, 9. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Unter starkem Feuerschutz stießen englische Erkundungsabteilungen gegen den Südrand des Houthoulster Waldes vor, einige Kompagnien griffen an der Bahn Boesinghe-Staden an. An keiner Stelle konnte der Feind unsere Linien erreichen; in unserem Feuer hatte er schwere Verluste. 
Beiderseits von Lens lebhafte Artillerietätigkeit. 
Östlich von Bullecourt fanden mehrfach Handgranatenkämpfe um kleinere Grabenstücke statt.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Westlich von Flirey brachen die Franzosen am Nachmittage nach heftiger Feuerwirkung in 4 Kilometer Breite zu starken Angriffen vor. An einzelnen Stellen drang der Feind in unsere Postenlinie ein; Versuche, über sie hinaus Boden zu gewinnen, scheiterten. Unsere Gegenstöße warfen den Feind im Laufe der Nacht überall wieder in seine Ausgangsstellungen zurück.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues. 
Mazedonische und italienische Front: 
Die Lage ist unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
   Ludendorff.
1)

 

Die Sonderfriedensverhandlungen mit Russland


v. Kühlmann

Graf Czernin

Brest-Litowsk, 9. Januar. 
Heute vormittag um 11 Uhr fand eine Vollsitzung statt, an der sämtliche Delegationen und die ukrainischen Vertreter teilnahmen. Der Großwesir Talaat Pascha eröffnete die Sitzung und übergab den Vorsitz an den Staatssekretär v. Kühlmann. Dieser warf einen Rückblick auf die Vorgeschichte und den bisherigen Gang der Verhandlungen und schloß:
Soweit sich aus den vor der Arbeitspause geführten Verhandlungen ein Urteil bilden läßt, halte ich die Schwierigkeiten materieller Natur nicht für groß genug, um ein Scheitern des Friedenswerkes und damit voraussichtlich die Wiederaufnahme des Krieges im Osten mit seinen unabsehbaren Folgen für gerechtfertigt zu halten.
Hierauf führte der österreichisch-ungarische Minister des Äußern, Graf Czernin u. a., zu den russischen Delegierten gewendet, aus: "Sie, meine Herren, haben seinerzeit an uns die Einladung für allgemeine Friedensverhandlungen ergehen lassen. Wir haben dieselbe angenommen, und wir haben uns auf eine Basis für den allgemeinen Frieden geeinigt. Auf dieser Basis haben Sie Ihren Verbündeten ein zehntägiges Ultimatum gestellt. Ihre Verbündeten haben Ihnen nicht geantwortet, und heute handelt es sich nicht mehr um Verhandlungen zwecks eines allgemeinen Friedens, sondern eines Separatfriedens zwischen Rußland und dem Vierbunde. Wenn die Herren der russischen Delegation von den gleichen Intentionen beseelt sind, so werden wir zu einem alle befriedigenden Ergebnisse gelangen; wenn nicht, dann werden die Dinge ihren notwendigen Lauf nehmen, aber die Verantwortung für die Fortsetzung des Krieges fällt dann ausschließlich auf die Herren der russischen Delegation."
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 9. Januar.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Infolge ungünstiger Sichtverhältnisse blieb die Gefechtstätigkeit auf einzelne Feuerüberfälle beschränkt.

 Der Chef des Generalstabes. 1)

  

Ein englisches Hospitalschiff vernichtet

London, 9. Januar. 
Das Reutersche Bureau meldet amtlich: 
Das englische Hospitalschiff "Newa" ist torpediert worden, es sank am 4. Januar gegen Mitternacht im Bristolkanal auf dem Heimwege von Gibraltar. Alle Verwundeten wurden durch Patrouillenschiffe gerettet. Die Verluste betrugen drei Mann der Besatzung, drei Laskares werden vermißt. Das Schiff fuhr mit allen Lichtern und den durch die Haager Konvention vorgeschriebenen Abzeichen. Es befand sich nicht in dem sogenannten Sperrgebiet, wie es in der Erklärung der deutschen Regierung vom 29. Januar 1917 festgelegt worden ist.
Da die U-Boote, die hierfür in Frage kommen könnten, zurzeit noch in See sind, können sich die zuständigen Stellen, wie wir hierzu erfahren, noch nicht abschließend äußern. Es wird von unterrichteter Stelle aber für ausgeschlossen gehalten, daß das Schiff durch ein Unterseeboot torpediert worden ist. Demnach kann nur eine Versenkung durch Minen in Frage kommen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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