Ansprache
des Kaisers an die Truppen in Riga
Großes
Hauptquartier, 7. September.
Der Kaiser hielt, wie amtlich gemeldet wird, in Riga folgende
Ansprache an die Truppen:
Riga ist frei! Als diese Kunde alle Gauen des deutschen Vaterlandes
durchdrang, erhob sich im Vaterlande und bis in die äußersten
Schützengräben im Feindesland an allen Orten ein Sturm des Jubels
und der Begeisterung. Eine von altem deutschen Hanseatengeist
gegründete Stadt mit deutscher Geschichte, die stets bestrebt war,
ihr altes Deutschtum aufrechtzuerhalten, hat schwere Zeiten
durchgemacht. Durch das deutsche Heer, das in sich alle deutschen
Volksstämme verkörpert, ist diese Stadt wiederum befreit worden
von langem Drucke.
Die auf Befehl der Obersten Heeresleitung von Feldmarschall Prinz
Leopold von Bayern angelegte Operation, welche unternommen wurde mit
dem Selbstvertrauen auf die Leistungsfähigkeit der Truppen, die
sich über drei Kriegsjahre so glänzend bewährt hat, ist von allen
Waffen noch schneller, noch energischer durchgeführt worden, als es
erwartet wurde. Sie kam dem Feind ganz überraschend. Ein
schmetternder Schlag traf ihn so, daß er seinen Brückenkopf
verlor, daß Riga frei wurde. Diese Tat der achten Armee und ihres
bewährten Führers hat von neuem unseren stahlharten Siegeswillen
bewiesen. Wir werden uns unserer Haut wehren, und wenn es noch so
lange dauert. Solche Schläge wie die Schlacht bei Riga erhöhen
aber die Aussicht, daß es bald zu Ende geht. Sie erhöhen unseren
Waffenruhm und heften neuen Lorbeer an die Fahnen aller beteiligten
Truppenteile. Darum spreche Ich Euch Meinen Dank aus für diese
glänzende Waffentat, den Dank des deutschen Vaterlandes, den
begeisterten Dank auch von den Eurigen daheim, die betend hinter
Euch Eure Taten verfolgen. Die daheim aber auch schaffen und
arbeiten mit ihren Händen und mit ihrem Fleiße die Felder
bestellen, auf daß unser tägliches Brot geschaffen werde. Die
Ernte ist gut herein und wird uns ernähren. Auch hier hat der Herr
der Heerschaaren unsere Gebete erhört und durch das tägliche Brot
dieses Heer und daheim die Eurigen vor Not bewahrt. Darum, was auch
noch kommen mag, und wie lange es auch noch dauern mag, frisch an
den Feind mit fröhlichem Herzen und eisernem Willen zum Siege über
alle Feinde Deutschlands. 1) |