Der Weltkrieg am 7. September 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Heftige Artilleriekämpfe in Flandern und an der Maas

Großes Hauptquartier, 7. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
An der flandrischen Front spielten sich zwischen dem Houthoulster Wald und Hollebeke wieder heftige Artilleriekämpfe ab.
Morgens und abends griffen die Engländer nach starkem Trommelfeuer unsere Stellungen nördlich der Bahn Roulers-Ypern in 4 Kilometer Breite an. Nach kurzem harten Kampf wurden sie überall zurückgeworfen. Der Einsatz von drei Divisionen zu diesen Angriffen, die den Feind hohe Verluste kosteten, wurde durch Gefangene bestätigt.
In den benachbarten Abschnitten drangen nach kräftigen Feuerstößen englische Erkundungsabteilungen vor; auch sie halten keinen Erfolg. Bei Lens scheiterten frühmorgens Teilangriffe des Feindes verlustreich.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
In mehreren Teilen der Aisne-Front und in der Champagne blieb die Kampftätigkeit tagsüber lebhaft. Vorfeldgefechte brachten uns Gefangene ein. Die Artillerieschlacht auf dem Ostufer der Maas wurde bis in die Nacht hinein mit kurzen Unterbrechungen fortgeführt. Unser Vernichtungsfeuer gegen erkannte Bereitstellungen von Sturmtruppen verhinderte am Fosseswald einen Angriff der Franzosen.
Südlich von Beaumont drang ein württembergisches Regiment in die feindlichen Linien und vertrieb die Besatzung im Handgranatenkampf.
Badische Stoßtrupps brachen in den Caurièreswald ein und kehrten mit Gefangenen zurück.
9 feindliche Flugzeuge wurden im Luftkampf, weitere 5 durch Abwehrfeuer zum Absturz gebracht.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Die Rückzugsbewegungen der Russen nordwestlich der unteren Düna dauerten gestern an. Unsere Kavallerie kämpfte erfolgreich mit feindlichen Nachhuten südwestlich von Nitau und bei Neu-Kaipen (70 Kilometer östlich von Riga). Zwischen Lobesee und Friedrichstadt hat der weichende Feind die Ortschaften in Brand gesteckt.
Die Beute in Dünamünde beläuft sich außer viel Schießbedarf und Kriegsgerät auf 40 Geschütze. Davon haben 22 größeres Kaliber als 12 Zentimeter.
Bis zum Schwarzen Meer sonst keine größeren Kampfhandlungen.
Mazedonische Front:
Zwischen Ochrida- und Prespasee Gefechte von Streifabteilungen. Östlich des Wardar lebhafte Feuertätigkeit.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Ansprache des Kaisers an die Truppen in Riga

Großes Hauptquartier, 7. September. 
Der Kaiser hielt, wie amtlich gemeldet wird, in Riga folgende Ansprache an die Truppen:
Riga ist frei! Als diese Kunde alle Gauen des deutschen Vaterlandes durchdrang, erhob sich im Vaterlande und bis in die äußersten Schützengräben im Feindesland an allen Orten ein Sturm des Jubels und der Begeisterung. Eine von altem deutschen Hanseatengeist gegründete Stadt mit deutscher Geschichte, die stets bestrebt war, ihr altes Deutschtum aufrechtzuerhalten, hat schwere Zeiten durchgemacht. Durch das deutsche Heer, das in sich alle deutschen Volksstämme verkörpert, ist diese Stadt wiederum befreit worden von langem Drucke.
Die auf Befehl der Obersten Heeresleitung von Feldmarschall Prinz Leopold von Bayern angelegte Operation, welche unternommen wurde mit dem Selbstvertrauen auf die Leistungsfähigkeit der Truppen, die sich über drei Kriegsjahre so glänzend bewährt hat, ist von allen Waffen noch schneller, noch energischer durchgeführt worden, als es erwartet wurde. Sie kam dem Feind ganz überraschend. Ein schmetternder Schlag traf ihn so, daß er seinen Brückenkopf verlor, daß Riga frei wurde. Diese Tat der achten Armee und ihres bewährten Führers hat von neuem unseren stahlharten Siegeswillen bewiesen. Wir werden uns unserer Haut wehren, und wenn es noch so lange dauert. Solche Schläge wie die Schlacht bei Riga erhöhen aber die Aussicht, daß es bald zu Ende geht. Sie erhöhen unseren Waffenruhm und heften neuen Lorbeer an die Fahnen aller beteiligten Truppenteile. Darum spreche Ich Euch Meinen Dank aus für diese glänzende Waffentat, den Dank des deutschen Vaterlandes, den begeisterten Dank auch von den Eurigen daheim, die betend hinter Euch Eure Taten verfolgen. Die daheim aber auch schaffen und arbeiten mit ihren Händen und mit ihrem Fleiße die Felder bestellen, auf daß unser tägliches Brot geschaffen werde. Die Ernte ist gut herein und wird uns ernähren. Auch hier hat der Herr der Heerschaaren unsere Gebete erhört und durch das tägliche Brot dieses Heer und daheim die Eurigen vor Not bewahrt. Darum, was auch noch kommen mag, und wie lange es auch noch dauern mag, frisch an den Feind mit fröhlichem Herzen und eisernem Willen zum Siege über alle Feinde Deutschlands.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Neue vergebliche Angriffe der Italiener am Monte San Gabriele

Wien, 7. September.
Amtlich wird verlautbart:
Feindliche Fliegerangriffe gegen die offene Stadt Triest werden zum täglichen Ereignis. Die Kämpfe auf dem Südteil der Karsthochfläche dauern an. Vergeblich müht sich der Feind, uns die in den letzten Tagen errungenen Erfolge streitig zu machen. Seine Angriffe - durch uns wiederholt im Gegenstoß gefaßt - scheiterten durchweg unter schweren Verlusten. Außerordentlich heftig wird noch immer um den Monte San Gabriele gerungen. Kein Opfer ist dem Feinde zu groß. Zehn Angriffe brachen gestern am Nordhang zusammen. Ein schwerer Ansturm wurde am Westhang abgeschlagen. Seit dem 10. August haben wir am Isonzo insgesamt 500 italienische Offiziere, 18000 Mann gefangengenommen. An blutigen Opfern steht für die Italiener die 11. Isonzoschlacht vor den früheren Schlachten in keiner Weise zurück. Über die anderen Fronten und Kriegsschauplätze ist nichts von Belang mitzuteilen.
Als Vergeltung für die wiederholten gegen die offene Stadt Triest gerichteten feindlichen Fliegerangriffe belegten unsere Seeflugzeuge in der Nacht vom 6. auf den 7. September das Seearsenal und die militärischen Anlagen der Festung Venedig ausgiebig und mit sehr gutem Erfolge mit Bomben. Es wurden zahlreiche Treffer einwandfrei beobachtet. Trotz heftigen Abwehrfeuers sind alle Flugzeuge wohlbehalten zurückgekehrt.
Über die anderen Fronten ist nichts von Belang mitzuteilen.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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