Der Weltkrieg am 6. September 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die russischen Düna-Stellungen bis Friedrichstadt geräumt - Fliegerangriff auf London

Luftkrieg 1914-1918: Leutnant Voß
Leutnant Voß

Großes Hauptquartier, 6. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern blieb die Kampftätigkeit der Artillerien stark, vor allem zwischen dem Houthoulster Wald und dem Kanal Ypern-Comines.
Nach Einbruch der Dunkelheit griffen die Engländer zwischen den von Ypern auf Poelkapelle und Zonnebeke führenden Straßen zweimal mit starken Kräften unsere Linien an. Beide Angriffe brachen im Feuer und Nahkampf verlustreich und ergebnislos zusammen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Beiderseits der Straße Laon-Soissons und im östlichen Teil des Chemin-des-Dames war die Feuertätigkeit zeitweilig bedeutend gesteigert. Abends stieß nach Trommelfeuer französische Infanterie südwestlich von Pargny- Filain vor, kam aber in unserer Abwehrwirkung nicht bis an unsere Hindernisse. - Bei Vauxaillon und am Winterberg verliefen eigene Erkundungen erfolgreich; Gefangene wurden eingebracht. - Starkem Feuer nördlich von Reims folgte gegen Bois Soulains ein Teilangriff der Franzosen. Sie wurden zurückgeschlagen.
In der Champagne war die Gefechtstätigkeit in einigen Abschnitten lebhaft.
Vor Verdun dauert der starke Artilleriekampf, besonders auf dem Ostufer der Maas, an. Bisher keine Infanterietätigkeit.
In der Nacht vom 4. zum 5. September griffen unsere Flieger London, Southend und Margate an. Brandwirkung der abgeworfenen Bomben wurde erkannt. Eins unserer Flugzeuge ist nicht zurückgekehrt.
Über dem Festland sind gestern 14 feindliche Flieger und ein Fesselballon abgeschossen worden. Leutnant Voß errang den 40. und 41. Luftsieg.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Vor der Front der 8. Armee haben die Russen ihren Rückzug nach Norden und Nordosten in Eile fortgesetzt.
An der Düna hat der Feind seine starken Stellungen bis Friedrichstadt geräumt.
Die bei unserem schnellen Vormarsch bisher nur unvollständig festzustellende Gefangenenzahl und Beute beträgt 120 Offiziere, über 7500 Mann, 180 Geschütze, 200 Maschinengewehre, mehrere Panzerkraftwagen und sehr zahlreiches Kriegsgerät allerart.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In der nordwestlichen Moldau zeitweilig lebhafte Artilleriefeuer- und Vorfeldgefechte.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
In den Bergen nordwestlich von Focsani scheiterte ein rumänischer Vorstoß bei Muncelul. Von einem eigenen konnten Gefangene zurückgeführt werden.
Mazedonische Front:
Westlich des Prespasees waren deutsche, östlich des Dojransees bulgarische Erkundungsunternehmen von Erfolg.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Russische Nachhuten durch Kavallerie geworfen

Berlin, 6. September, abends. (Amtlich.) 
Nordöstlich von Ypern und bei Lens sind starke englische Teilangriffe gescheitert. 
Bei Verdun dauert der Artilleriekampf an. 
Im Osten wurden russische Nachhuten bei Neu-Kaipen und südwestlich Mitau (70 Kilometer östlich Riga) von unserer Kavallerie geworfen.
1)

 

Bombenangriff auf Dünkirchen und St. Pol

Berlin, 6. September. (Amtlich.) 
1. In der Nacht vom 4. zum 5. September haben Marineflugzeuge militärische Anlagen von Dünkirchen und St. Pol mit insgesamt 2300 Kilogramm Bomben angegriffen. Brände und Detonationen wurden beobachtet. 
2. Eines unserer Unterseeboote hat am 4. September abends den befestigten Hafenplatz Scarborough an der englischen Ostküste ausgiebig mit Granaten beschossen. Zahlreiche Treffer und Brandwirkung wurden einwandfrei beobachtet. 

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die siegreiche Verteidigung des Monte San Michele

Wien, 6. September.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
An der ganzen Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph vielfach lebhaftere Kampftätigkeit.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern vor 12 Tagen begannen die Italiener mit ihren planmäßigen Angriffen gegen den Monte San Gabriele. Mächtige Geschütz- und Minenwerfermassen vereinigten durch viele Stunden ihr Feuer gegen unsere Höhenstellungen. Auf engem Raum lief Tag und Nacht die Infanterie von mindestens 8 italienischen Brigaden Sturm. Vorgestern erreichte das Ringen seinen Höhepunkt. Der Felsgipfel wechselte im hin- und herwogenden Kampf mehrmals den Besitzer, aber der Jubel des nach einem Sensationserfolg dürstenden Feindes war verfrüht. Die opferfreudige Zähigkeit unserer Truppen gewann die Oberhand. Scharfe Gegenstöße faßten den Angreifer und entrissen ihm den vorübergehend gewonnenen Boden. Gestern mittag war der Monte San Gabriele wieder voll in unserer Hand. Abends wurde ein starker Angriff blutig abgeschlagen. Italienische Truppenansammlungen im Tale stellen weitere Kämpfe in Aussicht. Östlich von Görz wiesen wir Teilangriffe zurück. Auf dem Südteil der Karsthochfläche dauerte die Schlacht den ganzen Tag an. Der Italiener wurde aus seinen vordersten Gräben geworfen. Unsere brave Infanterie behauptete sich in den vordersten Linien siegreich gegen alle Versuche des Feindes, seine Mißerfolge durch starke Gegenangriffe wettzumachen. Die Zahl der am 4. und 5. September in diesem Kampfraum eingebrachten Gefangenen ist auf 160 Offiziere und über 6300 Mann gestiegen. Triest war abermals das Ziel zweier italienischer Luftangriffe.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 6. September.
Mazedonische Front:
An verschiedenen Punkten der Front schwaches Artilleriefeuer, das etwas lebhafter südlich vom Dojransee war. Auf dem Westufer des Prespasees drangen deutsche Einheiten in die feindlichen Gräben ein und brachten daraus russische Gefangene ein. An der unteren Struma Patrouillentätigkeit.
Rumänische Front:
Bei Tulcea und westlich von Isaccea vereinzelte Kanonenschüsse.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1917

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

© 2005 stahlgewitter.com