Der Weltkrieg am 6. Juli 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Gesteigerter Artilleriekampf an der galizischen Front

Großes Hauptquartier, 6. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Dunst und Regen herrschte tagsüber nur die gewöhnliche Stellungskampftätigkeit. Abends lebte bei besserer Sicht das Feuer vielfach auf. Nachts spielten sich mehrere Erkundungsgefechte ab. Hart nördlich der Aisne holten Stoßtrupps eines württembergischen Regiments nach erbittertem Nahkampf eine größere Zahl von Franzosen aus ihren Gräben.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Zwischen Zborow und Brzezany nahm gestern der Artilleriekampf große Stärke an, ließ nachts nach und hat sich seit Tagesgrauen wieder gesteigert.
Auch bei Zwyzyn, Brody und Smorgon war die Feuertätigkeit zeitweilig sehr lebhaft.
Front des Generalobersten Erzherzogs Josephs:
Erkannte Bereitstellungen rumänischer Infanterie zum Angriff gegen einige von uns gehaltene Höhen südlich des Casinutales wurden durch Vernichtungsfeuer zerstreut.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
An der unteren Donau war der Feind unruhiger als in letzter Zeit.
Mazedonische Front:
Keine größeren Kampfhandlungen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Russische Massenstürme verlustreich zusammengebrochen

Berlin, 6. Juli, abends. (Amtlich.)
Vom Westen nichts Neues.
In Ostgalizien ist die Schlacht heute neu entbrannt. Massenstürme der Russen sind zwischen Zborow und Konjuchy und bei Brzezany unter schwersten Verlusten für den Feind zusammengebrochen.
1)

 

U-Boot-Erfolge im Kanal und in der Nordsee

Berlin, 6. Juli. (Amtlich.)
Neue U-Boot-Erfolge vor und im Englischen Kanal und in der Nordsee: 6 Dampfer, 4 Segler, 11 Fischerfahrzeuge. (Folgen die Einzelheiten.)

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Fliegerleutnant Dossenbach gefallen


Leutnant Dossenbach

Fliegerleutnant d. R. Dossenbach, einer unserer bewährtesten Fliegeroffiziere, ist, wie gemeldet, im Luftkampf gefallen.
Leutnant Dossenbach wurde zu St. Blasien im Schwarzwald am 5. Juni 1891 geboren und studierte an verschiedenen Universitäten Medizin. Nachdem er in Jena das Physikum bestanden hatte, trat er am 1. April 1914 als Einjähriger beim Kaiser-Füsilier-Regiment in Rostock ein und rückte mit diesem Regiment ins Feld. Er hatte ausdrücklich um Erlaubnis gebeten, nicht als Sanitätssoldat gehen zu müssen; und schon am 20. September 1914 wurde er für die mit wenigen Kameraden durchgeführte Überraschung und Eroberung einer französischen Batterie zum Unteroffizier befördert und mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Im Januar 1915 wurde er Leutnant und meldete sich Anfang 1916 von seinem Truppenteil zur Ausbildung als Flugzeugführer. Im Juni 1916 kam er zu einer Fliegerabteilung an die Westfront, wo es ihm im September gelang, zusammen mit seinem Beobachter Oberleutnant Schilling 8 Gegner im Luftkampf zu besiegen. Beim Abschuß des 8. Gegners wurde sein Flugzeug selbst in Brand geschossen, doch gelang es ihm noch, es zur Erde zu bringen, wo es restlos verbrannte. Nach Heilung der hierbei erlittenen Brandwunden nahm er dann seine erfolgreiche Tätigkeit an der Westfront wieder auf. Ende Dezember wurde sein ständiger Begleiter Oberleutnant Schilling bei einem Luftkampf in seinem Flugzeug durch eine feindliche Kugel getötet.
Schon im November vorigen Jahres erhielt Leutnant Dossenbach den Orden Pour le mérite, seit Beginn dieses Jahres gehörte er zur Jagdstaffel Boelcke, wo er die Zahl seiner Luftsiege auf 14 erhöhte.
Die Leistung dieses in langer Kampftätigkeit erprobten Fliegers und sein Name werden in der Geschichte der Luftstreitkräfte unvergessen bleiben.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russischer Angriff bei Zborow abgewiesen

Wien, 6. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Südlich des Casinutales wurden bereitgestellte rumänische Angriffstruppen durch unser Artilleriefeuer zerstreut. Im galizischen Kampfabschnitt hat das feindliche Artilleriefeuer gestern nachmittag und heute früh wieder zugenommen. Westlich Zborow wurde heute ein Angriff abgewiesen.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine größeren Kampfhandlungen.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 6. Juli.
Mazedonische Front:
An der gesamten Front spärliches Artilleriefeuer, das nur westlich des Dojransees lebhafter war. Im Cerna-Bogen drang einer unserer Stoßtrupps in die feindlichen Schützengräben ein, wo er dem Feinde in einem Kampf mit Bomben und Bajonett schwere Verluste zufügte und schwarze Franzosen gefangen nahm. Auf dem linken Ufer der unteren Struma Gefechte zwischen Wachabteilungen. Eine englische, mit Maschinengewehren bewaffnete Infanterieabteilung versuchte gegen das Dorf Haznatar vorzudringen. Sie wurde aber durch unsere vorgeschobenen Posten zurückgeschlagen. Bei Histrian Kamila zerstreuten wir durch Feuer eine englische Schwadron mit Radfahrern. Der Feind ließ auf dem Gelände Tote und Verwundete zurück sowie Waffen und Ausrüstungsstücke.
Rumänische Front:
Lebhaftes Artillerie- und Infanteriefeuer im Abschnitt von Mahmudia und Tulcea.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 6. Juli.
Irakfront: Um sich von dem gegen ihre Etappenlinien ausgeübten Druck zu befreien, unternahm eine stärkere englische Abteilung, die durch Flugzeuge unterstützt wurde, einen Angriff gegen unsere berittenen Kräfte bei Imam Asker. Der Angriff wurde abgewiesen; der Feind verlor mehrere Tote und einige Tiere. Die Grenzgefechte der letzten Zeit an der türkisch-persischen Grenze führten zu dem Ergebnis, das sich zurzeit keine feindlichen Truppen auf türkischem Boden befinden.
Kaukasusfront: Lebhafte Patrouillentätigkeit im rechten Flügelabschnitt. Die russischen Patrouillen, die teilweise eine Stärke von 30 Mann erreichten, wurden überall zurückgeworfen. Im linken Flügelabschnitt nur geringes Infanterie- und Artilleriefeuer.
Sinaifront: Am 4. Juli bewarfen unsere Flieger mit Erfolg den Bahnhof Port Said mit Bomben. Am gleichen Tage unternahm die feindliche Kavallerie von Tell Fari aus eine größere Erkundung gegen Bir es Sab. Die beteiligten drei feindlichen Kavalleriebrigaden gerieten in unser Artilleriefeuer, erlitten Verluste und gingen wieder zurück. Am Nachmittag des gleichen Tages wurde ein feindliches Flugzeug durch unser Artilleriefeuer zum Absturz gebracht.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

2) "Dresdner Anzeiger" (1917)

 

© 2005 stahlgewitter.com