Der österreichisch-ungarische
Heeresbericht:
Italienischer
Mißerfolg an der südlichen Isonzo-Front
(Bisher
13000 Gefangene in der zehnten Isonzo-Schlacht)
Wien,
27. Mai.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Stellenweise stärkeres russisches Artilleriefeuer, das von uns
entsprechend beantwortet wurde.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Das Schwergewicht der Schlacht ruhte gestern völlig auf dem Südflügel
der Isonzo-Armee. Nördlich des Wippachtales kam es, von einem durch Gegenstoß
rasch abgeschlagenen Angriff auf die Höhen bei Vodice abgesehen, nur zu
Geschützkämpfen wechselnder Stärke. Auf der Karst-Hochfläche ballte der
Feind abermals gewaltige Massen zum Stoß zusammen. Auf dem Fajti Hrib
und bei Kostanjevitza kam der Kampf ausnahmslos vor den vordersten Gräben
zum Stehen. Hier brachen alle Anstürme zusammen. Zwischen Jamiano und
dem Meere wogte die Schlacht bewegter. Einige Höhen wechselten mehrmals
des Tages ihre Besitzer. Aber ungebrochen fest blieb auch hier die Front
des Verteidigers.
Die Hauptlast des Kampfes trägt, wie immer, die über alles Lob
erhabene Infanterie. Die Honved-Regimenter 12 und 31 und das
Honved-Bataillon III/20 wiesen in 48 Stunden 17 feindliche Angriffe
zurück, das ungarische Heeres-Regiment Nr. 37 deren 18 an einem
Tage, an dem es überdies dreimal eine Höhe stürmte. Die
Regimenter 11, 55, 91 und 98, in deren Reihen zurzeit Söhne aller
österreichischen Völker stehen, erkämpften bei Jamiano dauernden
Ruhm.
Die Artillerie wetteifert mit der Hauptwaffe an Tapferkeit und
zähem Ausharren. Artillerieleutnant Erzherzog Leopold schloß sich
mit einer Handvoll Kanonieren einem Infanterieregiment an, stürmte
in vorderster Linie mit und brachte 2 italienische Maschinengewehre
als Beute zurück.
Land- und Seeflieger liefern nicht nur für das Erkennen der
Feindlage wertvolle Erkundungsergebnisse, sie unterstützen
aufopfernd die Artillerie und Infanterie in allen Phasen des
Kampfes.
Die Kraftfahrtruppe führte in wirksamstem italienischen Feuer Tag
und Nacht Kriegsbedarf bis knapp hinter die vordersten Linien.
Die Zahl der seit dem 23. Mai auf der Karst-Hochfläche eingebrachten Gefangenen
ist auf 250 Offiziere und über 7000 Mann gestiegen. Insgesamt wurden seit
Beginn der zehnten Isonzoschlacht über 13000 unverwundete Italiener an
Gefangenen eingebracht.
Eine der wesentlichsten Vorbedingungen siegreicher Abwehr ist reiche
Ausstattung des Verteidigers mit Geschützen, Maschinengewehren,
Schießbedarf und technischem Kriegsgerät. Wenn es dem Feinde am
Isonzo in 16 Schlachttagen nicht gelang, einen irgendwie in die
Wagschale fallenden Vorteil zu erringen, so gebührt reicher Anteil
an diesem Erfolge den Tausenden von Männern und Frauen, die in den
Rüstungswerkstätten des Hinterlandes, von vaterländischem Geist
erfüllt, treu und unverdrossen schwerer, aber für das Feldheer
ausschlaggebender Arbeit obliegen. Bleibender Dank des Vaterlandes
ist ihnen sicher.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Der Chef des Generalstabes. 1)
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