Der Weltkrieg am 10. Mai 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Fortdauer der Schlacht an der mazedonischen Front

Großes Hauptquartier, 10. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Bei Arras ist der Artilleriekampf in weiterer Steigerung begriffen. Unsere Gräben westlich von Lens und Avion waren gestern das Ziel vergeblicher feindlicher Unternehmungen. Fresnoy blieb gegen erneute englische Angriffe restlos in unserer Hand. Um den Besitz von Bullecourt wogt der Kampf hin und her. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Zwischen Soissons und Reims nahm die Gefechtstätigkeit zeitweise wieder zu, hielt sich im allgemeinen aber in mäßigen Grenzen. Am Winterberg und bei St. Marie-Fme. östlich von Cormicy wurden mehrmals wiederholte französische Angriffe in erbittertem Nahkampf und durch Gegenstoß abgeschlagen. Nordwestlich von Prosnes blieben feindliche Teilvorstöße erfolglos. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
In mehreren Abschnitten verliefen Unternehmungen unserer Aufklärungsabteilungen erfolgreich. 
Neun feindliche Flugzeuge wurden durch Luftkampf, eins durch Abwehrfeuer zum Absturz gebracht. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
An der Narajowka, bei Brzezany und an der Bahn Tarnopol-Zloczow lebte das Artillerie- und Minenfeuer zeitweise auf. 
An der mazedonischen Front wurde gestern die Schlacht mit größter Erbitterung fortgesetzt und übertraf in ihrer Heftigkeit alle bisherigen Kämpfe auf dem dortigen Kriegsschauplatz. Nordwestlich von Monastir scheiterten feindliche Angriffe, die den Besitz unserer Höhenstellungen zum Ziel hatten. Im Cerna-Bogen wurden morgens, nachmittags und abends durch stärkstes Artillerie- und Minenfeuer vorbereitete, auf einer Front von 16 Kilometern durchgeführte Massenangriffe von Italienern, Franzosen und Russen unter schwersten Verlusten für den Feind abgeschlagen. Nördlich von Vodena in unsere Stellung eingedrungene Serben wurden blutig zurückgeworfen. 
Die verbündete deutsche und bulgarische Infanterie hat in hartnäckigster Abwehr und erbitterten Gegenstößen, unterstützt durch die sich allen Lagen schnell anpassende Artillerie, ihre Stellung restlos behauptet und sich glänzend geschlagen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Englische und französische Teilangriffe abgeschlagen

Berlin, 10. Mai, abends. (Amtlich.)
Bei Bullecourt ist ein englischer, nordwestlich von Prosnes ein französischer Teilangriff abgeschlagen.
1)

 

32000 Tonnen versenkt

Berlin, 10. Mai. (Amtlich.)
Im Mittelmeer wurden nach neuen Meldungen 9 Dampfer und 8 Segler mit rund 32000 Brutto-Registertonnen versenkt. (Folgen die Einzelheiten.)

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Keine Ereignisse von Belang

Wien, 10. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Auf keinem der drei Kriegsschauplätze Ereignisse von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Der Zusammenbruch der Offensive Serrails

Sofia, 10. Mai. 
Mazedonische Front: 
An der Cervena Stena heftiges Artilleriefeuer. Ein feindlicher Trupp versuchte vorzugehen, wurde aber durch Feuer verjagt. Auf der Höhe 1248, nördlich von Bitolia, begann am frühen Morgen heftiges Geschütz- und Minenfeuer, das sich bis Mittag zur höchsten Erbitterung steigerte. In diesem Augenblick bemerkten wir in den vordersten feindlichen Gräben eine starke Zusammenziehung von Truppen, die sich zum Angriff vorbereiteten. Sie wurden von uns unter wirksamstes Vernichtungsfeuer genommen. Kurz darauf konnte der Gegner auf einer Front von 3 Kilometern einen kräftigen Angriff unternehmen, wurde aber unter den schwersten Verlusten für ihn zurückgeschlagen. In der Ebene von Bitolia wurde ein feindlicher Fesselballon brennend abgeschossen. 
Im Cerna-Bogen griffen nach Artillerievorbereitung von äußerster Stärke Franzosen, Italiener und Russen am Vormittag auf der ganzen Front an, wurden aber überall durch Feuer und Gegenangriffe zurückgeworfen. Nach neuer Artillerievorbereitung, die sehr heftig mehrere Stunden andauerte, griff der Feind noch einmal an, und zwar auf einer Front von 16 Kilometern; auch dieser Angriff wurde zurückgewiesen, nur nördlich von Makowo konnte der Gegner in einen vorgeschobenen Graben bis zur Tiefe von 250 Meter eindringen, aber gegen 6 Uhr abends warfen bulgarische und deutsche Truppen ihn durch einen kräftigen Gegenangriff aus den Gräben zurück. Gegen Einbruch der Nacht versuchte der Feind von neuem, nördlich von Makowo anzugreifen, aber sein Versuch scheiterte gleichfalls. Eine große Zahl toter Feinde blieb vor unserer Stellung. Bis jetzt sind 2 Offiziere, 260 Soldaten, darunter 209 Italiener, 40 Franzosen und 7 Russen gefangen. 2 Maschinengewehre, 4 Selbstladegewehre wurden erbeutet. Während der Nacht nur stellenweise Geschützfeuer. Nordöstlich von Makowo vertrieben unsere Truppen im Sturm feindliche Gruppen, die sich vor unseren Gräben ein-genistet hatten, und brachten 1 Offizier und 11 Soldaten als Gefangene ein. In der Gegend von Moglena nahm der Kampf äußerste Heftigkeit an. Bei Dobropolje gelang es gegen Abend nach heftiger Artillerievorbereitung feindlichen Abteilungen, in einen unserer Gräben einzudringen, aber, gegen Morgen ihrerseits angegriffen, wurden sie aus dem Graben zurückgeworfen. In der Richtung auf Kukuruz, Kowil, Preslaw, Zbworsko, Tuschin und Monte versuchten feindliche Abteilungen nach heftigem Feuer von Artillerie, Minen, Gewehren und Maschinengewehren vorzudringen, wurden aber durch unser Feuer gezwungen, sich zurückzuziehen. Westlich vom Wardar den ganzen Tag über Geschützfeuer, welches nur auf Augenblicke lebhafter wurde, besonders im Abschnitt südlich von dem Dorfe Ruma. An der Stellung bei Dojran dauerte der Kampf mit unerhörter Erbitterung während der ganzen Nacht zum 9. Mai an. Nach wiederholten vergeblich unternommenen Angriffen während der Nacht setzten die Engländer gegen 5 Uhr morgens nach längerem Trommelfeuer einen noch heftigeren und wilderen Angriff an; nach blutigen Nahkämpfen wurden die Engländer zurückgeworfen und konnten sich nur auf einer Höhe innerhalb unserer Stellung behaupten, aber ein kräftiger Gegenangriff von Abteilungen des 34. Infanterieregiments Trojan mit glänzender Unterstützung der Artillerie trieb die Engländer vollständig von dieser Höhe zurück; jetzt ist die ganze Stellung südlich von Dojran in unseren Händen. Bei diesen wilden Angriffen hat der Feind unerhörte Verluste erlitten; Hügel von toten Engländern liegen längs unserer Stellung und vor ihr. 
Während des Tages nahm die Tätigkeit des Feindes ab. Gegen Mittag versuchte eine stärkere feindliche Gruppe vorzugehen, wurde aber durch Feuer zerstreut. Ein feindliches Flugzeug wurde südlich von Dojran im Luftkampf abgeschossen. Längs der Belasitza Planina und an der unteren Struma die gewöhnliche Artillerietätigkeit. Im allgemeinen übertreffen die Kämpfe, welche sich gestern und heute an der mazedonischen Front abgespielt haben, durch ihre Ausdehnung und Erbitterung alle Kämpfe, die bisher an dieser Front stattgefunden haben; das vom Feinde mit allen Waffen, besonders mit Artillerie unterhaltene Feuer hat eine bisher unerhörte Heftigkeit erreicht. Die Truppen der bulgarischen und der deutschen Infanterie haben, vorzüglich unterstützt von Artillerie, Minenwerfern und Maschinengewehren, ihre Stellungen mit hartnäckiger Ausdauer und vorbildlicher Tapferkeit verteidigt, indem sie den Feind, wenn es ihm gelungen war, in einige unserer Gräben einzudringen, durch hitzige Gegenangriffe, durch Nahkampf und im Handgranatenkampf zurücktrieben. Dank der unbesieglichen Zähigkeit der bulgarischen und der verbündeten deutschen Truppen wurden während dieser beiden großartigen Kampftage die wiederholten erbitterten Angriffe der Truppen des Generals Sarrail gebrochen, deren Tote unsere Schützengräben und den Raum vor den zerschossenen Stellungen bedecken. Die Infanterieregimenter Nr. 34 und 44 haben sich in diesen Kämpfen am meisten ausgezeichnet. 

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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