Der Weltkrieg am 11. Mai 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Schlacht in Mazedonien für die Ententetruppen verloren


Heinrich Gontermann

Großes Hauptquartier, 11. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Die Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien erreichte gestern an der ganzen Kampffront von Arras größere Heftigkeit. Teilvorstöße der Engländer bei Fresnoy, Roeux und zwischen Monchy und Cherisy blieben erfolglos. Bei einem Versuche, Bullecourt durch Umfassung zu stürmen, wurde der Feind verlustreich abgewiesen. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Nach verhältnismäßig ruhigem Vormittag hat gegen Abend die Kampftätigkeit zwischen Soissons und Reims wieder zugenommen. Stärkerer Artilleriekampf aller Kaliber entwickelte sich besonders an der Straße Soissons - Laon, beiderseits von Craonne, längs des Aisne-Marne-Kanals, in der Champagne und stellenweise auch in den Argonnen. 
Starke französische Angriffe zwischen dem Winterberg und der Straße Corbeny - Berry-au-Bac, sowie bei Prosnes schlugen fehl. 
Im Luftkampf und durch Abwehrfeuer wurden am 10. Mai 18 feindliche Flugzeuge und 1 Fesselballon zum Absturz gebracht. Leutnant Freiherr v. Richthofen zwang seinen 22., Leutnant Gontermann seinen 20. Gegner. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die Gefechtstätigkeit blieb gering. 
Mazedonische Front: 
Erneute Angriffsversuche der Franzosen und Serben zwischen der Cerna und dem Wardar konnten an der für die Ententetruppen verlorenen Schlacht nichts mehr ändern. Sie wurden restlos abgeschlagen. Aus den Truppenmeldungen geht hervor, daß der Feind in seinen dreitägigen ergebnislosen Angriffen besonders schwere Verluste erlitten hat.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Unveränderte Lage im Westen

Berlin, 11. Mai, abends. (Amtlich.)
An den Kampffronten im Westen ist die Lage unverändert.
1)

 

Erfolgreiches Seegefecht in der südlichen Nordsee (Ein englischer Zerstörer vernicht)

Berlin, 11. Mai. (Amtlich.)
Bei einem Vorstoß leichter deutscher Streitkräfte in die Hoofden wurden am 10. Mai 5 Uhr 40 Minuten vormittags östlich vom Noordhinder Feuerschiff feindliche Streitkräfte gesichtet, die beim Näherkommen als drei moderne englische kleine Kreuzer und vier Zerstörer erkannt wurden. Es entwickelte sich zunächst ein Ferngefecht in Richtung auf die flandrische Küste, das sich bis zur Thornton-Bank hinzog. Dort hielten die feindlichen Kreuzer zurück; unsere Streitkräfte ermäßigten daher ihre Fahrt, um den Feind auf nähere Schußweite herankommen zu lassen. Im weiteren Verlauf des Gefechts entstand auf einem Zerstörer der feindlichen Linie infolge unserer Artilleriewirkung anscheinend eine Kesselexplosion. Der beschädigte Zerstörer schor mit starker Steuerbord-Schlagseite aus und sank kurz darauf, wie einwandfrei beobachtet werden konnte. Unsere Streitkräfte stießen nunmehr auf die feindlichen Zerstörer zu, die abdrehend mit höchster Fahrt Anschluß an ihre entfernt stehenden Kreuzer suchten, und stellten schließlich das Feuer ein, als der Gegner im Norden aus Sicht kam. Auf unserer Seite sind weder Beschädigungen noch Verluste eingetreten.
Am 10. Mai fanden mehrere feindliche Fliegerangriffe auf Zeebrügge und Brügge statt; im ganzen wurden 60 Bomben gezählt. Militärischer Schaden ist nirgends entstanden. Ein feindliches Flugzeug wurde von unseren Abwehrgeschützen abgeschossen.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

21000 Tonnen versenkt

Berlin, 11. Mai.
Neue U-Boots-Erfolge im Atlantischen Ozean: 4 Dampfer und 3 Segler mit 21000 Tonnen. (Folgen die Einzelheiten.)

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

23000 Tonnen U-Boots-Beute

Berlin, 11. Mai.
8 Dampfer, 4 Segler, 6 Fischerfahrzeuge mit 23000 Brutto-Registertonnen versenkt. (Folgen die Einzelheiten.)

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Nichts Wesentliches an der k. u. k. Front

Wien, 11. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Wesentliches.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Am unteren Isonzo beiderseits lebhafte Fliegertätigkeit.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 11. Mai. 
Mazedonische Front: 
In der Gegend von Bitolia lebhaftes Artilleriefeuer. Im Cerna-Bogen versuchten die Franzosen morgens einen starken Angriff auf einer Front von ungefähr 5 Kilometern, doch wurden sie zum Teil im Nahkampf zurückgeworfen. In der Dämmerung rückten mehrere feindliche Abteilungen nördlich von Makowo vor, wurden aber durch Sperrfeuer abgewiesen. Östlich von der Cerna wurde ein Angriffsversuch des Feindes gegen das Dorf Trnova in unserem wirkungsvollen Zerstörungsfeuer erstickt. 
In der Moglenagegend ziemlich lebhafte Kampftätigkeit. Nach heftiger Artillerievorbereitung griffen die Serben mehrere Male hintereinander bei Dobropolje, Kovil, Zborsko, Tuschin und Nonte an, wurden aber jedesmal durch unser Feuer und unsere Gegenangriffe zurückgeschlagen. Wir erbeuteten drei Selbstladegewehre. Das lebhafte Geschützfeuer hält an. Westlich des Wardar Artilleriefeuer von wechselnder Stärke. Südlich des Dorfes Huma unternahm der Feind wütende, mehrfach wiederholte Angriffe. Einzelnen seiner Abteilungen gelang es, in einen unserer vorgeschobenen Gräben einzudringen, doch wurde dieser im Laufe der Nacht durch einen mächtigen Gegenangriff wieder zurückgewonnen. Westlich von Altschak Mahle setzte um eine unserer vorgeschobenen Stellungen ein Infanteriekampf ein. Südlich von Dojran mäßige Geschütztätigkeit. In und vor unserer Stellung hat man bis jetzt mehr als 1500 Leichen englischer Soldaten gezählt, darunter 15 Offiziere. In den Schluchten vor unseren Stellungen liegen noch zahlreiche Leichen. Zwei englische Mitrailleusen und viele Gewehre wurden erbeutet. Östlich vom Dojransee bis zur Mündung der Struma schwache Geschütztätigkeit. In der Ebene von Serres Tätigkeit von Patrouillen und schwächeren Abteilungen. 
Rumänische Front: 
Bei Tulcea spärliches Gewehrfeuer, bei Isaccea schwaches Artilleriefeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 11. Mai. 
Irakfront: Außer leichten Postengefechten an der Djala herrschte an der Front Ruhe. Am Euphrat unternahmen die Engländer in der Stärke von 300 Mann mit 2 Geschützen und 2 Maschinengewehren eine Strafexpedition gegen uns ergebene Beduinen. Diese Unternehmung endete mit dem Rückzug der Engländer, die 120 Mann verloren haben sollen.
Sinaifront: Hinter der feindlichen Front gegenüber von Ghaza war lebhaftere Tätigkeit zu erkennen. Ghaza selbst lag am 8. Mai von 6 Uhr nachmittags ab einige Zeit unter Artilleriefeuer. Die gegenseitige Fliegertätigkeit ist lebhaft.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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