Der Weltkrieg am 8. Mai 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Fresnoy im Sturm erobert - Die feindliche Offensive in Mazedonien abgewiesen

Jagdflieger 1. Weltkrieg: Leutnant Bernert
Leutnant Bernert
Jagdflieger 1. Weltkrieg: Leutnant Lothar Freiherr v. Richthofen
Lothar v. Richthofen

Großes Hauptquartier, 8. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
An der Arrasfront hat sich der Artilleriekampf weiter verstärkt. Feindliche Angriffe auf den Schloßpark von Roeux und unsere Stellungen zwischen Fontaines und Riencourt wurden blutig abgewiesen. Bei Kämpfen um den Besitz von Bullecourt verblieb dem Gegner der Südostrand des Dorfes. Heute morgen stürmten unsere Truppen Fresnoy und hielten den Ort gegen englische Wiedereroberungsversuche. Über 200 Gefangene und 6 Maschinengewehre sind bisher eingebracht. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Auf dem Schlachtfeld der Aisne flaute nach dem heißen, schweren Ringen der letzten Tage die Gefechtstätigkeit gestern stellenweise ab. Zu größeren Kämpfen kam es tagsüber noch nördlich von Craonelle, wo die Franzosen sich in erfolglosen, verlustreichen Angriffen bemühten, uns die Höhenstellungen zwischen Hurtebise-Ferme und Craonne zu entreißen. An keiner Stelle hatten sie Erfolg. 
In den Abend- und Nachtstunden erfolgten gegen mehrere Stellen der Front von Vauxaillon bis Corbeny feindliche Teilvorstöße, die, abgesehen von geringem örtlichen Erfolg der Franzosen westlich von Craonne, gegenüber der tapferen Verteidigung überall scheiterten.
Bei La Neuville leitete nachmittags starkes Artilleriefeuer einen erfolglosen feindlichen Angriff gegen die Höhe 100 und unsere anschließenden Gräben ein. 
In der Champagne bekämpften sich die Artillerien mit zunehmender Heftigkeit. Ein gegen die Höhen nördlich von Prosnes beabsichtigter französischer Angriff kam in unserem Vernichtungsfeuer nur gegen Keil- und Pöhlberg zur Entwicklung. Vorübergehend eingedrungener Feind wurde in seine Ausgangsstellung zurückgeworfen. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
Keine besonderen Ereignisse. 
Am 7. Mai büßte der Feind 20 Flugzeuge ein. Leutnant Bernert schoß seinen 27., Leutnant Freiherr v. Richthofen seinen 20. Gegner. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die Lage ist unverändert. 
Mazedonische Front: 
Zwischen Ochrida- und Prespasee wiesen Österreicher und Türken feindliche Vorstöße blutig ab. 
Im Cerna-Bogen erfolgten gestern nach zweitägiger starker Artillerievorbereitung die erwarteten feindlichen Angriffe auf einer Frontbreite von 8 Kilometern, die dank der hervorragenden Haltung der verbündeten deutschen und bulgarischen Truppen abgeschlagen sind. Heute morgen hatten neue Vorstöße von Franzosen, Russen und Italienern dasselbe Schicksal. 
Westlich des Wardar- und Dojransee entfaltete die feindliche Artillerie eine über das gewöhnliche Maß hinausgehende Tätigkeit. 

*

Im Monat April büßte der Gegner 362 Flugzeuge und 29 Fesselballone ein. Von ersteren sind 299 im Luftkampf abgeschossen. Wir verloren 74 Flugzeuge und 10 Fesselballone. 
Der verflossene Monat zeigt die deutschen Luftstreitkräfte auf der vollen Höhe ihrer Leistungsfähigkeit. Während unsere Abwehrmittel mit Erfolg bemüht waren, ruchlose feindliche Bombenangriffe auf die Heimat abzuwehren, stellten die schweren Aprilkämpfe die höchsten Anforderungen an die im Felde befindlichen Flieger, Fesselballone und Flugabwehrkanonen. In täglicher enger Zusammenarbeit zeigten sie sich ihnen gewachsen. Unsere Bombengeschwader zerstörten wichtige militärische Anlagen. Unsere Luftaufklärung brachte der Führung wertvolle Nachrichten. 
Opfervoller Einsatz unserer Flieger auf dem Gefechtsfelde unterstützte die schwer kämpfende Infanterie und Artillerie in vorbildlicher Weise.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Nachlassen der Kampftätigkeit im Westen

Berlin, 8. Mai, abends. (Amtlich.)
Bei trübem Wetter mit Regen flaute die Gefechtstätigkeit heute sowohl bei Arras wie auch an der Aisne wesentlich ab. v

 

Drei feindliche Truppentransportdampfer versenkt

Berlin, 8. Mai. (Amtlich.)
Nach neu eingetroffenen Meldungen wurden wieder drei feindliche Truppentransportdampfer versenkt, und zwar: am 15. April östlich Malta ein vollbesetzter, durch zwei italienische Zerstörer gesicherter Truppentransporter von etwa 10000 Tonnen mit Kurs nach Ägypten; am 20. April westlich Gibraltar ein englischer graugemalter Truppentransportdampfer von etwa 12000 Tonnen mit östlichem Kurse; am 4. Mai im Ionischen Meer der italienische Truppentransportdampfer "Perseo" (3937 Tonnen) mit Soldaten des 61. Regiments, der aus einem durch Zerstörer gesicherten Geleitzug herausgeschossen wurde.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 8. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Lage überall unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 8. Mai. 
Mazedonische Front: 
Zwischen dem Ochrida- und dem Prespasee gegen den Einbruch der Nacht heftiges Geschützfeuer und darauf ein feindlicher Angriff, der durch Feuer von Bomben und Maschinengewehren abgeschlagen wurde. Auf der Tscherwena Stena und auf der Höhe 1248 nördlich von Bitolia (Monastir) lebhaftes Geschützfeuer, das in manchen Augenblicken sehr heftig wurde. 
Im Cerna-Bogen machten nach zweitägiger heftiger Vorbereitung durch Geschütz- und Minenwerferfeuer, das heute in den Vormittagsstunden vom frühen Morgen an mit größter Heftigkeit tobte, gegen 8 Uhr vormittags Franzosen, Russen und Italiener einen heftigen Angriff, der durch Sperrfeuer der Artillerie und Minenwerfer abgewiesen wurde. Feindliche Infanterieabteilungen, die an manchen Stellen etwas weiter vordringen konnten, wurden durch Gewehr- und Maschinengewehrfeuer vernichtet. Das feindliche Geschütz- und Minenwerferfeuer dauerte darauf noch heftiger fort, und gegen 1 Uhr nachmittags erfolgte ein weiter heftiger Angriff; auch dieser Angriff wurde durch Geschützfeuer erstickt. Nach artilleristischer Vorbereitung erfolgte ein dritter Angriff, aber auch er wurde durch Feuer und teilweise durch Gegenangriff blutig abgeschlagen. In der Nacht wurde ein vierter Angriff angesetzt, der gleichfalls erfolglos blieb; weitere Angriffe werden erwartet. Östlich von der Cerna und in der Gegend von Moglena schwächeres Geschützfeuer und Feuerwechsel zwischen vorgeschobenen Abteilungen; mehrere feindliche Gruppen versuchten vorzugehen, wurden aber durch Feuer vertrieben. Westlich vom Wardar heftiges Geschützfeuer aus verschiedenen Kalibern bei Toppute. Auf dem linken Wardarufer führten die Deutschen gelungene Patrouillenunternehmungen gegen Matschukowe durch. Südlich von Dojran wurde unsere vorderste Stellung den ganzen Tag über mit ununterbrochenem Geschütz- und Minenwerferfeuer beschossen, das zeitweise die Heftigkeit von Trommelfeuer erreichte; ein darauf folgender feindlicher Angriff wurde durch Geschützfeuer im Keime erstickt. Am Fuße der Belasitza Planina und in der Ebene von Serres das gewöhnliche Geschützfeuer und Tätigkeit schwacher Abteilungen. 
Ein feindliches Schiff hat vom Meerbusen von Orfano aus die Küste bei dem Dorfe Orfano ohne Ergebnis beschossen.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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