Der Weltkrieg am 30. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Heftiger Feuerkampf von Soissons bis zur Suippes


Manfred von Richthofen
Jagdflieger 1. Weltkrieg
Curt Wolff

Großes Hauptquartier, 30. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Nach dem Scheitern des großen Angriffs am 25. April unternahmen gestern die Engländer nur Einzelangriffe gegen Oppy, nördlich der Straße von Douai nach Arras. In viermaligem Ansturm gegen den heiß umstrittenen Ort erschöpften sie ihre Kräfte; das Dorf blieb in unserer Hand. 
Auf beiden Scarpe-Ufern hielt die starke Kampftätigkeit der Artillerie an. 
Vorsichtige Schätzung beziffert den Verlust der Engländer am 25. April auf über 6000 Mann, die in und vor unseren Stellungen gefallen sind; außerdem sind über 1000 Gefangene und 40 Maschinengewehre durch unsere Truppen eingebracht. 10 Panzerkraftwagen sind zerstört worden. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Gewaltsame Erkundungen der Franzosen suchten gestern morgen den Erfolg des französischen Zerstörungsfeuers gegen unsere Stellungen bei Berry-au-Bac, am Brimont und nördlich von Reims festzustellen. Unsere Grabenbesatzungen wiesen die Vorstöße ab. 
Seit Mittag hat sich mit wenigen Pausen der Feuerkampf von Soissons bis zur Suippes wieder gesteigert; er erreichte in den Abendstunden größte Heftigkeit, hielt in wechselnder Kraft während der Nacht an und wuchs bei Tagesgrauen zu stärkster Wirkung. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
Nichts Wesentliches. 
Am 28. April haben unsere westlichen Gegner 11, am 29. April 23 Flugzeuge verloren, außerdem 3 Fesselballons. Flieger und Flugabwehrkanonen teilen sich in das Ergebnis.
Rittmeister Freiherr v. Richthofen blieb zum 48.,49., 50., 51. und 52. Male Sieger im Luftkampf; der seiner Jagdstaffel angehörende Leutnant Wolff schoß den 22. bis 26. Gegner ab. 
Aufklärungsstreifen und Flüge zum Bombenabwurf führten unsere Flieger tief in das englische Frankreich zwischen Somme und Yser, von der Aisne-Front bis über die Marne nach Süden. 
Mazedonische Front: 
Zwischen Prespasee und Serres lebhafte Artillerietätigkeit. Zwei englische Flieger wurden bei Rückkehr eines unserer Kampfgeschwader vom erfolgreichen Luftangriff gegen Lager und Bahnstrecken im Cerna-Bogen zum Absturz gebracht.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Die Artillerieschlacht an der Aisne-Champagne-Front

Berlin, 30. April, abends. (Amtlich.)
Bei Arras Feuerkampf wechselnder Stärke; an der Aisne- und Champagne-Front dauert die Artillerieschlacht an.
Im Osten nichts Wesentliches.
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Die englischen Verluste am 28. April

Berlin, 30. April.
Infolge der schweren Verluste, die die Engländer in der Schlacht vom 28. erlitten, machte sich in ihrer gestrigen Kampftätigkeit im Raume von Arras eine starke Ermattung geltend. - Feststellungen und Beobachtungen bestätigen, daß die Schlacht am 28. April zu den heftigsten und für den Gegner verlustreichsten der letzten Wochen gezählt werden muß. Auf den Schlachtfeldern im Artois, an der Aisne und in der Champagne spielen sich in diesen Wochen Vorgänge von welthistorischer Bedeutung ab. Die Großkampftage des 16., 17., 23., 24. und besonders 28. April sind bedeutsame Merksteine in dem gigantischen Ringen um Deutschlands Dasein. Das deutsche Volk darf dem Endausgang des riesigen Kampfes mit froher Zuversicht und dankbarem Vertrauen auf seine unbezwingbaren Söhne entgegensehen.
1)

 

Noch 112000 Tonnen im April versenkt

Berlin, 30. April. (Amtlich.)
Außer den im April bisher bekanntgegebenen U-Boot-Erfolgen sind neuerdings im Kanal, im Atlantischen Ozean und in der Nordsee 112000 Brutto-Registertonnen Handelsschiffsraums durch unsere U-Boote versenkt worden.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Keine besonderen Ereignisse an den k. u. k. Fronten

Wien, 30. April.
Amtlich wird verlautbart:
Von keinem Kriegsschauplatze besondere Ereignisse zu melden.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 30. April. 
Kaukasusfront: Durch die lebhafte Tätigkeit unserer Patrouillen wurde festgestellt, daß der Feind an mehreren Stellen seine vorgeschobenen Posten und Patrouillen zurückgezogen hat. Da, wo es zwischen unseren Patrouillen und denen des Feindes noch zu Kämpfen kam, verliefen diese durchweg zu unseren Gunsten. Es gelang uns, mehrere Dörfer zu besetzen, die bisher im Besitz des Feindes gewesen sind.

 

Pétain französischer Generalstabschef

Bern, 30. April.
Lyoner Blätter melden aus Paris: In einer langen Sitzung des Ministerrates wurde die Ernennung Pétains zum Generalstabschef beschlossen.
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Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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