Der Weltkrieg am 29. April 1917

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Der 1. Weltkrieg: Schwerer Artillerieeinschlag in den Ruinen von Oppy
Schwerer Artillerieeinschlag in den Ruinen von Oppy

 Der deutsche Heeresbericht:

Die schwere Niederlage der Engländer

Großes Hauptquartier, 29. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Schwerstes Trommelfeuer, vor Tagesanbruch auf der ganzen Front von Lens bis Queant beginnend, leitete am 28. April die Schlacht ein, von der die Engländer nun zum dritten Male die Durchbrechung der deutschen Linien bei Arras erhofften. 
Bis Mittag war der große Kampf entschieden; er endete mit einer schweren Niederlage Englands! 
Beim Hellwerden folgten der sprungweise vorgelegten Wand von Stahl, Staub, Gas und Rauch die englischen Sturmkolonnen in einer Front von etwa 30 Kilometer Breite. Die Wucht des feindlichen Stoßes nördlich der Scarpe richtete sich gegen unsere Stellungen von Acheville bis Roeux; dort entbrannte die Schlacht zu außerordentlicher Heftigkeit. Der Engländer drang in das von uns als Vorstellung besetzte Arleux, in Oppy, bei Gavrelle Roeux ein; da traf ihn der Gegenangriff unserer Infanterie. In hartem Ringen Mann gegen Mann wurde der Feind geworfen, stellenweise über unsere alten Linien hinaus, die, bis auf Arleux, sämtlich wieder in unserer Hand sind. 
Südlich der Scarpeniederung tobte gleichfalls erbitterter Kampf. In den zerschossenen Stellungen trotzten unsere braven Truppen mehrmaligem Ansturm; auch dort sind alle englischen Angriffe gescheitert. 
Auf den Flügeln des Schlachtfeldes brachen die feindlichen Angriffswellen schon im Vernichtungsfeuer unserer Artillerie zusammen. 
Die Verluste der Engländer sind wiederum außergewöhnlich schwer. 
Der 28. April ist ein neuer Ehrentag unserer Infanterie, die, kraftvoll geführt und trefflich unterstützt durch die Schwester- und Hilfswaffen, sich der Größe ihrer Aufgaben voll gewachsen zeigte. 
Bei den anderen Armeen der Westfront, auch an der Aisne und in der Champagne, sowie im Osten und auf dem Balkan ist die Gesamtlage unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Vier englische Angriffe bei Oppy abgeschlagen

Berlin, 29. April, abends. (Amtlich.)
An der Arras-Front bei starkem Artilleriefeuer nur Teilkämpfe bei Oppy, wo vier englische Angriffe verlustreich scheiterten.
Längs der Aisne, des Aisne-Marne-Kanals und in der Champagne erhöhter Feuerkampf. Morgens mehrfach vorstoßende Erkundungsabteilungen der Franzosen werden abgewiesen.
Im Osten nichts Wesentliches.
1)

 

885000 Tonnen im März versenkt - 5711000 Tonnen seit Kriegsbeginn

Berlin, 29. April.
Im Monat März sind nach endgültiger Feststellung insgesamt 450 Handelsschiffe mit 885000 Brutto-Registertonnen durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte vernichtet worden; davon sind 345 feindliche Schiffe mit 689000 Brutto-Registertonnen; von diesen 536500 Brutto-Registertonnen englisch.
Ferner wurden 6 Schiffe, darunter 3 feindliche, mit insgesamt 39500 Brutto-Registertonnen schwer beschädigt, deren Schiffsraum auf längere Zeit für den Handelsverkehr ausfällt.
Seit Kriegsbeginn bis 31. März 1917 sind damit und unter Hinzurechnung der im Laufe des letzten Vierteljahrs nachträglich bekanntgewordenen Kriegsverluste 5711000 Brutto-Registertonnen feindlichen Handelsschiffsraums verlorengegangen; davon sind 4370500 Brutto-Registertonnen englisch; dies sind 23 Prozent der englischen Gesamttonnage der Heimatshandelsflotte zu Anfang des Krieges.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Sturmerfolg am Tonale-Paß

Wien, 29. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
An mehreren Frontabschnitten lebhafteres Artillerie- und Minenwerferfeuer. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Lage ist unverändert. Heute in den Morgenstunden überfielen unsere Sturmpatrouillen einen Stützpunkt des Feindes in der Nähe des Tonale-Passes, machten die Besatzung nieder und kehrten mit 22 Gefangenen zurück. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts zu melden.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
Am 28. d. Mts. früh haben unsere Seeflugzeuge die militärischen Anlagen von San Ganziano erneut mit Erfolg angegriffen und sind wohlbehalten zurückgekehrt. 

  Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 29. April. 
An der mazedonischen Front von der westlichen Schleife der Cerna bis zum Dojransee lebhaftes Artilleriefeuer mit Unterbrechungen. An der übrigen Front schwache Tätigkeit der Artillerie. In der Ebene von Serres Patrouillengefechte. Rumänische Front: Geplänkel zwischen den Feldwachen. 
Ein russisches Flugzeug warf Bomben auf die Stadt Tulcea. Mehrere Personen der Zivilbevölkerung wurden verwundet.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 29. April. 
Irakfront: Feindliche Kavallerieregimenter, die gegen unsere Truppen auf dem rechten Edhemufer vorgingen, wurden durch unsere Feuer zurückgetrieben. Am 28. April schoß Hauptmann Schütz im Luftkampf sein 8. Flugzeug ab. Es war ein englisches Liverpool-Flugzeug, das hinter unseren Linien abstürzte. Der feindliche Flugzeugführer fiel verwundet in unsere Gefangenschaft. 
Kaukasusfront: Außer Patrouillenunternehmungen herrschte an der Front Ruhe. - Sinaifront: Am 27. April griffen die Engländer einen Teil unserer an der See stehenden Vorposten an. Nachdem unsererseits eine Kompagnie Infanterie zur Verstärkung eingesetzt war, wurde der Feind im Gegenangriff zurückgeworfen. Er ließ 15 Tote auf dem Gefechtsfelde liegen.

 

Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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