Der Weltkrieg am 16. April 1917

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Westfront 1917: Trommelfeuer am Chemin-des-Dames
Trommelfeuer am Chemin-des-Dames

 Der deutsche Heeresbericht:

Beginn der Infanterieschlacht von Soissons bis Reims

Großes Hauptquartier, 16. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Auf dem Nordufer der Scarpe hielt unser Vernichtungsfeuer englische Angriffswellen nieder, so daß der Sturm nicht zur Durchführung kam. Auch nordöstlich von Croiselles brachte unser Feuer einen starken Angriff der Engländer verlustreich zum Scheitern. Nördlich der Straße Arras-Cambrai warf ein Vorstoß unserer Truppen den Feind auf Lagnicourt und Bourcies zurück. Zu den blutigen Verlusten der dort fechtenden Australier kommt die Einbuße von 475 Gefangenen und 15 Maschinengewehren, die eingebracht, sowie von 22 Geschützen, die genommen und durch Sprengung unbrauchbar gemacht wurden. Bei St. Quentin nahm das Artilleriefeuer wieder zu.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Zwischen Oise und Aisne sind gestern durch starkes Feuer vorbereitete Angriffe der Franzosen bei Vauxaillon und Chiffres gescheitert. 
Von Soissons bis Reims und im Westteil der Champagne hat der Feuerkampf bei stärkstem Einsatz der Artillerie und Minenwerfer angehalten. 
Nach Scheitern feindlicher Erkundungsvorstöße am 15. April ist heute morgen in breiten Abschnitten die Infanterieschlacht entbrannt. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
In der Lothringer Ebene und der Burgundischen Pforte blieben Unternehmungen französischer Sturmtrupps gegen unsere Stellungen ohne jeden Erfolg. 
Ein einheitlicher Angriff feindlicher Flieger gegen unsere Fesselballone längs der Aisne war ergebnislos. 
Die Gegner haben zwischen Soissons und Verdun gestern 11 Flugzeuge verloren, deren Mehrzahl Maschinen neuester Bauart (Spads) sind. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Im allgemeinen geringe Gefechtstätigkeit. Nur an der Bahn Kowel-Luck verfeuerte die russische Artillerie etwa 10000 Schuß gegen unsere Stellungen; vordringende Streifabteilungen wurden abgewiesen.
Mazedonische Front: 
Keine besonderen Ereignisse.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Westfront 1917

 

Beginn des französischen Durchbruchversuchs

Berlin, 16. April, abends. (Amtlich.)
Bei Arras geringe Gefechtstätigkeit. An der Aisne hat der große französische Durchbruchstoß mit weitgestecktem Ziel nach 10tägigem Massenfeuer begonnen. Auf der 40 Kilometer breiten Angriffsfront ist der erbitterte Kampf um unsere vorderste Stellung im Gange.
Im Osten nichts Wesentliches.
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Das weitgesteckte Ziel der französischen Offensive

Berlin, 17. April. (Amtlich.)
Während die deutschen Stellungen an der Aisne und in der Champagne vom 6. April an unter schwerstem Trommelfeuer lagen, drangen an den verschiedensten Stellen deutsche Stoßtrupps in die französischen Gräben vor und brachten Gefangene ein. Bei einer dieser gelungenen Unternehmungen fiel auch ein französischer Befehl in unsere Hände, der in klarster Weise uns die Ziele zeigt, die die französische oberste Heeresleitung mit dem am 16. endlich erfolgten Angriff in der Gegend nördlich Reims erreichen wollte. Unsere Linie läuft dort, bei Berry-au-Bac die Aisne überschreitend, im allgemeinen längs des Aisne-Marne-Kanals bis in die Gegend südlich von Courcy, und zwar zunächst nördlich, dann südlich des Kanals.
Der gefundene Befehl sagt, daß das französische 32. Korps, auf beiden Seiten der Aisne vorgehend, am ersten Tage nach Durchbruch der deutschen Linie vorstoßen soll bis in die Linie Aumenancourt - Brienne - Evergnicourt - Proviseux - Prouvais. Südlich des 32. Korps hatte die 37. Division den Auftrag, zunächst - ebenfalls nach Durchbruch der deutschen Stellungen - bis an die Suippes zwischen Orainville und Merlet vorzudringen, dann nach Osten einzuschwenken und südlich Aumenancourt Anschluß an den rechten Flügel des 32. Korps zu gewinnen. Im Anschluß an die 37. Division solle die 14. Division das Fort Brimont und die östlich anschließenden Stellungen nehmen. In dem in unsere Hände gefallenen Befehl folgen dann noch Einzelanordnungen für die Truppen der betreffenden Divisionen.
Die Absicht der Franzosen war also, auf diesem Teil des weiten Gefechtsfeldes der Aisne-Champagne eine großzügige, nach Osten gerichtete Umfassungsbewegung gegen den Teil der deutschen Stellung bei Brimont auszuführen. Aussagen von Gefangenen, die weiter nördlich gemacht wurden, beweisen, daß auch dort ähnlich weite Angriffsziele gegeben waren.
Wie sieht es nun in Wirklichkeit heute am Tage nach Beginn des französischen Angriffs aus?
Wohl ist unsere erste deutsche Linie durch das während 10 Tage anhaltende ununterbrochene französische Feuer aller Kaliber nur noch eine Trichterstellung, wohl sind an einzelnen Stellen die Franzosen in diese frühere erste Linie eingedrungen, was aber um so weniger wundernehmen kann, als die Truppenführer dort in richtiger Erkenntnis der Lage und um das wertvolle Menschenmaterial nach Möglichkeit zu schonen, die frühere erste Linie, wenn überhaupt, so nur ganz dünn besetzt hatten.
An vielen Stellen ist es im Laufe des Nachmittags des 16. April bereits gelungen, den eingedrungenen Gegner durch glänzende Gegenangriffe wieder hinauszuwerfen. Abgesehen von für die Gesamtlage bedeutungslosen Einbuchtungen der früheren ersten und zweiten Linie befindet sich die deutsche Stellung in der angegebenen Gegend fest in unserer Hand.
Von den weitgesteckten Zielen, die die französische oberste Heeresleitung ihren Korps und Divisionen für den ersten Angriffstag des Kampfes an der Aisne gesteckt hatte, und die sie über 10 Kilometer hinter die vorderste deutsche Stellung wiesen, ist nichts erreicht. Die angreifenden Truppen haben ihren Mißerfolg mit den schwersten Opfern bezahlen müssen, während die schon erwähnten vorausschauenden Maßnahmen deutscher Truppenführung die deutschen Verluste wesentlich eingeschränkt haben.
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Weitere 40782 Tonnen im Mittelmeer versenkt

Berlin, 16. April. (Amtlich.)
Im Mittelmeer wurden nach neu eingegangenen Meldungen versenkt: 6 Dampfer und 4 Segler mit 40782 Tonnen.

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der Fliegerangriff auf Freiburg

Berlin, 16. April. (Amtlich.)
Am Sonnabend, den 14. April, mittags 12 Uhr griff ein feindliches Flugzeuggeschwader von 12 Flugzeugen die offene Stadt Freiburg im Breisgau an. Der Angriff wurde 5 Uhr nachmittags von 2 weiteren Geschwadern mit zusammen 23 Flugzeugen wiederholt. Dem ruchlosen Überfall fielen leider mehrere Menschenleben zum Opfer. 7 Frauen, 3 Männer, 1 Soldat wurden getötet, 17 Frauen, 8 Männer und 2 Kinder verletzt. Die feindlichen Flieger wählten sich als Angriffsziel neben dem neuen Stadttheater vor allem die Institute und Kliniken der Universität. Die Anatomie wurde beträchtlich beschädigt.
Durch unsere wirksamen Gegenmaßnahmen kam der Angriff nicht voll zur Durchführung. Im Verlauf der mit unseren zur Abwehr aufgestiegenen Fliegern sich entspinnenden Luftkämpfe wurden 2 feindliche Flugzeuge bei Schlettstadt und Markirch abgeschossen, ein drittes im Luftkampf vereint mit Beschuß von der Erde aus zum Absturz gebracht. Bezeichnenderweise sind sämtliche 3 Flugzeuge englische Typen mit englischer Besatzung. Der Führer des Angriffs, ein englischer Oberstleutnant, ist dabei in unsere Hand gefallen.
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Luftkrieg 1917

 

Fliegerleutnant Baldamus gefallen

Jagdflieger 1. Weltkrieg: Leutnant der Reserve Hartmuth Baldamus
Hartmuth Baldamus

Berlin, 16. April.
Wieder ist einer der besten unserer Flieger gefallen; Leutnant der Reserve Hartmuth Baldamus ist im Luftkampf mit einem feindlichen Flugzeug zusammengestoßen und abgestürzt, nachdem er bisher achtzehn feindliche Flugzeuge abgeschossen hatte.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolg der k. u. k. Sturmpatrouillen im Fleimstal

Wien, 16. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Über Darmonesci schoß am 14.d.Mts.ein k. u. k. Flieger ein russisches Nieuport-Flugzeug ab. 
Gestern in Wolhynien erhöhte russische Artillerietätigkeit. Sonst nichts von Belang.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der Fleimstalfront drangen heute zeitlich früh unsere Sturmpatrouillen im Gebiet der Cima di Bocche in die italienischen Stellungen ein und machten 7 Offiziere und 124 Mann zu Gefangenen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 16. April. 
Irakfront: Auf dem rechten Tigrisufer nur Patrouillengefechte. Auf dem linken leichtes Infanterie- und Artilleriefeuer. Nördlich der Djala Ruhe. 
Unser Flugzeugführer Hauptmann Schütz schoß einen feindlichen Doppeldecker ab, der in der Nähe unserer Stellungen abstürzte. Die feindliche Besatzung ist tot. 
Kaukasusfront: Außer unbedeutenden Patrouillengefechten im rechten Flügelabschnitt herrschte an der Front Ruhe.

 

Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Brasilien und Deutschland

Berlin, 16. April.
Der hiesige brasilianische Gesandte hat dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes eine Note überreicht, der zufolge die Beziehungen zu Deutschland abgebrochen und die Pässe für die Gesandtschaft und die Konsulate erbeten werden. Als Begründung hierfür wird die Zerstörung des brasilianischen Dampfers "Paraná" durch deutsche Seestreitkräfte angegeben.

Genf, 16. April.
Die Agence Havas meldet aus Rio de Janeiro:
Die Beschlagnahme der deutschen Schiffe ist überall ohne Zwischenfall vor sich gegangen.
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Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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