Der Weltkrieg am 7. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erbitterte Luftkämpfe über der Westfront - 
Mehrere feindliche Fliegergeschwader vernichtet

Großes Hauptquartier, 7. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Der Artilleriekampf von Lens bis Arras hielt mit kurzen Unterbrechungen in unveränderter Heftigkeit an. 
Im Gebiet beiderseits der Somme mehrere Gefechte kleiner Abteilungen. Die Franzosen beschossen St. Quentin. 
Bei Laffaux. nordöstlich von Soissons, scheiterte ein französischer Vorstoß. 
Längs der Aisne und am Aisne-Marne-Kanal nahm vielfach das Feuer an Stärke zu. 
Ein Angriff der Franzosen zur Wiederaufnahme der entrissenen Gräben bei Sapigneul wurde verlustreich abgewiesen. 
Durch Fliegeraufnahme festgestellte Batterien, Munitionsstapel, Befestigungsanlagen und beobachtete Truppenansammlungen in Reims wurden von uns unter Wirkungsfeuer genommen. 
In den Argonnen wurden feindliche Erkundungstrupps vertrieben. 
Auf dem linken Maasufer griffen nach starker Feuervorbereitung französische Bataillone am Walde von Malancourt dreimal, aber stets vergeblich an. 
Um Artilleriebeobachtung und Aufklärung zu erzwingen, setzten die Gegner starke, zusammengefaßte Luftstreitkräfte ein, sie erlitten schwere Verluste. Mehrere der feindlichen Geschwader können als vernichtet gelten. Leutnant Voß schoß sein 24. Flugzeug, Leutnant v. Bertram seinen vierten Gegner im Luftkampf ab. 
Zwischen Soissons und Reims unternahm der Feind einen einheitlichen Angriff gegen unsere an dieser Front stehenden Fesselballons. Durch schnell einsetzendes Abwehrfeuer und Eingreifen unserer Jagdstaffeln hatte der Gegner nicht den erhofften Erfolg; nur zwei Ballons wurden abgeschossen, ihre Beobachter landeten im Fallschirm. 
Die Gegner verloren gestern 44 Flugzeuge, davon in Luftkämpfen 33, durch Abwehrkanonen 8, durch Notlandung hinter unseren Linien 3, ferner durch Luftangriff 1 Fesselballon. 
Fünf unserer Flieger sind nicht zurückgekehrt. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
In zahlreichen Abschnitten rege Feuertätigkeit. Vorstöße von russischen Streifabteilungen bei Baranowitschi und südlich von Stanislau wurden zurückgeschlagen. 
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
In den Waldkarpathen und den Grenzbergen der Moldau vielfach Vorfeldgefechte.
Mazedonische: 
Front Zwischen Wardar und Doiransee täuschten die Engländer nach starkem Feuer durch Kommandos und Hurrarufe einen Angriff vor. Unser Vernichtungsfeuer lag wirkungsvoll auf den als besetzt erkannten feindlichen Gräben.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Verminderte Artillerietätigkeit im Westen

Berlin, 7. April, abends. (Amtlich.)
Bei regnerischem Wetter blieb die Artillerietätigkeit im Westen gegen die der Vortage an Stärke zurück. 
Vom Osten und aus Mazedonien sind keine wichtigen Ereignisse gemeldet.
1)

 

Fliegerangriff auf die englische Küste

Berlin, 7. April. 
Am 5. April nachts hat ein deutsches Seeflugzeuggeschwader die in den Downs liegenden Schiffe, sowie Scheinwerfer und Befestigungsanlagen nordwestlich Ramsgate ausgiebig und mit gutem Erfolg mit Bomben belegt. 

 Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Eine Osterbotschaft des Kaisers

(Unmittelbare und geheime Wahl zum preußischen Abgeordnetenhaus - Beseitigung des Klassenwahlrechts - Reform des Herrenhaus)

Berlin, 7. April. (Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser und König hat an den Reichskanzler und Präsidenten des Staatsministeriums Dr. v. Bethmann Hollweg folgenden Erlaß gerichtet:

Noch niemals hat sich das deutsche Volk so fest gezeigt wie in diesem Kriege. Das Bewußtsein, daß sich das Vaterland in bitterer Notwehr befand, übte eine wunderbar versöhnende Kraft aus, und trotz aller Opfer an Blut draußen im Felde und schwerer Entbehrungen daheim ist der Wille unerschütterlich geblieben, für den siegreichen Endkampf das Letzte einzusetzen. Nationaler und sozialer Geist verstanden und vereinigten sich und verliehen uns ausdauernde Stärke. Jeder empfand, was in langen Jahren des Friedens unter manchen inneren Kämpfen aufgebaut ward, das war doch der Verteidigung wert.
Leuchtend stehen die Leistungen der gesamten Nation in Kampf und Not vor meiner Seele. Die Erlebnisse dieses Ringens um den Bestand des Reiches leiten mit erhabenem Ernste eine neue Zeit ein. Als dem verantwortlichen Kanzler des Deutschen Reiches und ersten Minister Meiner Regierung in Preußen liegt es Ihnen ob, den Erfordernissen dieser Zeit mit den rechten Mitteln und zur rechten Stunde zur Erfüllung zu verhelfen. Bei verschiedenen Anlässen haben Sie dargelegt, in welchem Geiste die Formen unseres staatlichen Lebens auszubauen sind, um für die freie und freudige Mitarbeit aller Glieder unseres Volkes Raum zu schaffen. Die Grundsätze, die Sie dabei entwickelten, haben, wie Sie wissen, Meine Billigung. Ich bin mir bewußt, dabei in den Bahnen Meines Großvaters, des Begründers des Reichs, zu bleiben, der als König von Preußen mit der Militärorganisation und als Deutscher Kaiser mit der Sozialreform monarchische Pflichten vorbildlich erfüllte und die Voraussetzung dafür schuf, daß das deutsche Volk in einmütigem, ingrimmigem Ausharren diese blutige Zeit überstehen wird.
Die Wehrmacht als wahres Volksheer zu erhalten, den sozialen Aufstieg des Volkes in allen seinen Schichten zu fördern, ist vom Beginn Meiner Regierung an Mein Ziel gewesen. Bestrebt, in fest bewahrter Einheit zwischen Volk und Monarchie dem Wohle der Gesamtheit zu dienen, bin Ich entschlossen, den Ausbau unseres inneren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens, so wie es die Kriegslage gestattet, ins Werk zu setzen.
Noch stehen Millionen Volksgenossen im Felde, noch muß der Austrag des Meinungsstreits hinter der Front, der bei einer eingreifenden Verfassungsänderung unvermeidlich ist, im höchsten vaterländischen Interesse verschoben werden, bis die Zeit der Heimkehr unserer Krieger gekommen ist, und sie selbst am Fortschritt der neuen Zeit mitraten und -taten können. Damit aber sofort beim glücklichen Ende des Krieges, das, wie Ich zuversichtlich hoffe, nicht mehr fern ist, das Nötige und Zweckmäßige auch in dieser Beziehung geschehen kann, wünsche Ich, daß die Vorbereitungen unverweilt abgeschlossen werden.
Mir liegt die Umbildung des preußischen Landtags und die Befreiung unseres gesamten innerpolitischen Lebens von dieser Frage besonders am Herzen. Für die Änderung des Wahlrechts zum Abgeordnetenhaufe sind auf Meine Weisung schon zu Beginn des Krieges Vorarbeiten gemacht worden. Ich beauftrage Sie nunmehr, Mir bestimmte Vorschläge des Staatsministeriums vorzulegen, damit bei der Rückkehr unserer Krieger diese für die innere Gestaltung Preußens grundlegende Arbeit schnell im Wege der Gesetzgebung durchgeführt werde. Nach den Gewaltigen Leistungen des ganzen Volkes in diesem furchtbaren Kriege ist nach Meiner Überzeugung für das Klassenwahlrecht in Preußen kein Raum mehr. Der Gesetzentwurf wird ferner unmittelbare und geheime Wahl der Abgeordneten vorzusehen haben.
Die Verdienste des Herrenhauses und seine bleibende Bedeutung für den Staat wird kein König von Preußen verkennen. Das Herrenhaus wird aber den gewaltigen Anforderungen der kommenden Zeit besser gerecht werden können, wenn es in weiterem und gleichmäßigerem Umfange als bisher aus den verschiedenen Kreisen und Berufen des Volkes führende, durch die Achtung ihrer Mitbürger ausgezeichnete Männer in seiner Mitte vereinigt.
Ich handle nach den Überlieferungen großer Vorfahren, wenn Ich bei Erneuerung wichtiger Teile unseres festgefügten und sturmerprobten Staatswesens einem treuen, tapferen, tüchtigen und hochentwickelten Volk das Vertrauen entgegenbringe, das es verdient.

Wilhelm I. R.

Großes Hauptquartier, 7. April 1917.

An den Reichskanzler und Präsidenten des Staatsministeriums. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Aufklärungsabteilungen abgewiesen

Wien, 7. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
In den Waldkarpathen und südlich von Stanislau stießen russische Aufklärungsabteilungen vergeblich gegen unsere Linien vor. An vielen Stellen Vorfeldgeplänkel.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 7. April. 
Mazedonische Front: 
Zwischen Wardar und Doiransee am Nachmittag ziemlich heftiges Feuer der feindlichen Artillerie, das sich gegen Abend zum Trommelfeuer steigerte. Der Feind unternahm keinen Infanterieangriff. An der übrigen Front schwache Artillerietätigkeit. 
Rumänische Front: 
Schwache Artillerietätigkeit östlich von Tulcea.

 

Der "Cormoran" von seiner Besatzung zerstört

Washington, 7. April. (Reuter-Meldung.)
Die Besatzung des deutschen Kanonenbootes "Cormoran", das im Hafen von Guam interniert war, hat sich geweigert, es den amerikanischen Behörden zu übergeben, und hat es zerstört. 2 Unteroffiziere und 5 Matrosen wurden getötet, 20 Offiziere, 12 Unteroffiziere und 321 Matrosen gefangengenommen.
(Es handelt sich um den zu Kriegsbeginn von der "Emden" aufgebrachten, in Tsingtau in einen deutschen Hilfskreuzer umgewandelten und von dem früheren deutschen Kanonenboot "Cormoran" bemannten und bestückten ehemals russischen Dampfer "Rjäsan", der als deutscher Hilfskreuzer "Cormoran" alsbald in Dienst gestellt wurde.)
1)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1917

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

© 2005 stahlgewitter.com