Der Weltkrieg am 22. Januar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Englischer Angriff bei Lens abgefangen

Großes Hauptquartier, 22. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Lens wurde ein schwächerer englischer Angriff im Handgranatenkampf abgeschlagen Bei Bezonvaux und östlich Pont-à-Mousson brachten Erkundungsabteilungen von kurzen Vorstößen in die feindliche Stellung mehrere Franzosen und 1 Maschinengewehr zurück.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Westlich Friedrichstadt wurden nachts angreifende russische Jagdkommandos abgewiesen.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In den Ostkarpathen kam es an mehreren Stellen zu Vorfeldkämpfen, die für uns günstig verliefen. Nördlich des Oitoz-Tales war die beiderseitige Artillerietätigkeit zeitweise lebhaft.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Westlich Parcin griff eine feindliche Kompagnie unsere Sicherungen an der Putna an. Sie wurde zurückgeschlagen.
Mazedonische Front:
Außer vereinzelten Erkundungszusammenstößen sind keine besonderen Ereignisse zu melden.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Keine größeren Kampfhandlungen

Berlin, 22. Januar, abends. (Amtlich.)
An keiner Front größere Kampfhandlungen.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreicher Vorstoß in Wolhynien 

Wien, 22. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Im Odobeci-Gebirge wurden feindliche Aufklärungstruppen abgewiesen. Östlich von Nielnica in Wolhynien stießen Abteilungen des Brünner Infanterieregiments Nr. 8 überraschend in die russischen Gräben vor und brachten 1 Offizier, 109 Mann, 1 Maschinengewehr und 1 Minenwerfer ein. Gut geleitetes Geschützfeuer fügte dem Gegner starke blutige Verluste zu.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Südlich des Ochrida-Sees vereitelten unsere Truppen vorgestern einen feindlichen Vorstoß.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 22. Januar.
Mazedonische Front:
Zwischen dem Prespasee und der Cerna schwaches Artillerie- und Gewehrfeuer. Im Cernabogen nichts von Bedeutung. Östlich von der Cerna in der Umgebung von Gradesnica versuchte eine feindliche Abteilung, sich unseren vorgeschobenen Gräben zu nähern, wurde aber durch Gegenangriff vertrieben. In der Gegend der Moglena vereinzeltes Artillerie-, Gewehr-, Maschinengewehr- und Minenwerferfeuer. Im Wardartale und an der Struma schwaches Artilleriefeuer und an einigen Stellen Patrouillengefechte.
Rumänische Front:
Artilleriefeuer feindlicher Schiffe gegen Tulcea.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 22. Januar.
Kaukasusfront: Im Abschnitt des linken Flügels haben unsere Aufklärungstruppen im Verfolg ihrer in dem gestrigen Berichte gemeldeten Unternehmungen die erste Stellung des Feindes in einer Ausdehnung von 16 Kilometern erobert.
An den anderen Fronten kein Vorkommnis von Bedeutung.

 

Friedensbotschaft Wilsons an den amerikanischen Senat

Wien, 22. Januar. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korresp.-Bureaus.)
Nach einer Mitteilung der hiesigen amerikanischen Botschaft richtete Wilson am heutigen Tage an den Senat der Vereinigten Staaten betreffs der Friedensfrage eine Botschaft, die mit den Worten schließt: Ich schlage vor, es mögen sich die Völker einmütig die Doktrin des Präsidenten Monroe als Doktrin der Welt zu eigen machen, daß kein Volk danach streben sollte, seine Regierungsform auf irgendein anderes Volk oder eine andere Nation zu erstrecken, und daß vielmehr es jedem Volke, einem kleinen sowohl wie einem großen und mächtigen, freistehen sollte, seine Regierungsform und seinen Entwicklungsgang unbehindert, unbedroht und unerschrocken selbst zu bestimmen. Ich schlage vor, es mögen in Zukunft alle Völker unterlassen, sich in Bündnisse zu verwickeln, die sie in den Wettbewerb um die Macht hineintreiben, in ein Netz von Intrigen eigennütziger Nebenbuhlerschaft verstricken und ihre eigenen Angelegenheiten durch Einflüsse verwirren, die von außen hineingetragen werden. In einem Konzert der Mächte gibt es keine verwickelnden Allianzen. Wenn sich alle vereinigen, um in demselben Geiste zu demselben Zwecke zu handeln, so wirken alle im gemeinsamen Interesse und genießen die Freiheit und ihr eigenes Leben unter gemeinsamem Schätze. Ich schlage vor: eine Regierung unter Zustimmung der Regierten, jene Freiheit der Meere, die in einer internationalen Konferenz auch andere Vertreter des Volkes der Vereinigten Staaten mit Beredsamkeit als überzeugte Anhänger der Freiheit verfochten haben, und eine Beschränkung der Rüstungen, die aus den Heeren und Flotten lediglich ein Werkzeug der Ordnung, nicht aber ein Werkzeug für den Angriff oder eigensüchtige Gewalttätigkeit macht.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 5
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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