Der Weltkrieg am 7. November 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Neuer Erfolg am Roten-Turm-Paß 

Das Munitionslager von Cerisy durch Flieger in Brand geschossen 

Großes Hauptquartier, 7. November. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Trotz der deutlich erkennbaren Absicht der Engländer, ihre Angriffe gestern fortzusetzen, gelang es ihnen doch nur östlich von Eaucourt l´Abbaye, die Infanterie zum Verlassen der Gräben zu bringen; sie wurden sofort zur Umkehr gezwungen. Die englischen Verluste an Toten vom 5. November stellen sich besonders bei den australischen Divisionen als sehr bedeutend heraus. Auch die französischen Angriffe über das mit Gefallenen bedeckte Gelände sind nur in beschränktem Umfange zur Wiederholung gekommen. Sie erfolgten zwischen Lesboeufs und Rancourt abends und nachts und brachen meist schon in unserem Feuer zusammen. 
Ein deutsches Fliegergeschwader setzte durch nächtlichen Bombenangriff das große Munitionslager von Cerisy (an der Somme südwestlich von Bray) in Brand; die langandauernden, mächtigen Detonationen waren bis nach St. Quentin fühlbar. 
Heeresgruppe Kronprinz: 
Feuer französischer, im Südteil von Reims stehender Batterien auf Ortschaften hinter unserer Front wurde von uns erwidert und zur Vergeltung die Stadt Reims beschossen. 
Im Maasgebiet keine besonderen Ereignisse. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Die russische Artillerie entfaltete zwischen Dünaburg und dem Naroczsee eine über das gewöhnliche Maß hinausgehende Tätigkeit. Schwache feindliche Angriffe nordöstlich von Coduzischki und südlich der Moskauer Straße wurden leicht abgewiesen. Nordöstlich von Werchy nahmen wir ohne eigene Verluste einen kleinen russischen Brückenkopf auf dem linken Stochodufer und brachten eine Anzahl Gefangene ein. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Im Tölgyesabschnitt gewannen die Russen nach mehrfachen vergeblichen Angriffen schließlich an einzelnen Stellen Gelände. Westlich der Bodzapaßstraße nahmen wir am Sirin verlorene Linien im Sturm zurück. 
Im Abschnitt von Campolung heftiger Artilleriekampf. Westlich des Targuluitales unternahmen die Rumänen im Laufe der Nacht sechs vergebliche Gegenangriffe. 
Südöstlich des Roten Turm-Passes schritt in der Gegend von Spini unser Angriff günstig vorwärts; der Feind ließ 10 Offiziere, 1000 Mann gefangen in unserer Hand. Auch südlich des Vulkanpasses machten wir Fortschritte. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Die Lage ist an beiden Fronten im allgemeinen unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Die Zerstörung des Munitionslagers bei Cerisy

Berlin, 7. November. (Amtlich.)
In der Nacht vom 6. zum 7. November griff ein deutsches Flugzeuggeschwader französische Truppenlager in der Mulde dicht westlich des Bois Gressaire und im Bois Celestins (nördlich Cerisy an der Somme) mit Bomben an. Gute Wirkung in den Zelten und Baracken, in denen Brände aufbrachen, wurde erkannt.
Ein anderes deutsches Bombengeschwader belegte in derselben Nacht den großen Munitionsbahnhof von Cerisy, auf dem lange Güterzüge hielten, mit Bomben. Durch zahlreiche Treffer wurde dieser Bahnhof, der den Mittelpunkt für den Munitionsnachschub der Franzosen an der Somme bildet, und die umliegenden Munitionslagerräume in Brand gesetzt, aus denen alsbald helle Flammen emporloderten. Der Brand griff auf das ganze große Munitionslager über, das in ununterbrochenen Explosionen in die Luft flog. Brandstätte und Scheinwerferstellungen wurden von unseren tapferen Fliegern mit Maschinengewehren beschossen. Eine riesige Rauchwolke bildete sich über der Brandstätte und machte sich noch in 2800 m Höhe bemerkbar. Die Explosionen der Geschosse wurden noch in St. Quentin an heftigen Erschütterungen gespürt. Der gewaltige, immer neu auflodernde Feuerschein konnte unvermindert bis zum Tagesanbruch beobachtet werden.
Durch andere deutsche Flugzeuggeschwader wurden in derselben Nacht an zwanzig mit Truppen belegte Ortschaften und Lager hinter der feindlichen Front mit Bomben angegriffen. Auch hier wurde gute Wirkung durch zahlreiche Brände festgestellt. Ebenso wurden die Bahnanlagen bei Proyart, Amiens und Longueau durch Bombentreffer beschädigt. Aus der Strecke Amiens-Pont de Metz vernichtete ein Volltreffer einer 50-kg-Bombe einen fahrenden Zug.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Sechs russische Stürme bei Campolung abgeschlagen 

Wien, 7. November. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Im Abschnitt des Vörös Toronyer (Roten Turm)- Passes wurde der Feind durch umfassenden Angriff von den Höhen nördlich von Spini vertrieben, wobei er 10 Offiziere und 1000 Mann an Gefangenen zurückließ. Nordwestlich von Campolung schlug eine unserer bewährten Gebirgsbrigaden sechs rumänische Stürme ab. Südlich Kraszna wurde dem Feind eine Höhe entrissen. Bei Tölgyes haben die Russen unsere Front im Grenzgebirge in mehrtägigem zähen Kampf um einige Kilometer zurückgedrückt. Der Berg Bedul östlich von Kirlibaba wurde vor dem Massenfeuer der russischen Artillerie wieder geräumt. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Im Wippachtale und auf dem Karst kam es gestern zu keinen größeren Kämpfen. Die Lage ist unverändert. Die Italiener verhielten sich ruhig. Ihr groß angelegter Angriff der ersten Novembertage ist mißlungen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Heldentod des k. u. k. Fliegerleutnants Klasing

Triest, 7. November.
Linienschiffsleutnant Gustav Klasing, einer der erfolgreichsten österreichisch-ungarischen Fliegeroffiziere, hat gestern den Heldentod gefunden. Klasing hatte am 8. Juni 1915 das italienische Luftschiff "Citta di Ferrara" vom Marineflugzeug "L 48" aus in Brand geschossen und vernichtet.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 7. November. 
Amtlicher Generalstabsbericht vom 7. November: 
Die Lage ist unverändert. Im Cernabogen lebhafte Artillerietätigkeit. An der übrigen Front schwaches beiderseitiges Artilleriefeuer und Plänkeleien zwischen Wachabteilungen. Feindliche Flieger entfalteten lebhafte, aber wirkungslose Tätigkeit hinter unserer Front. 
Rumänische Front: 
In der Dobrudscha Gefechte zwischen vorgeschobenen Abteilungen. Feindliche Schiffe beschossen Konstanza und Mangalia, zogen sich aber, von unseren Wasserflugzeugen angegriffen, aufs hohe Meer zurück. Längs der Donau stellenweise Artillerie- und Infanteriefeuer. Wir haben mehrere Boote unterhalb von Golem Kalafat durch Feuer zerstört. In der Dobrudscha unbedeutende Zusammenstöße zwischen Aufklärungs- und Wachtabteilungen. An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe. In Konstanza haben die beiden letzten Beschießungen durch die russische Flotte am 2. und 4. November großen Schaden angerichtet.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 7. November. 
Bericht des Hauptquartiers: 
An der Tigrisfront belästigten wir den Feind durch wirksames Artilleriefeuer. Südlich von der Stellung von Fellahie auf dem rechten Ufer des Flusses zerstreuten unsere freiwilligen Krieger eine feindliche Schwadron, schlagen zwei Infanteriebataillone, die der Feind zur Verstärkung schickte, und zwangen sie zum Rückzug. Im Verlauf dieser Kämpfe, die für uns mit einem vollen Erfolg endeten, erlitt der Feind große Verluste, während unsere Verluste ganz unbedeutend waren.
An der Kaukasusfront auf dem rechten Flügel Scharmützel, die zu unseren Gunsten ausfielen. Im Zentrum zerstreuten wir den Feind durch unser wirksames Artilleriefeuer. Auf dem linken Flügel wiesen wir mit Erfolg feindliche Erkundungsangriffe zurück. 
Am 4. und 5. November unternahmen wir einen überraschenden Angriff gegen die Insel Kecowa, westlich von Antalia, die seit langem den Banditen als Zufluchtsort dient, welche unter dem Schutze der feindlichen Flotte unsere Küste überfallen und plündern. Unsere Unternehmung war erfolgreich. Eine große Zahl von Gewehren und eine Menge Mehl, sowie Vieh wurden erbeutet. Die Banditen hatten hundert Tote. Wir machten einige Gefangene, die gehängt werden sollen. 
Ein feindliches Flugzeug, das am 6. November um 2 Uhr nachmittags von Metelin kommend über Yenifota in der Gegend von Smyrna flog, wurde durch eins unserer Flugzeuge abgeschossen und fiel ins Meer. Beobachter und Pilot konnten nicht gerettet werden.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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