Der Weltkrieg am 11. September 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Russischer Vorstoß auf Halicz vereitelt

Großes Hauptquartier, 11 . September. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Herzogs Albrecht von Württemberg:
Nichts Neues.
Front des Generalfeldmarschalls Kronprinz Rupprecht von Bayern: 
Dem großen englischen Angriff vom 9. September folgten gestern begrenzte, aber kräftig geführte Stöße an der Straße Pozières-Le Sars und gegen den Abschnitt Ginchy-Combles. Sie wurden abgewiesen. Um Ginchy und südöstlich davon sind seit heute früh neue Kämpfe im Gange. Bei Longueval und im Waldchen von Leuze (zwischen Ginchy und Combles) sind in den gestern geschilderten Nahkämpfen vorgeschobene Gräben in der Hand des Feindes geblieben. Die Franzosen griffen südlich der Somme vergeblich bei Belloy und Vermandovillers an. Wir gewannen einzelne am 8. September vom Gegner besetzte Häuser von Berny zurück und machten über 50 Gefangene. 
Front des Deutschen Kronprinzen: 
Zeitweise scharfer Feuerkampf östlich der Maas.  
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Beiderseits von Stara Czerwiszcze erfuhren die abermals und mit starken Kräften angreifenden Russen wie am Tage vorher blutige Abweisung. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Die Kämpfe zwischen der Zlota Lipa und dem Dnjestr am 7. und 8. September stellen sich als Versuch der Russen dar, unter Ausnutzung ihres Geländegewinnes vom 6. September in schnellem Nachstoß auf Bursztyn durchzubrechen und sich gleichzeitig in Besitz von Halicz zu setzen. Die geschickt geleitete und ebenso durchgeführte Verteidigung des Generals Grafen v. Bothmer hat diese Absicht vereitelt. Die Russen erlitten ungewöhnlich schwere Verluste. 
In den Karpathen ist die Lage im allgemeinen unverändert.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Rumänische Angriffe bei Orsova abgewiesen

Wien, 11. September. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
Nördlich von Orsowa wiesen unsere Truppen mehrere feindliche Angriffe ab. Westlich der Becken Gyergyo und Csik wurde unsere Front etwas zurückgenommen. Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Stärkere feindliche Angriffe nördlich des Goldenen Bistritztales und der Rafailowa blieben erfolglos. Sonst keine Ereignisse. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Am unteren Stochod wiederholte der Feind seine heftigen Angriffe, die im Artilleriesperrfeuer oder vor den eigenen Gräben zusammenbrachen. An der übrigen Front ist die Lage unverändert. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der Front zwischen dem Etsch- und dem Astachtal entfalteten die Italiener eine erhöhte Tätigkeit. Unsere Höhenstellungen in diesem Raum standen gestern unter starkem Artillerie- und Minenfeuer. Im Abschnitte Monte Spil-Monte Testo wurde ein Vorstoß von mehreren feindlichen Bataillonen abgeschlagen. Am Pasubio drang der Gegner an zwei Stellen in unsere Linien ein. Gegenangriffe warfen ihn sogleich wieder hinaus. 68 Gefangene blieben in unseren Händen. Auch am Monte Majo scheiterte ein feindlicher Angriff. An der übrigen Front im Südwesten hielt der Geschützkampf zumeist in mäßiger Stärke in mehreren Abschnitten an.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
An der Vojusa keine Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Gefangene Rumänen in Sofia
Gefangene Rumänen in Sofia 
Aufnahme vom 11. September 1916

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 11. September. 
An der rumänischen Front längs der Donau Geschützfeuer bei Tekija, Widdin, Lom Palanka, Grenowo und Sistow. In der Dobrudscha geht die Offensive weiter. Am 10. September sind unsere Truppen in Silistria eingezogen, dessen Bevölkerung ihnen einen triumphähnlichen Empfang bereitet hat; die dreifarbige bulgarische Fahne weht zerfetzt auf dem Fort Arabtabea. Wir haben in dem festen Platze zehn Festungsgeschütze und eine große Menge Kriegsmaterial vorgefunden. 
Die feindlichen Truppen haben sich, von unserer Kavallerie verfolgt, auf beiden Donauufern nach Nordosten und Osten zurückgezogen. Der Rückzug der Rumänen, Russen und Serben, besonders aber der ersteren geht unter den schrecklichsten Grausamkeiten gegen die wehrlose Bevölkerung vor sich. Der Armeeführer berichtet unter dem 10. September was folgt: "Vom ersten Tage nach Überschreitung der Grenze an habe ich eine Reihe von schändlichen Unmenschlichkeiten der rumänischen Armee festgestellt, die sich mehr und mehr als Taten einer unglaublichen Vertiertheit herausstellen. So haben die rumänischen Behörden einige Tage vor der Kriegserklärung der Bevölkerung alles Vieh ohne förmliche Requisition entführt. Auf seinem Rückzuge hat der Feind besondere militärische Abteilungen zur Niederbrennung der bulgarischen Dörfer gebildet; die Dörfer Eiskiöj, Aitomrovo, Srebarna, Gschumaja, Mahale, Tatar Atmadja und andere in der Umgegend von Turakan und Silistria brennen noch. Eine bei Sansanlar geschlagene Abteilung, welche fluchtartig auf Silistria zurückgegangen war, hat am 7. September abends eine ganze Kompagnie mit zwei Offizieren in das Dorf Srebarna geschickt, welche dort die ganze männliche Bevölkerung festnahmen und in der Nacht haben umbringen lassen; Platz und Straßen des Dorfes liegen voll Leichen der unschuldigen, aufs unmenschlichste verunstalteten Opfer. Eine Anzahl Kinder desselben Dorfes sind in den Häusern eingeschlossen und verbrannt worden, die übrigen Kinder und die Frauen sind nach Silistria geschleppt. Am 6. September morgens sind die Männer aus dem Dorfe Alifak an das Donauufer geführt, unbarmherzig niedergemacht und ihre Leichen in den Fluß geworfen worden. Alle Einwohner der Dörfer Kalipetrowo, Aitemir, Karaomur und Babuk sind ausnahmslos auf das jenseitige Donauufer abgeführt worden, wo sie nach Aussagen der Bevölkerung diesseits der Stadt Kalarasch nahe dem Flußufer festgehalten werden, um den feigen Feind gegen das bulgarische Feuer zu decken."
Mazedonische Front: 
Am 10. September südlich vom Ostrowosee Infanteriegefecht gegen ein am Tage zuvor geschlagenes Zuavenregiment. In der Gegend von Moglenica und im Vardartal von beiden Seiten Geschützfeuer. Im Strumatale haben feindliche Abteilungen versucht, den Fluß bei den Dörfern Newolen und Kardikiöf zu überschreiten, aber, durch unsere Truppen angegriffen, wurden sie unter schweren Verlusten auf das rechte Ufer zurückgeworfen. An der Strumamündung haben mehrere englische Kompagnien, von ihrer Artillerie auf dem rechten Ufer des Flusses und von den Geschützen ihrer Kriegsschiffe unterstützt, versucht, gegen Osten vorzugehen, sind aber vom Feuer unserer Truppen empfangen, angegriffen und in ihre Ausgangsstellung zurückgeworfen worden; zwei feindliche Bataillone, die sich anschickten, diesen Vorstoß zu unterstützen, wurden durch unser Geschützfeuer zerstreut. Die feindliche Flotte kreuzt gewohnterweise längs der Küste des Ägäischen Meeres vor Kawala, Eleuthera und im Golfe von Orfano.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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